Für Vielfalt – gegen Einfalt

Fehlende Bildung, beschränkte Denkfähigkeit und primitiver Egoismus haben menschliches Verhalten schon immer wesentlich bestimmt: katholische Franzosen ermordeten und verjagten ihre evangelischen MitbürgerInnen (die als Hugenotten in Deuschland eine neue Heimat fanden und mithalfen dieses Land reich und mächtig zu machen). In Liberia schlachteten AIDS-bedrohte Dorfbewohner vor wenigen Jahren Ärzte und Krankenschwestern – allesamt Liberianer – ab, die in Schutzanzügen zu ihnen kamen, um ihr Leben zu retten: im Dorf hielt man sie für böse Geister. Sie lachen? Dann wohl über unsere deutschen Vorfahren, die noch vor wenigen hundert Jahren über 50.000 Frauen verbrannten und ertränkten, weil sie diese für Hexen hielten. Die vom zweiten Weltkrieg ausgelösten Flüchtlingsströme von über 30 Millionen Menschen allein innerhalb Europas kennt der national-besorgte Pöbel selbstredend ebensowenig, wie den historisch bedeutenden Umstand, dass germanische Stämme, vertrieben von Feinden und angetrieben vom Hunger, in christlicher Zeit bis nach Nordafrika auswanderten.

Werner Klopfer (CDU) hatte sich vor einigen Tagen in einem Positionspapier auf dunkelhäutige Menschen als kommunalgesellschaftliches Problem fixiert. Diese veränderten das Stadtbild negativ und nutzten das Sozialsystem aus. Vermutlich leben in Bad Kreuznach ausserhalb der 15köpfigen christdemokratischen Stadtratsfraktion nur sehr wenige hochbegabte Genies, die die Fähigkeiten des CDU-Fraktionschefs haben und an der Hautfarbe den Charakter, den Beruf und andere relevante Merkmale eines Zeitgenossen erkennen können. Denn am Freitag den 24.8.18 trafen sich einige hundert MitbürgerInnen ohne Angst und Nebenwirkungen mit Zuwanderern – auch dunkler Hautfarbe und schwarzafrikanischer Herkunft – auf dem Salinenplatz, um für Vielfalt und gegen Einfalt zu demonstrieren.

Eine ganze Reihe von aktuellen und früheren politisch Verantwortlichen drückte teils durch ihre Anwesenheit teils in Redebeiträgen ihre Ablehnung gegen diskriminierende und rassistische Äußerungen aus: Hermann Bläsius, Wolfgang Heinrich, Dr. Heike Kaster-Meurer, Jürgen Locher, Ludger Nuphaus, Astrid Peekhaus, Horst Pfeiffer, Siegfried Pick, Carsten Pörksen, Manfred Thesing und andere setzten gemeinsam mit Gewerkschaftlern, KirchenvertreterInnen, dem Netzwerk am Turm, der Alternative JugendKultur und vielen Nichtorganisierten ein Zeichen für Menschlichkeit. Gemeinsame Aussage: “Bad Kreuznach ist eine Stadt der Vielfalt. Und das soll auch so bleiben.”

Lebensfreude hörbar machte Annette König-Clasen mit ihrem Saxofon. Und es wurde auch getanzt: Edward Kiduma trommelte den Rhythmus.