Risikoraum Innenstadt: “es lungern sehr viele Leute in den Ecken rum”

Von Adrian Rahmani
und Claus Jotzo

Während aus nachvollziehbaren Gründen in den städtischen Gremien die Tendenz vorherrscht, die Lage in der Innenstadt positiv zu sehen, kommt ein offensichtlich grosser Teil der dort ihre Geschäfte betreibenden Einzelhändler zu einem ganz anderen Ergebnis. Das wurde in der Einwohnerfragestunde des Stadtrates am vergangenen Donnerstag (29.8.2024) deutlich (t-s-n.de berichtete bereits in der Samstagsausgabe). Während Michael Scholle mehr den Aspekt der Sauberkeit thematisierte, sprach seine Schwester Melanie Kolling unverblümt den Sicherheitsaspekt an. Und forderte die Stadtratsmitglieder auf:

Zahlreiche Zuhörer*Innen nahmen an der Stadtratssitzung am 29.8.2024 teil. Darunter (größtenteils stehend) eine vielköpfige Gruppe Bad Kreuznacher Einzelhändler.

“Besonders abends nach 19 Uhr sollten Sie mal mit offenen Augen durch die Stadt gehen und überlegen, ob das als Frau noch sicher ist. Es lungern sehr viele Leute in den Ecken rum. Früher, in den sechziger und siebziger Jahren, waren wir alle geschützt durch Amerikaner, die für Sicherheit gesorgt haben. Aber vom Ordnungsamt oder der Polizei ist abends überhaupt keine Präsenz. Ich hätte gern mal die Frage, was an Sicherheit da ist. Wieviel Leute unterwegs sind. Ob nur Ordnungskräfte da sind, die Knöllchen verteilen oder ob auch wirklich Leute da sind, die für Sicherheit in der Stadt sorgen”.

Kolling fuhr fort: “Es sind sehr viele Asylanten da. Es sind sehr viele Penner, die in den Eingängen der Geschäfte schlafen, die urinieren, die hinbrechen. Ich will das gar nicht detailiert machen. Hier in der Stadt ist es nicht mehr so lebenswert”. Als anschauliches Beispiel für die Missstände und unterlassene Infrastrukturinvestitionen verwies Melaniue Kolling auf den Strassenbelag in der Fussgängerzone: “gucken Sie sich doch mal unser Pflaster an. Das ist in den sechziger Jahren gemacht worden. Das Pflaster ist total alt, verdreckt. Überall sind Kaugummi. Zigarettenkippen fliegen da rum.

Wenn man hier als Tourist herkommt, das macht überhaupt keinen guten Eindruck. Hier wird die Stadt gefragt, dass sie unbedingt und sofort etwas ändert”. Oberbürgermeister Letz reagierte sachlich und bedankte sich höflich für den Redebeitrag. Um der Bürgerin dann mit dem Hinweis zu widersprechen, dass die Stadt landesweit die höchsten Übernachtungszahlen in Kliniken und Hotels habe. Und versuchte eine Relativierung der angesprochen Defizite mit der Erfkkärung: “all das sind Probleme, die eine Stadtgesellschaft mit sich trägt”. Letz regte an sich zusammen an einen Tisch zu setzen.

Schon auf den Redebeitrag von Michael Scholle zuvor hatte der OB angekündigt, dass er sich selbst ein Bild machen möchte. Und daher abends mal mit dem Vollzug auf Tour durch die Innenstadt geht. Bezüglich der Müllprobleme erklärte Letzz, die Stadtverwaltung habe “versucht mit der Kreisverwaltung konstruktive Gespräche zu führen”. Um dann festzustellen: “aber die Terminfindung mit der Kreisverwaltung ist schwierig”. Einen konstruktiven Beitrag zur Einbindung der Einzelhändler-Kritik leistete Manfred Rapp. Der CDU-Fraktionsvorsitzende lud Scholle und seine Mitstreiter zur Sitzung des PLUV am kommenden Dienstag (3.9.2024) ein.

Auf Punkt 1 der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtplanung, Bauwesen, Umwelt und Verkehr, der ab 17:30 Uhr öffentlich im Stadtratssitzungsaal (Kornmarkt 5, Seiteneingang Rossstrasse) tagt, steht dann die Vorstellung des “Bachelorprojektes Zukunft Innenstadt Bad Kreuznach”. Sechs Studierende der RPTU Kaiserslautern haben sich über drei Monaten hinweg mit der Innenstadt von Bad Kreuznach beschäftigt. Ziel war war es, ein integriertes Innenstadtentwicklungskonzept mit dem Scherpunkt „Wohnen“ zu erstellen. Die Studierenden werden die Ergebnisse in einer Präsentation vorstellen.