Katholische Kita Planig: Personalmangel führt zu Betreuungsdefiziten

Die Stelle einer dauerkranken Mitarbeiterin ist unbesetzt. Nachdem die Abgabe-Pläne des Mainzer Bistums im Herbst 2022 bekannt wurden, haben zwei Kräfte die katholische Kita Planig aufgrund eigenes Wunsches fristgemäß verlassen. Zwei weitere durften mit Aufhebungsverträgen sofort gehen. Dadurch ist die schon in der Coronazeit angespannte Personalsituation implodiert. Für ein Viertel der Personalstunden fehlen Mitarbeitende. Die Folge für die verbliebenen Kräfte, die Kinder und deren Eltern stellt sich als erhebliche Belastung dar: aktuell gilt eine Notbetreuungszeit zwischen 7:30 und 14:30 Uhr. Und nur die Kinder berufstätiger Eltern dürfen die Kita besuchen.

Auch für das verbliebende Kita-Personal ist diese Lage unerfreulich. Nicht für alle Kinder da sein zu können. Und die Schwierigkeiten von Alleinerziehenden und Elternpaaren zu erleben, ohne praktisch helfen zu können, belastet die Erzieherinnen. Ausgelöst wurde die ernste Krise der noch katholischen Kita Planig durch die Entscheidung des Mainzer Bistums, sich längstens zum 31.12.2023 von den Kosten für insgesamt rund 30 Kindergärten zu entlasten. Während im Herbst des vergangenen Jahres noch die Kritik an der “Kirche” und deren finanzorientiertem Verhalten im Vordergrund stand, hat die aktuelle Situation den Fokus auf die prekäre Personal- und Betreuungssituation gelenkt.

Anja Rohs, Christian Bittmann (stehend), Daniel Poznanski, Emanuel Letz und Nils Wachner (von links)

Das wurde in einer mehrstündigen Kita-Elternversammlung mehr als deutlich, die am gestrigen Dienstagabend stattfand. Im katholischen Pfarrheim drängten sich rund 70 Eltern, Verantwortliche und Kommunalpolitiker*Innen. Pfarrer Dr. Georg Rheinbay fungierte als eine Art Diskussionsleiter. Und setzte mit seiner beruflichen Autorität durch, dass die Diskussion im Sinne des Veranstalters verbal nicht aus dem Ruder lief. Seitens des Bistums stellten sich Daniel Poznanski (Vorstand Unikathe Kita-Zweckverband), Christian Bittmann (Regionalleitung Kita RLP) und Anja Rohs (Geschäftsträgerin für die katholischen Kitas). Für die Stadt standen Oberbürgermeister Emanuel Letz und Nils Wachner (Abteilungsleiter der städtischen Kitas) zur Verfügung.

Pfarrer Dr. Georg Rheinbay

Den Verantwortlichen war wichtig, sowohl die Sicherheit des Erhaltes der Kita als solche und der Arbeitsverhältnisse zu betonen. Die Eltern wollten teils ihren Frust und die Enttäuschung über die Entscheidung des Bistums und den bisherigen Ablauf zum Ausdruck bringen. Teils die Belastung durch die aktuell eingeschränkte Betreuung verdeutlichen. Und formulierten ihre konkreten Sorgen bezüglich der Entwicklung in den kommenden Monaten bis zur Übernahme durch die Stadt. Die soll, darüber sind sich Stadt und Bistum bereits weitgehend einig, zum 1.1.2024 erfolgen. Bistum und Stadt stellten klar, dass alle bisherigen Arbeitsplätze von der Stadt im Rahmen eines Betriebsüberganges nach § 613a BGB übernommen werden.

Neben Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf (links) nahmen mehrere Ortsbeiratsmitglieder an der Diskussionsveranstaltung teil und meldetn sich zu Wort.

