Bürokratisch perfekte “Fridays for future” – Teilnahmebestätigungen

Es ist eben eine ganz andere Generation. Auf einem viel höheren Informationsniveau als frühere. Weniger spontan – sicherlich. Aber dafür clever. Diese Jugend stellt nicht die Systemfrage. Sondern hinterfragt gesellschaftliche Unehrlichkeiten. Und die Doppelmoral der aktuellen Protagonisten in Politik und Wirtschaft.

Und so wundert es nicht, dass diese jungen Leute auch für das von den älteren Generationen meistdiskutierte Problem ihrer Demos eine probate Lösung gefunden haben: für die durch Demoteilnahme bewirkten Fehlstunden. Es gibt bürokratisch formvollendete Teilnahmebestätigungen.

“Bestätigung der Teilnahme an der Demonstration “Fridays for future” für eine bessere Umweltpolitik am 15.3. um 11 Uhr, Name, Schule, Klasse hat heute, am 15.3.19 an der Demonstration “Fridays for future” in Bad Kreuznach teilgenommen. Stempel.” Zweck der Formulare:

Keine Faulheits-Fehlstunden

So kann bei späteren Bewerbungen nachgewiesen werden, dass die in den Zeugnissen vermerkten Fehlstunden nicht auf Faulheit, sondern Engagement für das Gemeinwesen zurückzuführen sind. Ausgedacht hat sich die “Bestätigung der Teilnahme an der Demonstration” die Landesschüler*Innenvertretung (LSV) Rheinland-Pfalz.

LSV-Reaktion auf ADD

Damit reagierte die LSV auf eine Verfügung der ADD, die die Teilnahme an den Demos nicht als Schulveranstaltung einstufen will und darauf beharrt, dass dafür versäumter Unterricht als “unentschuldigtes Fehlen” festzuhalten und in Zeugnissen zu vermerken ist. Hätten Sie diese Demo-Teilnahmebestätigung einem 68er vorgeschlagen, wäre der ein Fall für die Notfallaufnahme geworden. Oder Sie.

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