Bei der Tourismusförderung wirken viele Akteure mit. Auf Stadtebene ist die GuT GmbH zuständig. Die in Bad Kreuznach erhobenen Beiträge werden ausschliesslich für deren Aktivitäten verwendet. Auf Kreisebene existiert eine Zusammenarbeit mit dem Landkreis Birkenfeld, die zur Gründung der Naheland-Touristik GmbH (NLT) führte. Aus der möchte die Bad Kreuznacher Stadtspitze nun austreten. Fachleute, die ohne Bad Kreuznacher Sichtfeldverengungsbrille auf der Nase statt Nabelschau Naheschau betreiben, befürchten durch diesen Schritt Nachteile für die ganze Region, die sich dann auch negativ auf die Kreisstadt auswirken. Dr. Rainer Lauf, der Vorsitzende des Regionalbündnisses Soonwald-Nahe hat dazu folgende Stellungnahme gegeben:
“Das Thema der regionalen Identität spielt im Hunsrück-Nahe-Raum seit Jahren immer wieder eine Rolle, wenn es um die Frage der Zusammengehörigkeit der Region geht. Kulturell, wirtschaftlich und touristisch gibt es hier viele historische Gemeinsamkeiten. Um diesen Prozess der besseren Identifikation mit unserer Heimatregion kümmert sich seit einigen Monaten eine „Arbeitsgruppe Regionale Identität“ unter Federführung des Regionalbündnis Soonwald-Nahe. In der Gruppe sind rund 25 Institutionen einbezogen, aber auch eine Reihe engagierter Einzelpersonen aus Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft, Winzerschaft, Gastronomie, Naturschutz, Kultur, Landjugend, der Naturparke und des Nationalparks: Menschen von Birkenfeld bis Bingen und von Simmern bis Meisenheim (gesonderter Sachbericht über die Arbeit der AG folgt). Hier findet ein geräuschloser, aber enorm wichtiger Prozess des Zusammenfindens und Zusammenarbeitens in Gesprächen, Ideenaustausch und Entwicklung kreativer Projekte statt.
Leider gibt es aber auch andere Entwicklungen im Hunsrück-Nahe-Raum, die von einzelnen Vertretern aus der Kommunalpolitik in die öffentliche Diskussion geworfen werden. Aktueller Anlass ist die Diskussion um die geeignete Tourismusstrategie des Gesamtraumes oder einzelner Kommunen und damit verbundener Abspaltungen oder Austrittsankündigungen aus der Naheland-Touristik GmbH (NLT). Hierzu hat die AG Regionale Identität in ihrer Sitzung diese Woche ausführlich diskutiert und Stellung bezogen:
Der Vorwurf mangelnder Aktivität an die NLT ist ein Schuss nach hinten, denn für die finanzielle und personelle Ausstattung und damit auch für die Effektivität sind die kommunalen Gesellschafter zuständig. Wer Vergleiche mit anderen großen Tourismusdestinationen zieht, muss dann auch für die gleichen Voraussetzungen sorgen. Eine Personifizierung der Kritik auf die Geschäftsführerin ist auch aus diesen Gründen unanständig.
Die aus Fehlinterpretationen von Gästezahlen resultierende Schlussfolgerung, mit einem Ausstieg aus der NLT könne man in Zukunft besseres Marketing betreiben und höhere Gästezahlen erreichen, ist ohne gründliche fachliche Analyse und unter Vorwegnahme möglicher Ergebnisse eines notwendigen Diskussionsprozesses grob fahrlässig und nicht zielführend.
Vielmehr belegen viele Fakten und eine immer intensivere und bessere Zusammenarbeit auf der Arbeitsebene der verschiedenen Akteure und Institutionen der Region, dass eine Kooperation im gesamten Gebiet funktioniert und gute Ergebnisse bringt. Die Vermarktung der regionsübergreifenden Premium-Steige, die Regionalmarke SooNahe und der neue Hildegard von Bingen-Pilgerwanderweg sind beste Beispiele aus jüngster Zeit.
Touristen, die mehrere Tage in einer Region verweilen wollen, begnügen sich nicht nur mit Edelsteinen oder nur mit den Salinen, sie suchen Naturerlebnisse, Wandermöglichkeiten und Radwege, aber auch Genuss mit Wein, regionalen Produkten und Gesundheitsangeboten. Die Kombination macht die Attraktivität. Und darunter hat die Region auch echte Alleinstellungsmerkmale, die sie dann anderen gegenüber attraktiver macht: Wilde Katzen (der Nationalpark mit dem größten Wildkatzenvorkommen), Starke Frauen (z.B. Hildegard von Bingen), Weltspitzen-Weine (unbestritten für den Nahewein).
Dass dabei Birkenfeld als Nationalpark-Verbandsgemeinde oder Bad Kreuznach als Hauptstadt des Weinlandes Nahe aus dieser gemeinsamen Stärke aussteigen wollen ist kurzsichtig, schädlich und unverantwortlich! Wenn Birkenfeld denkt, es müsse sich besser vermarkten oder Bad Kreuznach auch in Richtung Rheinhessen und Mittelrhein tendiert, dann können sie das gerne verstärkt tun. Denn man kann ja das eine tun ohne das andere zu lassen, nämlich gemeinsam die eigene Heimatregion zu stärken und kooperativ in einer geeigneten Form zu vermarkten.
Vielleicht ist die Debatte, die jetzt läuft auch einmal nötig, um deutlich zu machen, welchen Wert unsere Region für uns darstellt- und nicht nur für Touristen. Diese Debatte sollte aber auf einer fairen, fachlich-sachlichen Ebene ohne persönliche Übergriffe geführt werden. Sie kann durchaus auch die innere Verfassung und Identifikation innerhalb der Region fördern. Letztlich wäre es gut, wenn daraus eine selbstbewusste, schlagkräftige Werbestrategie für die Gesamtregion wird. Denn auf dem Tourismusmarkt haben größere Einheiten, die auch wahrgenommen werden, größere Chancen. Gemeinsames Destinationsmanagment oder -marketing der vorhandenen Marken (Nationalpark und Naturparke, Edelsteinland, Weinland-Nahe, Naheland- und Hunsrück-Touristik, SooNahe…) wäre ein mögliches Ziel. Nicht weniger, sondern mehr Kooperation der Weg dorthin.”