Hasen und Igel aufgemerkt: es ist nur eine Übung

Die Pressestelle der Stadtverwaltung muss weisungsbedingt eine Vielzahl von Erklärungen verbreiten, bei denen erkennbar Personenkult im Vordergrund steht. Und nicht Sachinformation. Das hat die frühere Oberbürgermeisterin so eingeführt. Und ihr Nachfolger setzt diese Linie leider fort. Die Kehrseite dieser Medaille, nämlich dass der so massiv ins Schaufenster gestellte Verwaltungschef in der Öffentlichkeit deswegen viel stärker auch mit Fehleistungen der Stadt identifiziert wird, hat Emanuel Letz (trotz der Abwahl von Dr. Heike Kaster-Meurer am 13.3.2022 bereits im ersten Wahlgang) wohl noch nicht erkannt.

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Wenn im kommenden Jahr nach dem Versand der Grundbesitzabgabenbescheide die Verärgerung der Eigenheimbesitzer*Innen hochkocht, wird er schlauer sein. Aber dann ist es es für einen Kurswechsel in Sachen Öffentlichkeitsarbeit – was den vorstehend beschriebenen Effekt betrifft – wohl zu spät. Zu den positiven Punkten, die Landrätin Bettina Dickes zugute zu halten sind, zählt: in den von der durch sie verantworteten Kreispressestelle verschickten Mitteilungen wurden ungleich häufiger als von der Stadtpressestelle auch andere Kreisverantwortliche präsentiert. Etwa der frühere Erste Kreisbeigeordnete Hans-Dirk Nies (SPD).

Dessen damalige Erklärungen – beispielsweise zu Corona – sind heute unwiderlegbare Beweismittel zum Nachweis von Inkompetenz und Überforderung im Amt. Eine aktuelle Kreispresseerklärung benennt als Verantwortlichen den Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Werner Hofmann. In dessen Auftrag wird mitgeteilt, dass am morgigen Samstag (5.10.2024) ab 10 Uhr auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Pferdsfeld zu Testzwecken “für etwa ein bis zwei Stunden Sprachdurchsagen mit Lautsprecherwagen durchgeführt” werden. Diese für maximal wenige hundert Betroffene wichtige Information könnte natürlich auch Gegenstand der Sprachdurchsagen selbst sein.

Aber warum eine einfache Lösung, wenn es auch kompliziert geht? Also werden die rund 160.000 Kreisbürger*Innen von der Aktion in Kenntnis gesetzt. Vergessen wurde jener Teil des Biotops rund um den Flugplatz Pferdsfeld, der – zumindest ist das unser Kenntnisstand – Pressemitteilung nicht liest: die im Soonwald reichlich vorhandene Tierwelt. Wer berichtet jetzt Hasen und Igeln, dass es sich bei der Brüllerei nicht um eine Treibjagd, sondern nur um ein Fake handelt? Werner Hofmann ist es jedenfalls sehr wichtig klarzustellen, dass diese Sprachdurchsagen eine reine Übung und keinen Notfall darstellen.

Zugleich bittet der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Anwohnende der umliegenden Gemeinden, “die unter Umständen von den Durchsagen aufgeschreckt werden”, um Verständnis. Um dann weiterführend zu informieren, dass Sprachdurchsagen künftig auch mit den bereits an verschiedenen Orten installierten digitalen Hochleistungssirenen möglich sind: “der Katastrophenschutz will durch die Übungseinheit den Umgang trainieren, um im Notfall gut verständliche Sprachdurchsagen durchführen zu können”. Besser ist es. Als Beleg für die Notwendigkeit von Einübung der Nutzung elektronischer Sprachverstärker können die Probleme vieler städtischer Kommunalpolitiker*Innen bei der Nutzung der Mikrofonanlagen in den Sitzungssälen dienen.