Jürgen Eitel ist aus der FDP ausgetreten

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Es ist noch keine zwei Jahre her. Da schwebte der FDP-Stadtverband auf Wolke sieben. Sein Kandidat für die Wahl des Oberbürgermeisters, Emanuel Letz, hatte die Stichwahl am 27. März 2022 gewonnen. Eine Mitgliedereintrittswelle war die Folge. Die Liberalen sahen sich auf dem Weg zu früherer Stärke. Doch bereits auf dem Höhepunkt der örtlichen FDP-Befindlichkeit dann am 17. Mai 2022 ein für Aussenstehende unverständlicher Bruch: die Stadtratsmitglieder Werner Lorenz und Mariana Ruhl traten aus der fünfköpfigen Fraktion FDP / Freie Wähler aus.

Ein Liberaler bleibt Jürgen Eitel. Mitglied der FDP ist er nicht mehr. Das Bild entstand am Ende der Stadtratssitzung am gestrigen Donnerstagabend (25.1.2024).

Und ließen die beiden FDP-Mitglieder Jürgen Eitel und Wolfgang Bouffleur mit Dr. Herbert Drumm MdL unter deren neuer Bezeichnung “Liberale und Freie Wähler” zurück. Überraschend war diese Entwicklung vor allem, weil es Jürgen Eitel war, der das liberale Fähnlein zuvor Jahrzehnte hochgehalten hatte. So in der Stadtrats-Wahlperiode 2014 bis 2019, in der Birgit Ensminger-Busse unter Mitnahme ihres Ratsmandates zur CDU wechselte. Und Eitel die FDP ganz allein im Stadtrat vertrat. Auch war es Eitel, der nach der Kommunalwahl 2019 für Emanuel Letz zunächst den Posten des FDP-Stadtverbandsvorsitzenden frei machte.

Und dann dessen OB-Kandidatur massiv unterstützte. Jürgen Eitel hatte es die FDP zu verdanken, dass sich die bei der Kommunalwahl 2019 mit nur drei Mandaten ausgestattete Fraktion durch das Abwerben seines früheren Michelin-Verantwortungspartners Wolfgang Bouffleur von der SPD und die Einbindung von Dr. Drumm und Gerhard Merkelbach (Faire Liste) auf sechs Sitze verdoppelte. Daher war es nachvollziehbar, dass Jürgen Eitel auf die Distanzierung des FDP-Stadtverbandes Ende Mai 2022 tief enttäuscht reagierte: “diese Umgangsweise hat mit dem innerparteilichen Umgang, den ich von der FDP kenne und den ich für richtig halte, nichts zu tun”.

Die Retourkutsche der FDP gabs auf deren Mitgliederversammlung am 31. Mai 2022. Werner Lorenz warf Jürgen Eitel, der an der Mitgliederversammlung nicht teilnahm, “Sturheit”, “parteischädigendes Verhalten” und “Link hoch 3” vor und zeigte eine “massive Enttäuschung”. Eitel solle “sich schämen”. Sein Verhalten sei “höchst unanständig”. Lorenz wurde noch deutlicher: Eitels Verhalten sei “unanständig im höchsten Maße”. Unterstützt wurde Werner Lorenz damals vom Altliberalen Hans Kallinowsky.

Dieser beantragte, die Mitgliederversammlung möge das Verhalten von Jürgen Eitel missbilligen und zum Ausdruck bringen, dass in dessen “Alleingang parteischädigendes Verhalten” zu erkennen sei. Die Mitgliederversammlung solle ihr Missfallen aussprechen und Jürgen Eitel auffordern eigene Konsequenzen zu ziehen. Mit fast zweijähriger Verzögerung und nach einer Reihe von gescheiterten Wiederannäherungsversuchen kam Jürgen Eitel dieser Aufforderung am 17. Mai 2024 nach. Und trat nach mehr als 50jähriger Mitgliedschaft aus der FDP aus. Per Brief an den Vorsitzenden des FDP-Kreisverbandes Thomas Bursian (Kirn).

Darin führt Eitel als Grund an “das bösartige Verhalten einiger Vorstandsmitglieder des FDP-Stadtverbandes mir gegenüber, das unter anderem in einem misslungenen Versuch gipfelte, mir im vorletzten Jahr den Ehrenvorsitz zu nehmen”. Jürgen Eitel ist nur eine von mehreren Personen, die den FDP-Stadtverband in den vergangenen zwei Jahren verlassen haben. Auf die FDP-Stadtratsliste werden sich diese Entwicklungen wohl nicht auswirken. Aber ohne jeden Zweifel geht der FDP-Stadtverband geschwächt in den Kommunalwahlkampf. Dessen Mitbewerber am 9.6.2024 müssen jetzt lediglich darauf hinweisen, wie man im Kreis der Stadt-Liberalen miteinander umgeht.

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