Vordergründig geht es nur um 250 Euro. Zunächst. Etwa 10.000 Euro jährliche Folgekosten fallen dann zusätzlich an. Aber auch diese finanzielle Dimension dürfte am kommenden Montag in der Sitzung des Finanzausschusses nicht entscheidend sein. Bedeutender ist die damit verbundene inhaltliche und geografische Neuorientierung. Die soll Bad Kreuznach nach dem Willen der Stadtspitze in Richtung Osten vornehmen.
“neue Kooperationspotenziale”
Also nicht in den fernen Osten, obwohl von dort schon mehrfach Delegationen an die Nahe kamen und Kooperation suchten. Und auch nicht in den Nahen Osten. Denn daher kommen mehr Flüchtlinge als Touristen. Sondern in den ganz ganz nahen, quasi vor der Haustür liegenden Osten. Hin zu “neuen Kooperationspotenzialen, die sich vom Marketing bis hin zur raumübergreifenden Entwicklung touristischer Infrastruktur erstrecken”. Um das zu erreichen soll die städtische GuT Gesellschafterin der Rheinhessen-Touristik GmbH werden.
Nicht auf Naheland-Touristik beschränken
Die Begründung der Verwaltung: “Bad Kreuznach kommt aufgrund seiner besonderen Lage am Schnittpunkt zwischen den Räumen Nordpfälzer Bergland, Nahetal, Hunsrück/Soonwald und Rheinhessen/Mittelrheintal eine Brückenfunktion zu. Gerade im Hinblick auf die Außenwerbung und Sichtbarmachung touristischer Angebote der Stadt im Rhein-Main-Gebiet ist es im Interesse der Stadt, sich im Regionalmarketing nicht ausschließlich auf die Mitgliedschaft zur Naheland-Touristik GmbH zu beschränken, zumal in deren strategischer Ausrichtung Gesundheit und Wellnessangebote keine zentrale Rolle spielen und die räumliche Orientierung stark von den Interessen des Landkreises Birkenfeld bestimmt ist”.
Lücke im Radwegenetz?
Und weiter: “So fehlt es derzeit im rheinhessischen Radwegnetz an einer Verbindung Ost-West-Bad Kreuznach bis zum Rhein. In verschiedenen Gesprächen mit den für Tourismus Verantwortlichen wurde die Frage des Eintritts von Bad Kreuznach in die Rheinhessen-Touristik GmbH erörtert und fand positive Aufnahme”. Mit welchen Verantwortlichen wer gesprochen hat und was konkret gesagt wurde, ist der Verwaltungsvorlage nicht zu entnehmen.
ADD stimmte bereits zu
Wohl aber in bemerkenswerter Detailtiefe der Gesellschaftsvertrag der Rheinhessen-Touristik GmbH, Informationen zu deren Gesellschaftern und Aufgabenstellungen und die Information, dass die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) mit Schreiben vom 18.12.2018 einer Beteiligung bereits zugestimmt hat. Antonio Valentino, der heute von einem mehrtägigen Verwandschaftsbesuch heimkehrte, findet die Öffnung nach Rheinhessen “interessant”. Aber er fragt, warum sich die Stadt zunächst um strategische Fragen Gedanken macht, obwohl die Hausaufgaben einmal mehr nicht erledigt sind.
Am Neujahrstag war er um einen Blick über das Stadtgebiet zu nehmen, auf der Kauzenburg zu Gast. Auf dem Weg dorthin fiel ihm am Parkplatz ein übervoller Mülleimer auf. Acht Tage später nach seiner Heimkehr war er gestern Nachmittag wieder auf dem Berg mitten in der Stadt. Und der Müll war nicht nur nicht entfernt worden, er hatte sich zwischenzeitlich auf einer grössen Fläche ausgebreitet. Seine Frage: “was sollen denn Touristen, die bei uns sowas ansehen müssen, von uns denken?”