Der Sprühdosenkrieg der Ultras

Von Claus Jotzo

Der im Jahr 1900 gegründete 1. FC Kaiserslautern ist nur fünf Jahre älter, als der FSV Mainz 05. Aber sportlich ungleich erfolgreicher. Vier deutsche Meisterschaften (darunter eine sensationell als Aufsteiger), zwei DFB-Pokalsiege (1990, 1996), unzählige internationale Spiele. Unvergessen nicht nur wegen dem Wunder von Bern: die Walter-Brüder und andere Topspieler. Während die Mainzer mit André Schürrle gerade mal einen ihrer Ex-Kicker als Fussballweltmeister feiern konnten, sind es beim 1. FCK ein gutes Dutzend. Und dann das Stadion der Lauterer.

Der Betzenberg. Eine Legende für sich. Selbst die sonst unbesiegbaren Bayern machten sich auf dem Weg dorthin mehr als einmal in die Lederhosen. Das ist einer der Punkte, in denen die Mainzer es den Lauterern nachmachen. Auch die 05er haben gegen den Dominator der Fussball-Bundesliga eine vergleichsweise gute Bilanz. Aufgeholt haben die Mainzer bei der Mitgliederzahl. 20.000 sind mittlerweile beim FSV eingetragen, 31.000 beim FCK. Beim letzten Aufeinandertreffen beider Team in der Bundesliga war das Verhältnis noch 1 zu 4.

Eine weitere Veränderung hat es in den Fanlagern gegeben. Beim ersten Aufstieg der Mainzer ins Fussball-Oberhaus vor mehr als 20 Jahren gabs im Naheland kaum Fans des FSV. Der Kreis Bad Kreuznach war Lautern-Land. Das hat sich nachhaltig zugunsten der Mainzer entwickelt. Heute sieht man fast so viele Mainzer-Logos auf den Autos, wie vom FCK. Was nicht nur daran liegt, dass die MEWA-Arena von Bad Kreuznach aus schneller zu erreichen ist, als der Betze. Sondern vor allem daran, dass Mainz jetzt viele Jahre in Folge in der ersten Bundesliga spielt.

Und Kaiserslautern in der zweiten. Der sich aus dieser Tatsache ergebende Frust Lauterer Fans – und das daraus erwachsene Selbstbewusstsein der Mainzer hat die Rivalität befeuert. Und führt seit Jahren sichtbar zu einem Sprühdosenkrieg der jeweiligen Ultras. Sobald die eine Gruppe eine Trafostation, Brücke oder einen Schaltkasten mit ihrem Logo versehen hat, sprüht die Gegenseite zurück. Eine Lösung des Konfliktes? Leider nicht absehbar. Die beiden Vereine müssten sich des Themas annehmen.