Meinung: kämpfen statt kneifen

Veranstaltungsgäste parken rund um die Konrad-Frey-Halle private Grundstückseinfahrten zu. Der Radweg in der Mannheimer Strasse wird stundenweise als kostenlose Abstellfläche für Autos missbraucht. Gehwege werden von fussfaulen Zeitgenossen zugestellt. Autohändler stellen nicht zugelassene Kfz auf öffentlichen Verkehrsflächen ab. Mieter, die zu bequem sind die Mülltonne aus dem Keller zu holen, stopfen mit ihrem Hausmüll öffentliche Mülleimer voll. Weil Gastronome eine vernünftige Entlüftungsanlage sparen öffnen sie im Sommer nachts rechtwidrig Türen und Fenster und beschallen so ganze Strassenzüge.

Was hat all das mit “Sicherheit” und / oder “Sicherheitsgefühl” zu tun. Gar nichts. Das ist der ganz normale Wahnsinn menschlichen Fehlverhaltens. Und um die Last für die grosse Mehrheit der BürgerInnen durch diese Egoisten und Störer zu mindern sind mehr Kontrollen und mehr Einsatzkräfte erforderlich. Die SPD hat also mit ihrem Antrag ein real existierendes Problem angesprochen. Und einen lösungsorientierten Vorschlag gemacht. Aber mit einer teilweise abwegigen Begründung (“Sicherheitsgefühl”). Wer sein Auto nicht mehr vom Grundstück fahren kann, weil die Ausfahr zugeparkt ist, wer nachts Schlafen möchte, daran aber durch Krawalle aus offenen Kneipenfenstern oder Autoradios gehindert wird, in beiden Fällen das Ordnungsamt ruft – aber nicht erhört wird, der fühlt sich doch nicht unsicher. Der fühlt sich im Stich gelassen.

Peter Grüßner hat es am ehesten getroffen. Solange, bis das Einhalten von Regeln wieder eine Selbstverständlichkeit ist, muss die Stadt mehr tun als bisher. Und für die Betroffenen ist es doch vollkomnmen egal, ob eine richtige Problembeschreibung und eine zielführende Forderung von “Populismus” oder “Wahlkampf” motiviert ist. Insofern haben sich die Genossen mit dem Zurückziehen ihres Antrages mal wieder selbst ein Bein gestellt. Statt zu kämpfen haben sie gekniffen. Dadurch haben sie ihr Anliegen stärker in Frage gestellt, als es eine Abstimmungsniederlage getan hätte. Denn dann hätten die Neinsager ihre Verweigerungshaltung erklären müssen. So wird intern weiter an Konzepten gebastelt. Und in der Bevölkerung wächst der Frust.

Strigidus Minor