Glossiert: ist das wirklich GuT?

Früher war alles ganz klar. Wer stand gegenüber der Gaststätte in der Fussgängerzone still und stumm wie das Männchen im Walde? Die beiden Frauen von den Zeugen Jehovas mit ihrem Wachturm. Nachdem die GuT GmbH in der Sitzung des Stadtrechtsausschusses ihr umfangreiches Instrumentarium zur Ermittlung von gastronomischen Aktivitäten offenbart hat, auf deren Basis sie dann ihre Umsatzschätzungen vornimmt, muss manches wohl mit anderen Augen gesehen werden. Da über 50% der Gastronome ihre Umsätze nicht angeben und die GuT diese Berufsgruppe daher unter die Beitragslupe nimmt, ist einiges nicht mehr so, wie es den Anschein hat. Die stummen Beobachter vis-a-vis der Gaststätte könnten “Frequenzermittler” im Einsatz für die GuTe Sache sein.

Auch der Gast, der länger als üblich auf die Tageskarte blickt, macht sich verdächtig. Holt er dann gar das Handy raus und fotografiert diese – vorgeblich um der später eintreffenden Ehefrau schon mal eine Auswahl zu ermöglichen – kann es sich in Wirklichkeit um eine GuTe Ermittlung handeln. Die leichtfertig dahingesagte Antwort auf die ohne Gesprächszusammenhang der Bedienung an den Kopf geworfene Frage, wieviel Tische und Stühle noch aus dem Keller oder vom Speicher beigebracht werden können, mag eine dreistellige Auswirkung auf den neuen Bescheid haben.   

Bei Personaleinstellungen ist Gaststätteninhabern anzuraten konkret zu fragen, ob der oder die BewerberIn als verdeckter Ermittler für die GuT tätig ist. Denn – Wallraff lässt grüssen – auch die GuT könnte ganz unten anfangen. Oder hat es schon. Und wer diese Frage nicht ehrlich beantwortet, ist wenigstens leicht zu kündigen.  Alternativ wird die GuT ihre Ermittler dann wohl bei der Müllabfuhr einschleusen. Denn der von Gaststätten weggeworfene Abfall lässt umfassende Rückschlüsse auf den Wareneinsatz zu. Auch in Supermärkten und im Umfeld von Glascontainern ist jetzt jederzeit mit Amtspersonen zu rechnen. Wer Getränke in Flaschen einkauft, muss diese nach Verbrauch entsorgen. Entweder beim Einkauf oder beim Entsorgen – oder bei beiden Tätigkeiten – wird der Gastronom beGuTachtet. 

Und natürlich hat all dies Hand und Fuss. Mit diesen Anstrengungen kann die GuT ihr Defizit ungehemmt weiter erhöhen. Denn nur solange es ein Defizit gibt, ist die Erhebung von Beiträgen überhaupt möglich.