Pflege schwer gemacht

Ihren Besuch im Alten- und Pflegeheim Haus Obentraut in Stromberg nahm Landrätin Bettina Dickes zum Anlass, sich in einem Schreiben an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu richten. In dem Schreiben berichtete die Landrätin über das Gespräch und die großen Herausforderungen, welchen sich gerade die kleinen, eigenständigen Einrichtungen täglich aufs Neue zu stellen haben.

Trotz dieser sich wandelnden Herausforderungen schaffen es Verantwortliche und Belegschaft des Hauses Obentraut, die Pflege, die Betreuung und die Versorgung der dort lebenden Bewohnerinnen und Bewohner sicherzustellen – und das mit guter Qualität. „Das Haus Obentraut in Stromberg ist seit seiner Gründung vor fast 50 Jahren in Familienhand“, reflektiert Dickes aus dem Gespräch mit der Inhaberfamilie Wicküler. Die Herausforderung „Alltag“ habe sich seither immer weiter gewandelt.

Persönliches Umfeld

Familie Wicküler lebt und liebt ihren Beruf und hängt mit ganzem Herzen an ihrer Aufgabe, das merke man sofort. Gerade das familiäre und persönliche Umfeld verleihe dem Haus Obentraut einen ganz besonderen Charme. Die Reform-Flut der letzten Jahre macht den Inhabern aber das Arbeiten schwer, wie Familie Wicküler zu berichten wusste.

Wachsender Bürokratismus

„Fachkraftquoten bei großem Fachkräftemangel, Änderungen der Ausbildungsvoraussetzungen, der stetig wachsende Bürokratismus und die Überfrachtung mit gesetzlichen Anforderungen verbrauchen sehr viel Kraft, welche sicherlich an anderer Stelle eingesetzt werden sollte – nämlich bei den Bewohnerinnen und Bewohnern. Gerade die kleineren Häuser geraten mehr und mehr unter Druck“, erfuhr die Landrätin.

Genügend Heimplatzanfragen

So führe dies im Haus Obentraut, als familiengeführtem Einzelbetrieb, schon seit längerem dazu, dass nicht alle zur Verfügung stehenden Belegbetten angeboten werden können, obwohl es genügend Heimplatzanfragen gibt, die Fachkraftquote aber nicht einzuhalten ist. Diese Situation führe auch zu einem wirtschaftlichen Druck. Die vom Gesetzgeber festgelegte Fachkraftquote sei in der heutigen Zeit angesichts der Erkenntnis realitätsfremd, dass Deutschlandweit fast 40.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen.

Unkomplizierte Abhilfe notwendig

Allein in Rheinland-Pfalz dauere es bis zu neun Monaten, eine offene Stelle wieder zu besetzen, wurde der Landrätin berichtet. Der Markt ist leer gefegt, unkomplizierte und zweckgerichtete Abhilfe unbedingt notwendig. Das Haus Obentraut verfügt über eine große Anzahl an Pflegeassistenten/-innen und Pflegehelfern/ -innen, welche schon viele Jahre in der Pflege arbeiten und genau wissen, was sie zu tun haben.

“Völlig falsche Richtung”

„Dieses Wissen und diese Ressourcen könnten genutzt werden, um diesen Personenkreis durch eine kürzere Weiterbildung zu Fachkräften auszubilden und so auch wieder der Quote gerecht werden zu können“, so die Landrätin. Dass die Betriebe immer mehr Kapazitäten binden müssen, um solche und andere formelle Fragen zu klären, führe in die völlig falsche Richtung. „Es muss unser Ziel sein, es den Alten- und Pflegeheimen zu ermöglichen, sich mit vollem Einsatz um die Menschen, die in ihrem Haus leben, kümmern zu können, nicht um Formalitäten und Bürokratie“, macht Dickes deutlich.

Quelle und Foto: Kreisverwaltung Bad Kreuznach