Listen, Tabellen, viele Zahlen und dann noch Gesetze, deren Namen gefühlt länger sind, als manch treffender Zweizeiler von Eugen Roth oder Wilhelm Busch. Wer noch nie an einer Sitzung des Finanzausschusses teilnahm, muss zwangsläufig das Vorurteil haben, Treffen dieses Gremiums seien trocken und langweilig. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Selbst wenn Werner Klopfer (CDU, Spitzname: Napoleon) und Erich Menger (SPD, Spitzname: Brüller) wie am 16.10.18 nicht anwesend sind.
Beiträge mit einem hohen Unterhaltungswert für die ZuhörerInnen leisten einige. Am Dienstag tat sich besonders Bürgermeister Wolfgang Heinrich hervor. Nachdem Dr. Herbert Drumm (Freie) als einziger nicht für den 500 Euro – Zuschuss an den TC Han Kook e.V. für die Durchführung des Silvester-Crossrennens gestimmt hatte, forderte ihn Heinrich zum Mitlaufen auf. Lautes Auflachen bei Ausschussmitgliedern und ZuhörerInnen. Die – sagen wir mal stämmige – Figur des Physikers, die hinsichtlich seiner Fortbewegung bei mehr als Schrittgeschwindigkeit eher für ein Rollen spricht, macht die Vorstellung ihn laufen zu sehen, lustig. Das Gelächter steigerte sich noch, als der Bürgermeister anfügte: “ich mach dann auch mit”. Dass er ein Typ ist, der anpackt, hatte Heinrich schon vor Beginn der Sitzung unter Beweis gestellt. Während sich der Kämmereiamtsleiter Thomas May noch um die Zusammenstellung der Sitzungsunterlagen kümmerte, stellte Heinrich die Tische persönlich so um, dass die Verwaltung ganz nah dran an den Ausschussmitgliedern saß.
Hochbegabter Schauspieler
Auch der Rheinländer Günter Meurer (SPD), nicht nur an Theken als “der Günni” bekannt, sorgt immer wieder für sprachliche und dramaturgische Höhepunkte. Mimik, Gestik und Intonation seiner Beiträge verraten ihn als hochbegabten Schauspieler, der sich auch im Hauptberuf als Meister im Kachelofen- und Luftheizungbauhandwerk der heissen Luft verschrieben hat. Während er in der letzten Sitzung des Finanzausschusses mit seinem an Klopfer gerichteten Hinweis, “Sie haben ja vor gar nichts Angst” (diese Seite berichtete am 11.10.18 unter der Überschrift “Kleine Brötchen”) die humorvollste Drohung des Jahres formulierte, blieb er am 16.10. eher blass.
Vespers Priorität ist der Hund
Dafür gewährte Dr. Michael Vesper Einblicke in seine persönliche Prioritätenliste. Auf der steht sein Hund ganz oben. Der begleitet den Geschäftsführer der GuT zur Arbeit und durfte als einziger Vierbeiner schon an der Sitzung des Stadtrechtsausschusses im März teilnehmen. Auch die Diskussion über den Tourismusbeitrag im Finanzaussschuss verfolgte Vespers bester Freund live, allerdings erkennbar eher gelangweilt. Der Hund schien mehr erleichtert als der Tourismusleiter selbst, als zu seiner Betreuung während der laufenden Sitzung Vespers eigens dafür angereiste Ehefrau (die er gleichwohl nicht zum Tourismusbeitrag veranlagte) eintraf und die Haustierbetreuung übernahm. Wobei festzustellen ist, dass der Hund besser auf Dr. Vesper hört, als manches GuT-Aufsichtsratsmitglied.
Kleine blaue Kärtchen
Aber nicht damit schoss Dr. Vesper in der gemeinsamen Sitzung des Finanzausschusses und des GuT-Aufsichtsrates, die in deren Verwaltungsgebäude am Rolf-Ebbeke-Platz (früher Fürstenhofplatz) stattfand, den Vogel ab. Sondern mit seinem persönlichen Punkt zwei auf der Prioritätenliste. Dies sind Freifahrscheine. Kleine blaue Kärtchen, die lendenlahmen Autofahrern ermöglichen, direkt vor dem Sitzungsgebäude zu parken, aber den für Normalsterbliche dadurch fälligen teuren Parktarif einzusparen. Bei der Ausfahrt an der Schranke eingeschoben, öffnen sie diese unentgeltlich. Die teilte Dr. Vesper in aller Seelenruhe persönlich aus, während sich Bürgermeister Heinrich wortreich bemühte den Tourismusbeitrag zu retten. Klar, wem in diesen Minuten die Aufmerksamkeit vieler Mandatsträger gehörte: dem GuT-Geschäftsführer.