“Als aufnehmende Gesellschaft offen sein”

Von Heidi Klum und Claudia Schiffer warten wir noch heute auf gesellschaftlich relevante Aussagen. Also ausser auf Tipps zum richtigen Outfit für einen Samstagabend. Zohre Esmaeli ist äusserlich leicht erkennbar auch ein TOP-Modell. Aber Sie nutzt die ihr dadurch erlangte Aufmerksamkeit auch für politische Aussagen: “Lassen Sie uns die Menschen, die zu uns kommen, als Freunde gewinnen und nicht über sie bestimmen”, war eine ihrer zentralen Botschaften am Afghanischen Kulturabend am 24.11.18 im Bonhoefferhaus.

Sie warb dafür, “die aufnehmende Gesellschaft sollte offen sein”, “gemeinsam eine friedliche Gesellschaft zu schaffen” und “selbst etwas zu tun und sich nicht auf andere zu verlassen”. So wie der Verein “Afghanistan – Hilfe, die ankommt e.V.”, der von der Bad Kreuznacher Ärztin Najiba Behmanesh und einigen ehrenamtlichen HelferInnen getragen wird. In berührenden Bildern stellte Behmanesh die Arbeit und die aktuellen Lebensbedingungen in Ihrem Heimatland vor (weiterführende Informationen bietet der Verein unter afghanistan-hilfe.de).

Dazu gehören auch Kinder und junge Menschen, die durch Kriegsverletzungen oder Krankheiten entstellt sind. In solchen Fällen konnten Dr. André Borsche (Interplast) und sein Team helfen, Leben retten und menschenwürdigere Leben ermöglichen. Für die Kinder, die in Deutschland – oft mehrfach – operiert werden, ist die behütete Aufnahme für viele Monate in fremden Lebensumständen besonders wichtig. Najiba Behmanesh danke diesen Familien und schilderte ihren Eindruck, dass “die Kinder bei euch mehr Liebe empfangen, als von den eigenen Eltern”.

Nicht mit der Herzlichkeit, die hier an der Nahe die Hilfe für Afghanistan trägt, sondern mit den Ursachen und den Hässlichkeiten der Probleme dort, beschäftigte sich künstlerisch Ferdinand Friess. Der Bad Münsterer Maler hatte eine handvoll seiner grossflächigen Arbeiten mit ins Bonhoefferhaus gebracht. Aber weder von den Grausamkeiten auf Leinwand noch auf der Diaprojektionsfläche ließen sich die Anwesenden die Lebensfreude nehmen.

Auch wenn der Genuß nach den Berichten von Dr. Borsche und Najiba Behmanesh nicht jedem leicht fiel, wurde ein üppiges Buffet afghanischer Spezialitäten angeboten und vollständig verzehrt. Nach der Rede von Zohre Esmaeli, die sie erst in deutsch und dann in Paschtun hielt und die in mehrfacher Beziehung den Nachtsich ersetzte, schloss sich an den sehr ernsten ein musikalisch-leichterer Programmteil an.