Ein populärer Spitzenkandidat ist für jede Liste ein Stimmenmagnet. Daher wurden auf der CDU-Mitgliederversammlung Rufe nach der Aufstellung von Dr. Helmut Martin MdL und Beigeordneten Markus Schlosser laut. Beide lehnten ab. Der eine, weil er kreisweit tätig bleiben möchte und den darin bestehenden Interessenskonflikt eines Stadtratsmandates erkannte. Und der andere wohltuend gradlinig mit dem Hinweis darauf, dass er den Posten im Rat ohnehin nicht annehmen dürfe.
Kaster-Meurer bekannt
Das darf natürlich auch die Oberbürgermeisterin nicht. Denn sie ist schon Ratsmitglied mit Sitz und Stimme. Durch ihr Amt. Trotzdem tritt Dr. Heike Kaster-Meurer auf Platz 1 bei der SPD an (diese Seite berichtete am 12.12.18 unter der Überschrift “Kommunalwahlliste der SPD aufgestellt”. Kalkül der OBin: ihre tagtägliche Präsenz in der Stadt und in der Presse zieht Stimmen. Unter dem Motto: die Leute wählen, wen sie kennen (so wie die CDU dies von ihrer Landrätin auf der Kreisliste erhofft). Viel wahrscheinlicher ist aber, dass in der Stadt genau das Gegenteil eintritt: die Leute wählen die SPD nicht, weil sie Kaster-Meurer nach mehr als sechs Jahren mittlerweile kennen:
OBin als Klotz am bein der SPD
Gebrochene Wahlversprechen, unausgegorene Konzepte, führungsschwach. Jede der unzähligen städtischen Fehlleistungen, die nun nach und nach an die Öffentlichkeit kommen, wird der Verwaltungschefin angelastet. Die OBin als Klotz am Bein der SPD. Und jetzt auch noch auf Platz 1 als das Gesicht der Liste. Das ist ein Zeichen der totalen Verzweiflung innerhalb der SPD. Und einer grosser taktischen Fehleinschätzung hinsichtlich der OB-Wahl und Kaster-Meurers alternativer landespolitischer Ambitionen.
Stimmenverluste der SPD absehbar
Denn ob trotz oder wegen – auch mit ihr an der Spitze wird die SPD am 26.5.19 massenhaft Stimmen verlieren. Das macht die Oberbürgermeisterin am Wahlabend zur prominentesten Verliererin. Sie ist ab Tag nach der Kommunalwahl angezählt, die Erfolge gegen Andreas Ludwig und Dr. Silke Dierks Geschichte. Man muss kein Seher sein um zu wissen: die Sozialdemokraten riskieren so alles zu verlieren. Denn eine Oberbürgermeisterin als Listenführerin einer Partei, die nur deutlich unter 25% oder sogar 20% der Stimmen holt, ist angezählt. Und dann auch auf Landesebene nicht mehr vermittelbar. Verlierertypen haben die Sozialdemokraten da genug.
Attribute “Frau” und “Dr.” reichen nicht
Wenn die SPD an der Nahe nicht nur hinter die CDU, sondern auch noch hinter die Grünen zurückfällt – die landes- und bundespolitischen Umfragen vier Monate vor der Wahl legen dies nahe – werden die Grünen Farbe bekennen und klar machen müssen, ob sie in ihren Reihen eine eigene Alternative für die Stadtverwaltungsspitze haben. Und auch die Christdemokraten, die längst erkannt haben, dass “Frau” und “Dr.-Titel” allein keine hinreichenden Attribute sind, um Vertrauen bei den WählerInnen zu schaffen, stehen vor der Herausforderung eine gleichermaßen kompetente wie führungsstarke Persönlichkeit für die Stadtspitze zu finden.
Zusätzliche Listen?
CDU und SPD haben ihre Karten auf den Tisch gelegt. Die Öffentlichkeit schaut gespannt, wie die acht anderen Gruppen und Parteien, die 2014 den Sprung in den Stadtrat schafften, nachlegen. Und ob noch die ein oder andere zusätzliche Liste den kommunalpolitischen Wettbewerb bereichert. Am 26.5.19 könnte eine bisher unbekannte Aus-Wahl bestehen. Ganz nach dem Motto der Kampagne gegen Ausländerfeindlichkeit: “Vielfalt statt Einfalt”.