Nachlese: Etatberatungen ohne Wasser und mit Glocke

Die Flaschen standen schon vor Sitzungsbeginn bereit. Nicht was Sie denken. Mineralwasserflaschen. Geöffnet. Mit Glas. Aber dafür war keine Zeit. Kein Tropfen wurde getrunken. Denn die Oberbürgermeisterin hatte eine Glocke. Nur eine. Aber was für eine. Für den Handbetrieb. Und von der machte sie in der zurückliegenden Stadtratssitzung gnadenlos Gebrauch. Peter Steinbrecher (Faire Liste / BüFEP) war der brävste. Und der kürzeste. Redner.

 

Er wurde nicht angeläutet. Werner Klopfer dagegen war noch nicht mit Punkt 8 von 10 plus Nachwort durch, da ertönte das Geläut. Dabei hatte er, wie SPD-Fraktionschef Andreas Henschel, 3 Minuten mehr, als seine Kollegen von den kleineren Fraktionen. Henschel kam damit aus. Klopfer brauchte mehr Zeit. Er hielt seine letzte Etatrede. Es war die dritte als CDU-Fraktionsvorsitzender. Siebzehn weitere hatte er für die Bürgerliste gehalten. Dem neuen Stadtrat wird er nicht mehr angehören.

Keine Erzieherin

Als er vorn am Rednerpult stand, den ausgekugelten linken Arm unter einem (natürlich) schwarzen Pollunder verborgen, wurde es ihm wohl endgültig bewusst. Sein letztes Mal. Mit Haltung brachte er seinen Beitrag zu Ende. Und ohne Unterbrechung durch die Oberbürgermeisterin. Die ließ – nach dem Abläuten der 7 bzw 10 Minuten – anders als früher alle ausreden. Das hatte sie schon bei der Einleitung des Tagesordnungspunktes klargestellt: “Ich bin keine Erzieherin”.