Stadtrat: Fettabscheider in den Ausschuss

Es sollte um Fettabscheider gehen. Drei Anträge lagen vor. Betroffene und interessierte BürgerInnen sassen auf den Zuhörerstühlen. Zu einer Aussprache kam es aber nicht. Denn das Stadtparlament übertrug die Diskussion dem Finanzausschuss. Der soll nun zeitnah klären welche Grundstücke mit dem Abwasserreinigungsgerät ausgestattet werden müssen und ggf die Abwassersatzung überarbeiten. Zu den 95 Gewerbetreibenden, die eine entsprechende Einbauverfügung von der Stadtverwaltung bekommen haben, zählt auch Heinz Wonsyld vom gleichnamigen Cafe am Salinenplatz. Der nutzte die Bürgerfragestunde eingangs der Sitzung um darauf hinzuweisen, dass er für den Fettabscheider seine Backstube umbauen müsse.

Sachkundige Beobachter überraschte der in diesem Punkt harmonische Sitzungsverlauf nicht. Denn auch heute gehören dem Rat der Stadt und den Ausschüssen Mitglieder an, die schon 1992 die kritisierte Satzung beraten haben und damit für die heute zum Streit führenden Unklarheiten persönlich mitverantwortlich sind. Zu laute Worte in der Stadtratssitzung gegen die Verwaltung hätte diese mit Kopien alter Verwaltungsakten schnell zum Verstummen gebracht. Bestandteil des “roten Fadens von Unzulänglichkeiten”, den die CDU-Fraktion in ihrem Antrag erkannt hatte und allein der Verwaltung anheften möchte, sind einige Kommunalpolitiker höchstpersönlich. Denn fest steht: wer schon lange dabei ist blieb also Jahrzehnte untätig. In der Sache hat sich nämlich in den vergangenen 26 Jahren nur wenig verändert: damals wie heute “fliessen Speiseöle und Speisefette schlecht ab, verhärten oder verharzen im Rohrleitungssystem und verstopfen so Abwasserrohre”, wie die Fachleute vom Abwasserbetrieb TEO wissen. Das Fett verfault – und lockt Ratten an. Es stinkt erbärmlich. Und wenn Fett fault entsteht Schwefelsäure, die Metall und Beton einfach wegfrisst. Ein sehr informativer Filmbeitrag dazu ist unter prosieben.de/tv/galileo/videos/201489-speiseoel-im-abwasser-clip zu sehen.

Schäden zahlen alle

Die durch die Fetteinträge entstehenden erheblichen Kosten müssen von allen Beitragszahlern über die Abwassergebühr bezahlt werden. Aber nicht nur Gastronomiebetriebe belasten die Kanalisation mit Fetten. Private Haushalte ebenso. Der Unterschied, den leider keine Fraktion im Stadtrat in ihren Anträgen berücksichtigte: die Gewerbetreibenden verdienen mit ihren Fetteinträgen Geld, die privaten Haushalte nicht. Daher ist der Einbau von Fettabscheidern in der Gastronomie auch weitgehend unstrittig. Insider sprechen von “wenigen schwarzen Schafen, die sich auf Kosten der Gemeinschaft ihre Betriebskosten senken”. Aus diesem Grund hat Bürgermeister Wolfgang Heinrich gerade unter Gastronomen viele (heimliche) Unterstützer. Wer nämlich wie die Masse der Betriebe Fettabscheider bereits über die Miete bezahlt oder selbst investiert hat, der schaut natürlich auf den Mitbewerber, dem diese Kosten bisher erspart wurden. Verwundert haben sich die Inhaber der abwasserbezogen korrekt handelnden Gastronomiebetriebe die Augen gerieben, als sie im SPD-Antrag lesen mussten, bei der Forderung nach Fettabscheidern müsse “die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen”. Antonio Valentino, der als Zuhörer an der Stadtratssitzung teilnahm, dazu: “Echt wirtschaftlich für die Betriebe und ohne jede negative Folge für die Umwelt wäre es, wenn die SPD sich für die Abschaffung des Tourismusbeitrages aussprechen oder diesen gerecht festsetzen würde.”

Auch Hochhäuser ausstatten?

Da also auch private Haushalte zu den Fetteinleitern zählen fragte Heinz Wonsyld 100% berechtigt: “Werden die Hochhäuser auch mit Fettabscheidern ausgestattet?” Rein fachlich und technische spräche in Bad Kreuzanch einiges dafür. Denn viele der Massenwohnanlagen stehen wie in der Hohen Bell, Uhlandstrasse, Im Wahlsberg und in Winzenheim am oder in räumlicher Nähe zum Beginn der jeweiligen Kanalsysteme. Dort eingeleitetes Fett belastet also einen sehr langen Kanalweg zum Klärwerk. Würde das zumindest teilweise verhindert ergäbe sich eine erhebliche Entlastung der Pflege und Unterhaltungsaufwändungen des Kanalnetzes.