Bürgermeister Heinrich ist ein Freund klarer Worte. Und wenn er auf die Abwassereinrichtung in Bad Münster zu sprechen kommt, dann steigert sich seine Ausdrucksdeutlichkeit noch. Mit der Fusion habe man “Schrott übernommen”. Damit die Mitglieder des Finanzausschusses vor der unerfreulichen Realität im Untergrund des neuen Stadtteiles nicht die Augen verschliessen und sehen, “wie erschreckend es ist”, ließ er den Kommunalpolitikern einen schonungslosen Bericht über das vorlegen, was die Bad Kreuznacher Abwasserfachleute in Münsterer und Ebernburger Erde vorgefunden haben.
5,6 Millionen in 3,5 Jahren
Es waren teilweise schwer verdauliche Bilder, die den Kommunalpolitikern da kurz vor dem Abendessen serviert wurden. Löchrige Abwasserrohre, veraltete Technik, marode Hausanschlüsse. “Viel viel schlimmer als gedacht” fasste der Bürgermeister zusammen und erinnerte daran, dass das “vor der Fusion falsch dargestellt wurde”. Fazit: zwischen dem 1.7.14 und dem 31.12.17 mussten 5,6 Millionen Euro ausgegeben werden, um die Abwasserentsorgung im neuen Stadtteil auf einen rechtlich und technisch erträglichen Stand zu bringen. Angesichts der unzähligen Aufgaben bei der Sanierung blieb daher keine Zeit die Abschaltung der Bad Münster Kläranlage vorzunehmen. Diese soll erfolgen bevor auch dort noch siebenstellige Kosten anstehen.
“Trümmerfeld” in BME
Von diesen Zahlen und den eindrücklichen Bildern zeigten sich die anwesenden Stadtratsmitglieder aus BME leicht persönlich angegriffen. Die vom Bürgermeister beschriebene jahrelange Vernachlässigung und ihre Folgen wollten Ortsvorsteherin Dr. Bettina Mackeprang und Manfred Rapp nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Doch deren zaghafte Versuche die Dokumentation anzuzweifeln wurden von Wolfgang Heinrich abgebügelt: “Mir ist klar, dass Sie das nicht wahrhaben wollen. Aber es ist eben ein Trümmerfeld, in das wir Millionen und Abermillionen hineinstecken müssen”.
Lob für Gerlach
Während ein SPD-Ausschussmitglied die Diskussion mit der Erklärung “ich gehe morgen früh in den Kindergarten, da habe ich mehr Spass” verliess, sprang Grünen-Stadtrat Lothar Bastian dem Bürgermeister zur Seite. Er lobte die “informative und transparente Darstellung des Sachverhaltes” und bat darum, die von Abwasserchef Rainer Gerlach zusammengestellten “Zahlen und Fakten von politischer Polemik zu trennen”.
Dokumentation in Wort und Bild
Löcher, Undichtigkeiten, Rohrbrüche, extreme Arbeitsbedingungen bei Sanierungsarbeiten, jahrelange Vernachlässigung und aufgeschobene Pflegearbeiten erheblichen Ausmasses hat der Bad Kreuznacher Abwasserbetrieb im Stadtteil Bad Münster vorgefunden – und umfassend dokumentiert. Ein nicht nur für Fachleute interessanter Einblick in die Unterwelt des neuen Stadtteiles.