Forderungen stellt er keine. Öffentlich. Er weiss: das kommt nicht gut an bei den harmoniebedürftigen Christdemokraten an der Basis. Aber er steht bereit. Für den Fall, dass einer oder mehrere nach ihm rufen. Nicht auf einem der ersten Plätze. Dazu sind seine Kritiker zu einfluss- und zahlreich. Aber nach den einstelligen Plätzen könnte seine grosse Stunde kommen. Ein Taktikfuchs wie Werner Klopfer kann sich zurücknehmen, um ein Ziel dennoch zu erreichen.
Kernstadt unterrepräsentiert
Natürlich muss es insgesamt passen. Auch der Gegenkandidat. Norbert Welschbach ist so einer. Er bietet vielfältige Angriffspunkte: im Kernstadtgebiet kaum bekannt. Zwar jünger als Klopfer, aber zu alt, um für eine Erneuerung mit Perspektive zu stehen. Und auf der Liste des Vorstandes der vierte Bad Münsterer auf den vorderen Plätzen. Viele CDUler in den vier traditionellen Stadtteilen und in der Kernstadt sehen sich da unterrepräsentiert.
Wahlrechtskenntnisse nützlich
Denn auch wenn das Kommunalwahlrecht personalisiert ist: ein Listenplatz weit vorn erhöht ganz konkret die Wahlaussichten. Wer die CDU ankreuzt, dann aber nicht alle 44 Personenstimmen verteilt, wählt die Liste von oben runter. Beispiel. Wählerin MG kreuzt die CDU an und verteilt dann 31 der ihr möglichen 44 Personenstimmen quer über den Stimmzettel. Gewertet werden dann zunächst einmal die 31 Personenstimmen dort, wo Wählerin MG sie vergeben hat.
Platz weit vorne nützt
Bleiben 13 Personenstimmen übrig. Und die werden dann auf der von ihr angekreuzten Liste von Platz 1 bis Platz 13 verteilt (unterstellt diese Personen sind wie bei der CDU üblich nur einfach aufgeführt). Sollte sie bei einem der dort platzierten KandidatInnen eine der 33 Personenstimmen vergeben haben, erhält dieser Kandidat keine der 13 Personenstimmen, sondern die 14te auf der Liste profitiert. Für alle KandidatInnen, die nicht soooo bekannt sind, ist also ein Platz weit vorn von Vorteil.
Klopfer kanns
Insider wissen das. Die selbstbewussten KandidatInnen können auch mit einem Platz weit hinten leben. Ein bisschen Personenwahlkampf hier, eine gesellschaftliche oder berufliche Stellung genutzt dort und schon sind die nötigen Zusatzstimmen eingefahren, um weit nach vorn zu rutschen. Werner Klopfer ist so einer. Er könnte auch vom letzten Platz 44 in den Kreis der gewählten nach oben springen. Glauben seine innerparteilichen Gegner. Und daher wollen sie ihn erst gar nicht auf der Liste.
Wechselwähler binden
Doch mit dieser im Vorstand erdachten Taktik könnten sie sich verrechnet haben. Denn viele der einfachen Parteimitglieder, die Klopfer nicht auf Platz 1 oder 5 aufstellen würden, meinen im Sinne der innerparteilichen Harmonie, dass er dann doch auf die Liste gehört. Und im Kreis der KandidatInnen sind jene Mitbewerber beliebt, die nicht nur typische CDU-Wähler ansprechen, sondern in der Lage sind WechselwählerInnen zu binden. Um so mehr Stimmen über das klassische CDU-Klientel hinaus gewonnen werden, um so mehr Sitze werden absolut errungen.
“Klopfer wirft hin”
Und um so mehr Sitze für die CDU, um so mehr einfache Bewerber haben eine Chance reinzurutschen. Für den Fall, dass die CDU Klopfer nicht auf die Liste nimmt, schafft sie sich so oder so ein Problem. Selbst wenn der dann nicht wieder etwas eigenes auf die Beine stellt, ist schwer vorstellbar, dass er die aktuelle Fraktion noch ein halbes Jahr lang führen wird. “Der wirft denen den Bettel vor die Füsse” ist sich ein langjähriges Mitglied im CDU-Stadtverband sicher, der auch schon mal im Kreistag sass.
Freude der Mitbewerber
Das würde, so mahnende Stimmen in der Partei, die Christdemokraten viel härter treffen, als sie sich das heute eingestehen. Sie müssten die Etatberatungen für 2019 und den Kommunalwahlkampf ohne ihre rhetorisch stärkste und erfahrenste Waffe führen. Die kommunalpolitischen Mitbewerber wird das freuen. “Gravierende Fehlentscheidungen sind dann vorprogrammiert” befürchten mehrere CDUler im Gespräch mit dieser Seite.
Einladung jetzt auch auf der CDU-Seite
Eine Hoffnung für die CDU-Harmoniker und Werner Klopfer könnte in der Flexiblität der örtlichen Parteiführung bestehen. Nachdem diese Seite am 27.11.18 unter der Überschrift “So stolpert die Stadt-CDU ins Wahl-Aus” darauf hinwies, dass die Mitgliederversammlung am 28.11.18 auf der Internetseite der Stadt-CDU glatt unterschlagen wurde, erfolgte postwendend eine “Aktualisierung”. Jetzt sind Termin und Tagesordnung veröffentlicht. Und Vorsitzende Erika Breckheimer bringt zum Ausdruck, dass sie sich freuen würde, “wenn Sie an dieser wichtigen Versammlung teilnehmen”. Na das machen wir doch gern.