Auch wird die Kita in den bisherigen Räumlichkeiten verbleiben. Die Stadt kann sich laut Daniel Poznanski aussuchen, ob sie diese kauft oder mietet. Offengelegt wurde gestern auch, wann der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Gordianus als Träger der Kita deren Abgabe beschlossen hat. Das geschah erst am 14.1.2023, weil sich das Gremium damit sehr schwer tat. Alt-Ortsvorsteher Heribert Herzner sprach in diesem Zusammenhang von “Erpressung” durch die Kirche. Stadtratsmitglied Gerhard Merkelbach bewertete den entsprechenden Druck als “Zwang”. Herzner eröffnete die Aussprache mit der Frage, was im Januar 2024 passiert wäre, wenn der Verwaltungsrat den Abgabebeschluss nicht gefaßt hätte.

Pfarrer Rheinbay antwortete: “dann würde keiner mehr bezahlt werden”. Die Diskussion richtete sich anschließend gezielt auf die seit Oktober 2022 sich ständig verschlechternde Personalsituation. Die anfangs vom Bistums-Trio eher pflichtschuldig präsentierten Erklärungen zu Bemühungen um neues Personal wurden von einigen Eltern mit Kritik an den beiden Aufhebungsverträgen beantwortet. Es sei unverantwortlich gewesen, damit die Personalnot noch zu verschlimmern. Ortsbeiratsmitglied Jeanette Schnorrenberger (Faire Liste) schloß sich dieser Argumentation vollinhaltlich an: “in einer solchen Situatiuon schließe ich als Träger keine Aufhebungsverträge ab”.

Diese und entsprechende Aussagen von Eltern wurden jeweils mit viel Applaus bedacht. Pfarrer Rheinbay hielt dem entgegen, dass die Realität im Arbeitsleben zeige, dass arbeitgeberseits verweigerte Beendigungen von Arbeitsverhältnissen häufig mit Krankmeldungen beantwortet würden. Der Vorsitzende der Kita-Elternvertretung, Andreas Hönig, widersprach dieser Aussage. Die Befürchtung von Krankmeldungen rechtfertige vorzeitige Freistellungen nicht. “Die Situatiuon wird so auf dem Rücken der Eltern ausgetragen”. Der Weggang so vieler Mitarbeiterinnen in ein oder zwei Monaten sei “ein Unding”. Diese Kritik vertiefte Ortsbeirats- und Stadtratsmitglied Gerhard Merkelbach (Faire Liste).

Schon vom Ansatz her sei die ganze Sache nicht gut für die katholische Kirche. Und wenn man schon diesen Weg einschlage, dann “hätte man das auch ganz anders hinbekommen können”. Ortsbeiratsmitglied Dr. Peter Metzger (CDU) sprach angesichts der 25prozentigen Personalunterdeckung von einem “Exodus” und kritisierte die wenig vorausschauende Herangehensweise der Verantwortlichen. Ortsbeirats- und Stadtratsmitglied Ahmet Dasli sah angesichts der aktuellen Personalmisere auch die Stadt als künftige Trägerin der Kita in der Pflicht. Die Sorgen der Eltern dürften nicht zerredet werden. Nils Wachner stellte dazu klar, dass die Stadt schon aus rechtlichen Gründen in der konkreten Situation leider nicht mit Personal aushelfen könne.

Wachner wies ergänzend darauf hin, dass die Stadt selbst händeringend nach Erzieherinnen sucht. Wie OB Letz sagte Wachner den Eltern zu, den derzeitigen Träger mit allen möglichen Methoden bei der Personalsuche zu unterstützen. Die muss aus Sicht der Kita-Eltern viel aktiver und kreativer erfolgen. Deren Sorge ist: das verbliebene Personal arbeite nunmehr schon seit Monaten unter einer erheblichen Belastung. Und drohe daher ohne Entlastung durch neue Kräfte über kurz oder lang auszufallen. Weil die Gemeinde – anders als die Stadt – eben nur eine einzige Kita betreibe, stehe dieser kein Hilfs- oder Springerpersonal zur Verfügung. Auch seitens des Bistums ist keine Personalhilfe zu erwarten (weiterer Bericht folgt).