Claus Jotzo: “ich entschuldige mich”

Persönliche Erklärung und Bewertung von Claus Jotzo

Aus einer Reihe von für mich werthaltigen Gründen habe ich im morgen mit dem Wahltag abgeschlossenen Stadtratswahlkampf ausnahmslos auf Werbemaßnahmen für mich verzichtet. Kein Plakat. Keine Visitenkarte. Kein Infoblatt. Keine Anzeigen. Keine Radio-Propaganda. Nichts. Aus diesem Grund weiss bis heute selbst ein großer Teil jener Einwohner*Innen, die meine Arbeit schätzen, nichts von meiner Kandidatur auf Platz zwei hinter Karl-Heinz Delaveaux auf der FWG-Stadtratsliste (Wahlvorschlag 7). Seit dem die Briefwahlunterlagen ausgegeben werden, hat es dann doch der oder die andere erfahren. Und ich werde angesprochen. Mehrfach auf meine Kommentare zu Fehlleistungen von OB Emanuel Letz.

In einigen Fällen waren diese Ansprachen mit der Frage verbunden, ob es sich dabei um “Wahlkampf” handelt. Das konnte ich leicht mit dem Hinweis widerlegen, dass ich in der selben Klarheit und Deutlichkeit seit dem Sommer 2022 die Defizite der Stadtspitze aufzeige. Also seit einem Zeitpunkt, zu dem von der Kommunalwahl 2024 – ausserhalb der FDP – noch niemand gesprochen hat. Meine Erklärung hat dann – zu meiner persönlichen Betroffenheit – zu weiteren Hinweisen und Fragen geführt. Die alle auf eine Tatsache hinauslaufen, die ich hiermit öffentlich zugebe: ich habe mich im März 2022, als es um die Stichwahl zwischen Sabine Drees und Emanuel Letz ging, für den späteren Wahlgewinner ausgesprochen.

Das war ein Fehler, für den ich mich heute in aller Form entschuldige. Wie konnte es dazu kommen? Seit Ende 2017, also im März 2022 immerhin über vier volle Jahre, habe ich die Gremiensitzungen der Stadt besucht. Und mußte mir Termin für Termin anhören, wie Amts- und Mandatsträger*Innen ohne jeden örtlichen Bezug über meine Geburts- und Heimatstadt geplappert haben. Vor allem die damalige Oberbürgermeisterin fiel mir unangenehm auf. Nicht nur, weil sie den Kleinen Bangert in einer Sitzung des Planungsausschusses für einen stadtbekannten Gauner hielt (statt für die Schluppe zwischen Viktoria- und Kilianstrasse).

Und auch nach zehn Jahren im Amt nicht wusste, wo sich die Planiger Ortseinfahrt Biebelsheimer Strasse befindet. Sondern auch, weil sie immer wieder Namen von Funkionsträger*Innen verwechselte und gerade bei den relevanten Verkehrsproblemen eine erschreckende Ortunkenntnis an den Tag legte. Dadurch wurde mir, der ich in dieser Stadt praktisch jeden Quadratmeter aus persönlicher Anschauung kenne, bewusst und deutlich, wie bedeutsam derart, zunächst banal erscheinende Selbstverständlichkeiten als kommunalpolitisches Basiswissen tatsächlich sind. Als es zur Stichwahl kam, erinnerte ich mich:

Die mir später sympathische Kandidatin der CDU hatte ich VOR ihrer internen Nominierung durch eine gemeinsame Sitzung von Fraktion und Parteivorstand der Christdemokraten im Hotel Cavelle in 2021 angeschrieben und um einen Foto- und Gespächstermin gebeten. Den hat sie mir verweigert. Und ist bis zum Wahlkampfbeginn darauf nicht mehr zurückgekommen. Emanuel Letz, den ich ebensowenig persönlich kannte, wie Sabine Dress, hat sich ganz anders verhalten. Offen. Gesprächsbereit. Er hat sich mir als ein Bad Kreuznach aufgewachsener Mitbürger vorgestellt, der sich vor Ort auskennt.

Ich habe mir dann ausgemalt, wie etwa beim Thema “Wiederkehrende Beiträge” eine vollkommen ortsunkundige Amtsinhaberin schon aus disem Grund zwangsläufig an den tatsächlichen Problemen, die bekanntermaßen oft im Detail liegen, vorbeireden wird. Oder auf Einflüsterungen Dritter angewiesen ist. Mich daher für Letz entschieden. Und das auch offen und bekannt engagiert kommuniziert. Heute weiss ich: ich bin einem Blender aufgesessen. Das tut mir leid. Vor allem, weil einige Leute damals auf mich gehört haben. Die ich hiermit nochmals um Entschuldigung bitte.