Erwartungsfroh und ausgestattet wie für eine Nachtwanderung standen sie gestern um kurz vor 17 Uhr da. 15 Kinder im Grundschulalter, teilweise mit Eltern oder Großeltern an der Hand. Sichtlich aufgeregt fieberten die Kleinen der „Taschenlampenführung“ durch das Museum für PuppentheaterKultur entgegen.
Die Regelkunde fürs Benehmen, die im noch gut beleuchteten Eingangsbereich des PuK besprochen wurde (“wir bleiben zusammen”), absolvierte die Gruppe widerspruchslos. Als dann nach dem Eintritt in den Ausstellungraum deutlich wurde, dass “Taschenlampenführung” nicht bedeutet, dass alle ihre eigenen Leuchtmittel einsetzen dürfen, sondern allein Andrea Manz das Privileg der partiellen Erleuchtung zustand, gab es kurz Gemurre.
Aber die frühere Kulturdezernentin verfügt als Mutter über hinreichend Erfahrung, wie Kindern über solche Frustrationen schnell hinweggeholfen werden kann und brachte die Kleinen durch viele Fragen im Dunkeln schnell auf andere Gedanken. Mit Hör- und Riechübungen gelang es ihr die Aufmerksamkeit der Gruppe auf die Figuren zu lenken, die im PuK im Mittelpunkt stehen.
Und trotzdem die Kinderaugen aus dem Nachmittagsfernsehen vom Alien bis zum Tiefseewesen schon einiges an optischen Effekten gewöhnt sind, schaffte es Manz die Kinder Details der Marionetten wahrnehmen zu lassen und deren Bedeutung zu vermitteln. Der zusammengeknifffene Mund und die lange Hakennase etwa, die typisch sind für “böse” Gestalten. Und das breite Lachen und die blitzenden Augen, die die guten auszeichnen.
Details, die bei Tages- oder Kunstlicht unspektakulär daherkommen, nehmen in der Dunkelheit eine ganz andere Interpretationsdimension an. Und so beantwortete zunächst auch nur ein Junge die Frage der Führerin, wer sich traue die Pickel im Gesicht einer Marionette anzufassen, mit der spontanen Antwort “ich bin mutig”. Dessen Vorbild machte Schule. Und am Ende waren fast alle “mutig”.
Schon nach wenigen Metern in der Dunkelheit und den ersten Erklärungen konnten sich die allermeisten Kinder vollkommen auf diese neue Erfahrung und das vom Lebensalltag abweichende Thema einlassen. Auch die Erklärungen zu den handwerklichen Hintergründen des Entstehens der Figuren (für sehr junge Menschen, die sich mit Transformers und Legogestalten gut auskennen, nicht der grosse Bringer) kamen an.
Und als die Gruppe am Ende der Führung auf dem Parkett saß und jedes Kind aus einem Materialsack ein Marionetten-Teil ertasten und zum Vorstellen für die anderen entnehmen durfte, war eine Stunde wie im Flug vergangenen. Dann durften auch die reichlich mitgebrachten Taschenlampen endlich eingesetzt werden. Aber jetzt stand das Spiel mit Dunkelheit und Licht nicht mehr im Vordergrund. Beim Verlassen des Ausstellungsraumes ging es den Kleinen nur noch um die Figuren.