Instandsetzung, Provisorium oder Ersatzneubau. Ganz egal welche Lösung am Ende realisiert wird: der Löwensteg bleibt mindestens sechs Monate gesperrt. Wenn die Bahn AG nicht mitzieht, es Probleme beim Abriss der alten Brücke oder mit den Lagern für die neue gibt, können daraus leicht 2,5 Jahre oder mehr werden. Und teuer wird es so oder so: eine Instandsetzung mit einer Reststandzeit von etwa zehn Jahren käme auf 250.000 Euro und damit exakt genau so teuer wie ein “normales” Provisorium, das auf 25 Jahre ausgelegt wäre. Ein Ersatzneubau für 70 bis 100 Jahre würde mit rund 500.000 Euro doppelt so teuer zu Buche schlagen. Das ist das Fazit der Information der Stadtverwaltung in der Sitzung des Planungsausschusses (PLUV) am 17.10.18.
Am Tag zuvor war die wichtige Fuß-, Rad- und E-Fahrstuhlverbindung zwischen Süd- und Innenstadt nach Vorlage des schriftlichen Gutachtens durch das Ingenieurbüro Verheyen in einer Jetzt-auf-gleich-Aktion gesperrt worden. Vollkommen zurecht, wie die grosse Mehrheit der Ausschussmitglieder nach der Präsentation durch Klaus Gnam vom Tiefbauamt feststellte. Die Prüfingenieure gaben dem Bauwerk die Note 4,0 – die schlechtmöglichste. Das bedeutet: die Standsicherheit ist “erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben”. Und weiter: “eine Schadensausbreitung oder Folgeschädigung kann kurzfristig dazu führen, dass … sich ein irreparabler Bauwerksverfall einstellt.” An mehreren Stellen haben Träger 50% ihrer Substanz verloren, einige Bleche sind auf die Stärke von Getränkedosen reduziert.
Allein Hermann Bläsius zog die Notwendigkeit der Sperrung in Zweifel. Er wies auf viele “kanns” in der Kurzzusammenfassung hin. Der Grüne bezeichnete es als “schwierig, diesen Hauptverkehrspunkt einfach so abzuschneiden”. Seine Sorge: wegen des “Spleens einer Ost-West-Trasse in den Köpfen” der Kommunalpolitiker fällt eine Entscheidung gegen die Bedürfnisse der bisherigen Löwensteg-NutzerInnen. Zum Einstieg in die Diskussion hatte Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer von ersten Gesprächen mit den Brückenbauern vom THW berichtet. In drei Wochen wird das Technische Hilfswerk einen Vorschlag vorlegen, wie es der Stadt helfen kann.
Geld von der Bahn?
Diese Idee eines echten und kurzzeitigen Provisoriums fand spontan die Zustimmung von CDU-Fraktionschef Werner Klopfer. Er erinnerte daran, dass “manchmal Schaden ja auch mit Nutzen verbunden ist”. Auch Gernot Bach (SPD) sprach sich für diese Lösung aus. SPD-Parteivorsitzender Günter Meurer unterstützte die von seiner Ehefrau verantwortete Sperrung des Löwensteges. Er bat darum diese Massnahme nicht zum Anlass “für ein Geplänkel über die Ost-West-Trasse” zu nutzen. Robert Kämpf, der für die Linke im PLUV mitarbeitet, erwies sich als sachkundig in den Interessen und Vorgehensweisen der Bahn AG. Er machte dem Ausschuss Mut mit der Feststellung, dass die Einhaltung der bisherigen Bauhöhen und -breiten dort zu einer zügigen Bearbeitung führen wird. Und Kämpf wies auf das Eisenbahnkreuzungsgesetz hin, mit dem die Bahn zu einer Mitfinanzierung bewegt werden könne.