Händeringend suchen Sozialamt und Ausländerpfarramt Wohnungen. Für einkommenschwache Familien. Für Geflüchtete. Für Obdachlose. Bei der Gewobau ist die Warteliste ellenlang. Trotzdem läßt die Stadtverwaltung zwei jeweils etwa 70 qm grosse Wohnungen über Jahre hinweg leerstehen. Seit 2012 befindet sich ein Teil des früheren Geschäftsgrundstückes der Fleischergenossenschaft in der Gensinger Strasse (auch wenn die Adresse Heidenmauer 41 a lautet) im Besitz der Stadt.
Im Obergeschoss des markanten weil rosafarbenen Gebäudes befinden sich zwei Wohnungen (je 2 Zimmer, Küche, Bad). Noch vor rund drei Jahren hat die Stadt auch eine der Wohnungen vermietet. Seit dem Frühjahr 2015 stehen sie leer. Auch der früher als Werkstatt genutzte Raum im Erdgeschoß ist größtenteils ungenutzt. Lediglich die Aussenfläche vor dem Gebäude dient, korrekt beschildert, einem Zweck: als Parkplatz für die Mitarbeiter des Bauhofes.
Die alten Briefkästen und Klingelschilder der früheren Mieter sind noch unverändert vorhanden. Ein Bad Kreuznacher Rechtsanwalt, der in 2015 die Wohnungsübergabe für seine Mandantin vornahm, ist sich sicher: “da musste nur frisch gestrichen werden. Und der nächste hätte einziehen können”. Denn der Vorbesitzer der Stadt hatte erst in 2010 und 2011 Renovierungsarbeiten durchgeführt. Und für eine Familie mit Kindern ist die Lage ideal: die Kita auf dem Nachbargrundstück, das Schulzentrum um die Ecke.
Wie krass der Widerspruch im Verhalten der Stadt ist wird deutlich, wenn man sich den auf bad-kreuznach.de unter Kurzmeldungen archivierten Aufruf des Sozialamtes anschaut. Das schreibt: “Zurzeit ist es sehr schwer, in Bad Kreuznach eine bezahlbare Wohnung zu finden. Noch schwieriger ist es für Menschen, die Sozialleistungen beziehen und daher an Obergrenzen gebunden sind, was eine Wohnung kosten darf.
Beim Sozialamt der Stadtverwaltung sprechen fast täglich Menschen vor, die eine Wohnung suchen, sei es, dass die alte Wohnung durch Tod oder Wegzug des Partners oder der Partnerin zu teuer geworden ist oder durch die Geburt eines Kindes zu klein. Anderen droht der Verlust ihrer Wohnung aus unterschiedlichen Gründen und einige Wohnung sind so marode, dass sie kaum mehr bewohnbar sind.
“Lange Wartelisten”
Die Wohnbaugesellschaften haben lange Wartelisten, so dass man auch von dort nicht auf schnelle Hilfe hoffen kann. Daher bittet das Sozialamt Vermieter, die freie Wohnungen haben, Kontakt unter Telefon 0671/800253 aufzunehmen. Die Miete kann nach Absprache direkt vom Sozialamt gezahlt werden, so dass die Zahlung gewährleistet ist.”
Mieteinnahmen gehen verloren
Auch in der Sitzung des Sozialausschusses am 24.10.18 wiesen der zuständige Beigeordnete Markus Schlosser und der Leiter des Sozialamtes Thomas Gutenberger auf die prekäre Wohnraumsituation hin. Zudem entgehen der Stadt Einnahmen. Würden in den Wohnungen Anspruchsberechtigte untergebracht, würde die Stadtkasse monatlich mehrere hundert Euro Einnahmen erzielen, die je nach Kostenträger vom Kreis, Land oder Bund gezahlt würden.