Die Brücke ins Hinterzimmer

Viele Brücken sind weltbekannt. Golden Gate, Ponte Vecchio, Skywalk. Allen gemein ist: sie sind höchst präsent, drängen sich geradezu in die Öffentlichkeit. Das unterscheidet fast alle Brücken von einer, die es (noch) gar nicht gibt: die ins Huttental. Ihr mächtigster Fan hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er sie für zwingend erforderlich hält. Unterstützung fand Bürgermeister Heinrich zunächst in einem Brüller aus der SPD-Stadtratsfraktion, der von deren Vorsitzenden als “lautes Nachdenken” verharmlost wurde.

Prüfantrag

In Abwesenheit der Ortsvorsteherin Dr. Bettina Mackeprang wurde daraus im Februar 2018 ein Prüfantrag der Münsterer Ortsbeiräte von CDU und SPD: kann eine Brücke über die Nahe gebaut werden, damit das Huttental und das Premiumwanderwegnetz problemlos ganzjährig erreicht werden können? Monatelang schlummerte dieser Antrag, der im März, April, Mai und Juni im Hauptausschuss hätte behandelt werden können, auf einem Schreibtisch im Stadthaus. In dieser Zeit trat Bürgermeister Heinrich aus der (brückenkritischen) CDU aus und in die (brückenaffine) SPD ein. Und nachdem jetzt dort wohl letzte Feinabsprachen erfolgt sind – schwups – stand der Antrag am 13.8.18 auf der Tagesordnung. Aber nicht zur Diskussion.

Nichtöffentlich im Aufsichtsrat

Die mochte die Oberbürgermeisterin weder im Hauptausschuss führen. Noch im Planungsausschuss. Beide Gremien tagen pflichtgemäss öffentlich. Und unter den kritischen Augen und Ohren der Öffentlichkeit liesse sich ein solches Projekt mit massiven Eingriffen in die Natur und das Stadtbild kaum zielführend (= brückenplanend) beraten. Die Lösung der Verwaltungschefin, im Hauptausschuss wortreich unterstützt von ihrem Ehemann: die Brücke soll im Aufsichtsrat der GuT behandelt werden. Der tagt nichtöffentlich. Lästige ZuhörerInnen sind da ausgeschlossen. Begründung des Teams Meurer-Kaster-Meurer: die Brücke habe eine touristische Bedeutung. Mit dieser Logik könnte die Frage der Verkehrsberuhigung in der Alzeyer Strasse auch im Aufsichtsrat der Gewobau behandelt werden – denn die hat dort die Mehrzahl der Menschen als Mieter in ihren Wohnungen.

Einstimmig verwiesen

Erst schien es, als ob CDU-Fraktionschef Werner Klopfer den Brückenplanern einen Strich durch die Rechnung machen wollte. In seinem Redebeitrag unterstützte er die Ortsvorsteherin in deren Bedenken gegen das Projekt. Und wörtlich lehnte er die Behandlung im GuT-Aufsichtsrat ab. Doch wenige Minuten später stimmte die CDU einmütig mit allen anderen, auch den Grünen, für die Verweisung in die Nichtöffentlichkeit.