Seit vier Jahren darf man nach einem Umzug sein Autokennzeichen behalten. Das war ein schwerer Schlag für die Kfz-Schilder-Unternehmen. Weil immer mehr Autofahrer von dieser Option Gebrauch machen, brachen deren Umsätze ein. Viele mußten ihre Läden dicht machen. Einige hundert, wenn nicht sogar Dutzend Arbeitsplätze gingen so landesweit verloren. Die kommunalen Wirtschaftsförderer brüteten daher unzählige Monate an einer Lösung. Jetzt scheint der grosse Wurf gelungen. Die Landkreise Mainz-Bingen, Bad Kreuznach und Rhein-Hunsrück wollen fusionieren.
400.000 neue Kfz-Kennzeichen
Folge dieses Geniesteiches: über 400.000 neue Kfz-Kennzeichen müssen geprägt werden. Denn durch die Fusion fällt das eingangs zitierte Umzugs-Privileg weg. Der Bundesgesetzgeber hatte 2015 in § 11 Satz 11 bestimmt: “Die Erleichterung gilt dann nicht, wenn sich kommunale Grenzen ändern”. Konsequenz: die Schilderbranche ist gerettet. Und nicht nur die. Weil das neue Buchstabenkürzel KSZIHMM zu lang für die handelsüblichen Autokennzeichen ist, muß ein ganz neuer Typ eingesetzt werden. Und der ist zu lang für die aktuell verbauten Schilderhalter.
So unglaublich das klingt: die Wirtschaftsförderer von Nahe, Rhein und Hunsrück, also aus einer Region, in der die einzigen jemals vor Ort gebauten Wagen für Fastnachtsumzüge gestaltet wurden, haben damit auch die bundesdeutsche Automobilindustrie gerettet. Denn die muss jetzt ganze Front- und Heckbereiche neu designen und produzieren. Den Landrätinnen Dorothea Schäfer (Kreis Mainz-Bingen, rechts) und Bettina Dickes (Kreis Bad Kreuznach) sowie Landrat Dr. Marlon Bröhr (Rhein-Hunsrück-Kreis) ist der Stolz auf die Leistung ihrer Wirtschaftsförderer anzusehen.
Lewentz überrascht
Um die Fusion auf den Weg zu bringen unterschrieben die drei eine verbindliche Vereinbarung, in der die weiteren Schritte bis zur Fusion festgeschrieben sind. Datum des Zusammenschlusses der drei Landkreise wird der 1. April 2020 sein. „Ehrlich gesagt, bin ich immer noch ein bisschen verwundert darüber, wie schnell es am Ende gegangen ist“, erklärt dazu ein sichtlich überraschter Innenminister. Damit hätte Roger Lewentz, der bei Unterzeichnung der Vereinbarung ebenfalls anwesend war, nicht gerechnet.
500.000 Einwohner
Der neue Landkreis, der mit dann fast 500.000 Einwohnern der größte in Rheinland-Pfalz sein wird, umfasst eine Größe etwa der Fläche des Saarlandes und eine ungefähre Kaufkraft Belgiens. Der Vertrag setzt den Startschuss dieses neuen Gebildes auf den 01.04.2020. Neuer Sitz der Kreisverwaltung soll in Daxweiler entstehen. Die geschätzten Gesamtkosten für den hochmodernen und energetisch optimierten Verwaltungsneubau, der von Norman Foster geplant wurde, liegen bei etwa 390 Millionen Euro.
Sitz in Daxweiler
„Es freut mich besonders, dass es mir gelungen ist, als Sitz der neuen Kreisverwaltung Daxweiler durchzusetzen. Erstens ist es genau in der Mitte gelegen und zweitens ist es bestens angebunden!“, triumphiert eine freudig und erleichterte Landrätin Bettina Dickes. Auswirkungen wird die Fusion auch auf den geplanten Verwaltungsneubau in Ingelheim haben: Dieser wird als hochmodernes Gesundheitszentrum für den gesamten Bereich des neuen Landkreises gebaut.
Kommunalpolitischer Gravitationspunkt
„Das ist natürlich wirklich ein Hammer – und ein deutlich sichtbares Statement für den Standort Ingelheim!“, stellt Landrätin Dorothea Schäfer begeistert fest. Sicherlich handelt es sich bei dieser Fusion um eine Riesenchance für den ländlichen Raum. Darüber hinaus entsteht in unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt Mainz ein neuer Gravitationspunkt in der Kommunalpolitik. Unbestritten wird es zukünftig schwierig sein, eine Politik gegen diesen neuen Landkreis, dessen Name zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest steht, durchzusetzen.
Weibliche Doppelspitze
Im Gespräch befindet sich derzeit der Name Landkreis Rhein-Maybach. Wer die neue Körperschaft hingegen anführen soll, ist bereits entschieden. Schon ganz früh in den Verhandlungen zeichnete sich die neue Doppelspitze von Dorothea Schäfer und Bettina Dickes ab. Dr. Marlon Bröhr hingegen möchte die Gelegenheit nutzen, sich aus der Politik zurückzuziehen. „Politik hat mir immer viel Freude gemacht! Aber meine eigentliche Liebe gilt der Rockmusik!“, bestätigt Bröhr. Mit seiner Band „Doc Holiday“ wird er ab nächstes Jahr wieder auf Tour gehen. Ein Geheimnis lüftete Bröhr bereits jetzt: „Unser Tournee-Start wird auf jeden Fall in unserem neuen Landkreis sein!“
Quelle: 1. April – Scherz Ltd unterstützt von der Pressestelle des Landkreises Bad Kreuznach mit Benjamin “Scherzkeks” Hilger an der Spitze