Von Claus Jotzo
Die heute unter siebzigjährigen Einwohner*Innen Bad Kreuznachs kennen Spansau mit Fülsel und Krautsalat als typische Speise in der Federweissen-Zeit. Auch wenn die sich durch die klimatischen Veränderungen samt der Weinlese in den vergangenen Jahrzehnten sukzessive um ein paar Tage vorverlegt hat, wird diese noch immer im Herbst verortet. Der Freundeskreis Kreiznacher Johrmarkt e.V. hat im Rahmen seiner Brauchtumspflege rund um das grösste Volksfest der Region die erstaunliche Tatsache ermittelt, dass Spansau weit über 100 Jahre lang bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts ein typisches Gericht an den Jahrmarktstagen Mitte August, also im Hochsommer, war.
Nicht nur auf der Pfingstwiese. Sondern in vielen Gasthäusern auch im Stadtgebiet. Seit 2017 lässt der vom früheren Jahrmarktsbürgermeister Dieter Gronbach geführte Verein diese Tradition wieder aufleben. Am gestrigen Abend (“Fleeschworscht-Dunnerschdaach”) als geschlossene Veranstaltung für teils geladene, teils zahlende Gäste. Die Bedeutung des Spansau-Essens kann auch daran abgelesen werden, dass der dreiköpfige Stadtvorstand samt Geschäftsleitung vollzählig anwesend war. Wer weniger an der kommunalpolitischen Prominenz und mehr am Essen interessiert war, durfte sich einmal mehr von Schickel´s Grillservice (Gensingen) kulinarisch verwöhnt sehen.
Marc Schickel’s Team hatte die Spansau auf den Punkt gegart. Kein Wunder also, dass diese mit Genuss bis zum letzten Fitzelchen verputzt wurde. Als Vorspeise servierte Dieter Gronbach den mehreren Dutzend Gästen seinen Dank für die im vergangenen Jahr durchgesetzte Rückkehr zum “Fleeschworscht-Dunnerschdaach” in der Retro-Variante. Also mit öffentlichen gastronomischen Angeboten nur in den konzessionierten Gaststätten am Rand der Pfingstwiese. Bei Schliessung der Fressbuden, Biergärten, Grills und Ausschankbetrieben auf dem Festplatz. Eine Maßnahnme, mit der so lange wie möglich der 5-Tage-Jahrmarkt und damit die bundesweit sehr selten gewordene Öffnungszeit bis 3 Uhr nachts gesichert werden soll.
