Bei den Schaustellern spricht erst der Beigeordnete, dann der OB

Die große Mehrzahl der Menschen mag genau solche Typen: die mit Ecken und Kanten. Die auch mal Klartext sprechen. Die spontane Sympathie endet häufig erst dann, wenn man sich selbst an so einer Ecke eine blauen Fleck holt. Oder sich verbal misshandelt fühlt. Und doch sind diese Verantwortungsträger, die nicht klargespült sprechen und hyperkontrolliert handeln, für das gesellschaftliche und politische Leben von großer Bedeutung. Wie Ralf Leonhard als Präsident des Schaustellerverbandes Bad Kreuznach. Der hat das große Wort schon vor Jahrzehnten als Sitzungspräsident der Jerrys geführt.

Nach den Reden auf der Bühne vereint: Oberbürgermeister Emanuel Letz, Schausteller-Präsident Ralf Leonhard und Jahrmarktsbürgermeister Markus Schlosser (von links).

Und auch im neuen Amt nichts von seiner Frische und Klarheit im sprachlichen Ausdruck eingebüßt. Das wurde bei der Jahreshauptversammlung der Schausteller am vergangenen Sonntagnachmittag (18.2.2024) im Bonnheimer Hof einmal mehr deutlich. Zum Beispiel an der von Leonhard festgelegten Reihenfolge der Grussworte. Da durfte Markus Schlosser als Jahrmarktsbürgermeister vor dem Oberbürgermeister sprechen. Schlosser orientierte sich bei seinen Ausführungen ganz am Gastgeber. Mit deutlichen Worten kritisierte Schlosser jene, die im Sommer vergangenen Jahres aus rein parteipolitischen Gründen die Kampagne “Rettet den Fleeschworscht-Dunnerschdaach” ins Leben riefen.

Obwohl dieser Tag “nie in Gefahr war”. Der FDP-Stadtverbandsvorsitzende Christoph Anheuser, das Gesicht dieser nach wenigen Tagen an den Tatsachen gescheiterten und in sich zusammengebrochenen Kampagne, stand währenddessen tapfer lächelnd im Publikum. In dem sich auch einige jener Stadtratsmitglieder befanden, die Anheuser wegen ihres Eintretens für eine rechtskonforme Regelung im Jahrmarktsausschuss zunächst als “ewig Gestrige” kritisiert hatte. Um dann wenige Tage später zurückzurudern. Der Zwergenaufstand scheiterte. Und der “Fleeschworscht-Dunnerschdaach” wurde im August 2023 wieder so gefeiert, wie er ursprünglich entstand (diese Seite berichtete mehrfach).

In der Gastronomie am Rand des Festplatzes. Und nicht mehr auf der Pfingstwiese. Für den verantwortlichen Beigeordneten Schlosser schon aus juristischen Gründen von größter Bedeutung. Da der Jahrmarkt nur eine 5-Tage-Genehmigung hat. Mit einer überregionalen Besonderheit. Nämlich Öffnungszeiten bis 3 Uhr morgens. Die würden heute nicht mehr erlaubt. Auch aus Sicht der Schausteller ist die jetzt gültige Retro-Variante des “Fleeschworscht-Dunnerschdaach” vorzugswürdig. Das machte Ralf Leonhard unmissverständlich deutlich. Schon wegen der Ungerechtigkeit, dass nur die Gastro-Schausteller öffnen durften. Die anderem Buden und Fahrgeschäfte aber nicht.