Herren wie Damen in grauen Anzügen, in blauen Hemden, roten Krawatten und mit Stubbi. Nicht alle natürlich. Zu uniform soll es dann ja auch nicht sein. Und in jedem Fall ohne Gruppenzwang. Aber die Kleiderordnung als kleine Reminiszenz an “Die PARTEI”-Gründung und die Getränkewahl als Anspielung auf den ersten bundesweit erfolgreichen Slogan (“Das Bier entscheidet” als satirischer Kommentar zur erfolglosen 2013er SPD-Wahlaussage “Das wir entscheidet”) sind schon nach wenigen Jahren liebgewonnene Traditionen.
Auch in anderen Aspekten bemüht sich Die PARTEI um Kritik durch Annäherung an das Establishment. Nachdem es der CDU schon vor Jahren gelang mit Julia Klöckner eine Frau an die rheinland-pfälzische Parteispitze zu wählen, zog am vergangenen Samstag auch Die PARTEI nach. Celina Senking (in unserem Herrengruppenbild mit Dame die vierte von links) aus Bad Ems ist die neue Landesvorsitzende. Natürlich sind Unterschiede unverkennbar. Zum Beispiel ist Senking mit 23 Jahren heute die mit Abstand jüngste Landesvorsitzende aller Landesparteien. Aber dieses “Problem” erledigt sich ja ganz biologisch von selbst, wenn sie lange genug durchhält.
“Satirisch kritisieren und auf Mißstände aufmerksam machen” beschreibt Stefan Butz, “erster Beisitzer” im Landesvorstand und auch Kreisvorsitzender an der Nahe als Anliegen seiner Parteigenossen, die auch über einen MADP verfügen, einen Militärischen Arm Der Partei. Auf der Landesmitgliederversammlung im Keller der Alternativen Jugend Kultur AJK war der durch Genossx Paulson (Bildmitte), Genossx Schwarz (links) und Genossx Unruh vertreten. Sie sehen sich als “Parteiarbeitskolonne, also eine nette Truppe, die sich als Helfer der Gruppe verstehen und zB Infostände aufbauen”.
Wenn Stefan Butz feststellt, dass “es ein Teil unserer Arbeit ist, uns unbeliebt zu machen”, scheint Die PARTEI dieses Ziel bisher nicht erreicht zu haben. Denn die Mitgliederzahl ist landesweit auf rund 1.400 angewachsen. Und in Bad Kreuznach wählten 1,2% bei der letzten Bundestagswahl Die PARTEI und damit etwa drei Mal soviele wie ÖDP oder Piraten und fast genau so viele wie die Freien Wähler. Butz räumt dann auch ein, warum Die PARTEI sogar an der Wahlurne erfolgreich ist: “Die PARTEI schafft es junge Menschen zu politisieren”. Dazu wird ganz nach dem Vorbild der Altparteien auch umfangreiches Werbematerial eingesetzt, in dem die entspannte Forderung “Inhalte überwinden” nur eine von vielen ist.
Auch praktische Lebenshilfe gehört zu den Werbeträgern. So schützt ein Aufkleber vor dem Einwurf von Rechnungen in den Hausbriefkasten (der ist leider vergriffen, also der Aufkleber). Und die Leinenbeutel mit dem Hinweis auf “Tragbare Politik” (Bild oben) sind wirklich nicht so gross, dass viel Ballast hineinpasst.