Dank einer überzeugenden, auch mit spielerischen Glanzpunkten versehenen, Willensleistung im zweiten Durchgang hat sich der 1. FSV Mainz 05 am Samstagnachmittag (22.4.2023) in der ausverkauften MEWA ARENA unter dem Strich verdient mit 3:1 (0:1) gegen Rekordmeister Bayern München durchsetzen und den sechsten Heimsieg der Saison feiern können. Dabei drehten die 05ER den 0:1-Pausenrückstand – Sadio Mané hatte getroffen – nach der Pause durch die Treffer von Ludovic Ajorque, Leandro Barreiro und Aarón.
Die zuvor überlegenen Gäste um Cheftrainer Thomas Tuchel hatten dem Mainzer Sturmlauf letztlich nichts mehr entgegenzusetzen und treten die Heimreise ohne Punkte an. Bo Svensson hatte gegenüber dem Remis in Köln eine Veränderung vorgenommen und Jae-sung Lee für Anton Stach in die Startelf beordert. Darüber hinaus blieb auch der Kader der 05ER unverändert. Die Anfangsminuten gestalteten sich, nachdem Stefan Bell kurz vor dem Anpfiff noch für sein 250. Bundesliga-Spiel am vergangenen Wochenende in Köln geehrt worden war, ausgeglichen.
Die Gäste hatten erwartungsgemäß mehr Ballbesitz, gleichzeitig zeigte sich immer wieder, dass der FSV, wenn er früh und hoch anlief, den Spielaufbau des Rekordmeisters empfindlich stören konnte. Die erste Gelegenheit der Begegnung sollten nach einer knappen Viertelstunde dennoch die Bayern haben, die dabei von einem Missverständnis in der 05-Defensive profitierten: Sadio Mané, der einen schlecht getimten Rückpass von Leandro Barreiro erlaufen hatte, steuerte allein auf Robin Zentner zu.
Und spielte zehn Meter vor dem Tor quer, und Silvan Widmer rettete mit seiner beherzten Grätsche gegen den Abschluss Thomas Müllers (14.). Nur wenige Sekunden später lag der Ball dann im Netz, doch Mané war zuvor beim Zuspiel von Leon Goretzka zu früh gestartet – abseits und weiter 0:0 (15.). Der FSV lief in dieser Phase aber immer wieder Gefahr, das Gegentor zu kassieren. Zu dominant waren die Bayern mit bis dato mehr als 80 Prozent Ballbesitz, zu passiv die Mainzer, die offensiv nun kaum für Entlastung sorgen konnten und tief standen.
Erstmals einen Hauch von Torgefahr konnten die Rheinhessen in der 26. Minuten ausstrahlen, als Barreiro die Münchener Defensive mit einem beherzten Antritt durchs Zentrum überraschte und aus spitzem Winkel letztlich nur das Außennetz anvisierte. Eine Initialzündung? In den Folgeminuten wirkte es fast so, denn der FSV sollte auch die nächste Gelegenheit haben. Lee eroberte den Ball gegen Josip Stanisic und legte quer auf Barreiro, dessen Schuss aus rund zwölf Metern Joshua Kimmich zur Ecke klären konnte (28.).
Gerade in diese Phase hinein, als die Rheinhessen besser ins Spiel zu finden schiene, schlug jedoch der Rekordmeister aus dem Nichts zu. Joao Cancelo flankte von links gefühlvoll vors 05-Tor, wo der alleingelassene Mané den Ball per Kopf aus kurzer Distanz nur noch über die Linie drücken musste – 0:1 (29.). Ein Nackenschlag, von dem sich die 05ER aber nicht aus der Bahn werfen ließen und bis zur Pause defensiv stabil standen. Zudem gelang es immer wieder, nach Bayern-Standards oder Umschaltaktionen nach Ballgewinnen Nadelstiche zu setzen.
So auch in der 43. Minute, als Karim Onisiwo nach einem Pass von Lee in die Gasse allein auf Yann Sommer zuzusteuern schien, aber an der Strafraumgrenze ausrutschte, so dass die Chance verpuffte (43.). Wenig später war Pause in der MEWA ARENA und noch alles offen in dieser Begegnung. Mit Wiederbeginn reagierte Svensson erstmals und brachte Geburtstagskind Aarón für Anthony Caci in die Partie. Und dieses Mal sollte der FSV die erste Gelegenheit haben. Onisiwo brachte den Ball von links vors Tor, wo Ludovic Ajorque im Fünfmeterraum direkt abzog, das Gehäuse aber verfehlte (49.).
Die 05ER blieben dran und kamen durch Aarón zum nächsten Abschluss, der Ball aus 18 Metern landete zwei Meter neben dem rechten Pfosten (54.). Für die Bayern bot sich Thomas Müller wenig später die Gelegenheit, als der Gäste-Kapitän mit seinem schwächeren linken Fuß aus 16 Metern verzog (56.). Es war nun eine andere Partie als in der Anfangsphase der ersten 45 Minuten. Die Mainzer waren deutlich aktiver und im Mittelfeld griffiger, so dass die Gäste ihr Ballbesitzspiel in der 05-Hälfte seltener aufziehen konnten.
Nach 64 Minuten dann der nächste Wechsel auf Seiten des FSV, als Anton Stach für den Gelb-vorbelasteten Dominik Kohr ersetzte. Und der neue Mann war kaum auf dem Platz, da durften die Mainzer den Ausgleich bejubeln. Ein Freistoß von Aarón aus halblinker Position landete bei Andreas Hanche-Olsen, der den Ball von rechts vors Tor brachte, der bei Lee landete, dessen Aufsetzer Sommer noch abwehren konnte, gegen den Kopfball-Abstauber von Ajorque aber letztlich machtlos war – 1:1 (65.).
Es war ein verdienter Ausgleich, nach dem die Gastgeber mehr wollten, und mehr bekommen sollten. Denn in diesem Duell, das nun absolut auf Augenhöhe stattfand, sollten die Mainzer bald darauf zum zweiten Mal jubeln können: Ajorque verlängerte einen langen Ball auf Onisiwo, der sich durchsetzte und überlegt auf Barreiro querlegte, der den Ball aus zehn Metern gegen den Innenpfosten setzte, von wo das Leder zur 05-Führung ins Tor trudelte (73.). Die 05ER hatten sich nach der Pause in diese Begegnung gekämpft und die Führung hart erarbeitet.
Vier Minuten später kamen Marcus Ingvartsen und Aymen Barkok für Lee und Ajorque in die Partie, um die Führung zu verteidigen. Doch der FSV stellte sich keinesfalls hinten rein, sondern spielte weiter mutig nach vorne, und baute die Führung aus. Nach einer abgewehrten Stach-Flanke bewies Hanche-Olsen Übersicht und fand Aarón, der sich an seinem Geburtstag selbst beschenkte und Sommer mit einem strammen Linksschuss zum umjubelten 3:1 überwand (79.). War das schon die Entscheidung?
Es sah so aus, weil auch Hack, der in Minute 83 für Edimilson kam, sich nahtlos einfügte und die Gastgeber nichts mehr anbrennen ließen in der Defensive. Nur in der Nachspielzeit war Zentner noch einmal gefordert, als er den Schuss von Mathys Tel glänzend parierte (90.+3). Danach war Schluss, der dritte Bundesliga-Heimsieg gegen die Bayern in Folge eingetütet und der Vereinsrekord von nun zehn ungeschlagenen Partien in Serie unter Dach und Fach. Mit 45 Punkten aus 29 Begegnungen rangieren die 05ER nunmerh auf Platz 7.
Quelle und Bilder: 1. FSV Mainz 05