Planiger Wanderfreunde mit großem Herz

Beobachtet, aufgeschrieben und im Bild festgehalten
von Gabriele Stroh und Claus Jotzo

Auch das ist eigentlich eine Corona-Geschichte. Eine der selten erzählten. Weil mit einem guten Ende. Als im Frühjahr 2020 Gaststättenbesuche, Sozialkontakte und Reisen verboten wurden, mußten sich die Menschen Alternativen suchen. Viele sind daran gescheitert. Und leiden noch heute unter den Folgen. Aber es gibt eben auch die anderen. Jene, die nicht an den Problemen verzweifelt sind, sondern konstruktiv nach Lösungen gesucht und diese gefunden haben. Wie die Planiger Familien Gutheil, Steinbrecher, Wilde und deren Freunde und Bekannte.

Die kamen vor drei Jahren ins Gespräch darüber, was an gesellschaftlichem Leben trotz der Seuche noch erlaubt war. Veranstaltungen gabs keine. Besuchen durfte man sich nicht. Bald wurde klar: es mußte an der frischen Luft sein. Mit der Möglichkeit unproblematisch Abstand zu halten. Und für Jüngere und Ältere gleichermaßen geeignet. Schnell war “Wandern” als Gemeinschaftsaktivität ausgemacht. Mit jedem Sonntagsspaziergang wuchs die Gruppe. Und der Schatz an gemeinsamen Erlebnissen. Nachbarn wurden zu Freunden. Aber nicht zu Vereinsmeiern.

Denn noch heute werden die Wanderungen ganz spontan vereinbart. Es geht mit, wer Zeit und Lust hat. Die dadurch oft unterschiedliche Zusammensetzung der Gruppe setzte immer wieder andere Reize. Und ermöglichte neue Erlebnisse und Einsichten. Ein Teil davon wurde am Freitagabend vergangener Woche bei einem besonderen Anlaß erzählt. Wir verraten natürlich keine Details. Nicht einmal die von der live erlebten Schlupflider-Behandlung. Wer mehr erfahren möchte, ist zum Mitwandern herzlich eingeladen. Und darf dann auch an den regelmäßigen Treffen in der Allee teilnehmen.

Humor ist, wenn man trotzdem und / oder über sich selbst lacht. Bei den Wanderfreunden gibt es dazu sogar entsprechende Auszeichnungen: die “Goldene Schnecke” und den “Goldenen Jammerlappen”. Beide selbsterklärend.

Dort hat der Ortsbeirat in der Nähe des Spielplatzes Nibelungenstrasse Sitzgelegenheiten spendiert. Die von den Wandervögeln seit drei Jahren in allen Jahreszeiten genutzt werden. Bei einem der Treffen entwickelte Sandra Steinbrecher die Idee den Treffpunkt mit einem emotionalen Element aufzuwerten. Einem Metallherz, an dem sogenannte Liebeschlösser befestigt werden können. Dabei handelt es sich um Vorhängeschlösser, die wohl erstmals in Italien in den neunziger Jahren von Verliebten als Zeichen ihrer unzertrennlichen Verbundenheit an Brücken befestigt wurden. Dieser Brauch ist mittlerweile auf der ganzen Welt üblich.

Von der Idee zeigten sich sowohl Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf als auch der Verein Mein schönes Planig e.V. angetan. Es blieb aber bei Sympathiebekundungen. Daher nahmen die Wanderfreunde die Sache selbst in die Hand, holten die Genehmigung der Wandeigentümerin ein und montierten die stählerne Befestigungsmöglichkeit für Liebesbeweise. Dort dürfen jetzt alle Liebenden ihre Schlösser abschliessen. Wobei die Wandervögel eine dringende Bitte haben: die Schlüssel nicht in den Appelbach werfen. Die positiven Schloss-Gefühle sollen ja nicht mit einem Umweltfrevel belastet werden.