Normal kommen die Bauernschlauen aus dem Kreisgebiet. In der Stadt gibts ja kaum noch Landwirtschaft. Aber der städtische Bauhof scheint neben Gärtnern, Schlossern und Tiefbauern auch einen Agraringenieur zu beschäftigen. Eine Art Bauernhof also. Denn wie die Männer von der Heidenmauer den Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Kreises vorführen, ist filmreif. Vorspann im Sommer 2018: die Stadt kündigt den Vertrag mit dem Kreis, der sie verpflichtet für je 500 Euro die 44 Containerstandplätze ein ganzes Jahr lang sauber zu halten.
Illegale Müllentsorgung
Das ist nicht auskömmlich. Die Kosten betragen ein Vielfaches, da dort viel Müll illegal abgestellt wird. Dann tut sich wochenlang nichts. Der zuständige Kreisbeigeordnete macht erst mal Urlaub. Nach vielen Wochen trudelt endlich die Kündigungsbestätigung aus dem Kreishaus ein. Allerdings hat der Hauptdarsteller sein Skript nicht gelesen. Und gibt den Pontius Pilatus statt den Herakles.
Standplatzsuche
Hans-Dirk Nies (SPD) tut einfach so, als hätte er mit den Containern in der Stadt nichts zu tun. Im Bauhof reiben sie sich die Hände. Die Zeit arbeitet für sie. Der 1.1. kommt näher. Und dann ist der Kreis für alles alleinverantwortlich. Als dem Kreisabfalldezernenten im Herbst dämmert, dass er mit der Hase-Nummer nicht durchkommt, sucht er hektisch nach alternativen privaten Containerstandplätzen, um nicht mehr auf die 44 der Stadt angewiesen zu sein. Dabei fällt er vollkommen aus der Rolle.
Unmoralisches Angebot
Und schreckt nicht davor zurück sogar der Oberbürgermeisterin ein unmoralisches Angebot zu machen: Nies bietet Kaster-Meurer 500 Euro. Für einen Platz auf deren Grundstück in der Alzeyer Strasse. Die macht den Fall in der Stadtratssitzung am 29.11.18 öffentlich. Um sich weitere dieser Peinlichkeiten zu ersparen, lenkt Nies auf den Vorschlag des Bauhofes ein.
AWB übernimmt Reinigung
Statt eines zivilrechtlichen Vertrages gibt es jetzt eine öffentlich-rechtliche Gestattung der Stadt für die Nutzung der Containerplätze durch den Kreis. Und deren Reinigung übernimmt ab dem 1.1.19 der AWB. Diese Vereinbarung wird schon bald als Eigentor des Jahres bekannt werden. Denn wenn ab Januar Müll das Stadtbild beeinträchtigt, werden alle auf das Kreishaus zeigen. Bisher hatte der Bauhof immer alles top in Schuss gehalten. Lob dafür gabs nur selten. Sauberkeit war selbstverständlich. Jetzt wird dessen Leistung im Rückblick deutlich werden.
Vermüllung droht
Und die Unfähigkeit des Landkreises, der gar kein eigenes Personal für die neue Aufgabe hat. Daher muss der AWB künftig statt dem Bauhof private Dienstleister bezahlen. Da die mit der Reinigung viel zu tun haben, kosten die auch viel. Dann kommt der Kreis mit dem bisher an die Stadt gezahlten Honorar nicht aus. Oder die arbeiten nur so lange, wie das Geld reicht. Dann wird es zur Vermüllung kommen.
Teure Ersatzvornahmen
Sobald dadurch die öffentliche Ordnung gefährdet ist, kann die Stadtverwaltung einschreiten. Und teure Ersatzvornahmen rechtlich durchsetzen. Nies wird von einer Panne in die nächste stolpern. Für ihn nichts Neues. Wie “professionell” der AWB die andere neue Aufgabe “Abfallsammlung im Stadtgebiet” zum Beginn des neuen Jahres angeht, konnten aufmerksame Zeitungsleser Ende November lesen.
AWB sucht Fahrer / Lader
Da inserierte der Landkreis “für die Besetzung der Abfallsammelfahrzeuge (Fahrer / Lader) schnellstmöglich mehrere (unterstrichen) Stellen. Aussagegekräftige Bewerbungsunterlagen werden bis zum 14.12.18 erwartet. Das wird dann ja lustig ab dem 2.1.19. Wenn die EinwohnerInnen bzw ihre Tonnen zum Einarbeitungsobjekt des AWB werden.