Am kommenden Montag (30.9.2024), endet im Kreisgesundheitsamt eine Ära. Amtsarzt Dr. Ernst-Dieter Lichtenberg wird zum 1. Oktober den Ruhestand antreten. Dr. Lichtenberg war seit Mai 2002 Amtsleiter im Gesundheitsamt. Sein gesamtes Berufsleben widmete er dem öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). „Für mich war es immer klar, dass ich im öffentlichen Gesundheitsdienst als Arzt zum Einsatz kommen möchte“, verdeutlicht der scheidende Amtsarzt. Schon nach dem Examen im Jahre 1986 folgte der heute 66jährige diesem inneren Antrieb und absolvierte die Fortbildung zum Facharzt ÖGD.
Zunächst ging es als Voraussetzung dafür drei Jahre lang in die innere Medizin in Krankenhäusern und Arztpraxen. Nachdem der Facharzt ÖGD abgeschlossen war, zog es Dr. Lichtenberg zunächst am 1. Mai 1989 das Gesundheitsamt Wolfenbüttel. Der Weg nach Bad Kreuznach folgte schließlich im Jahre 2002 – „die freie Stelle eines Amtsarztes in Bad Kreuznach war natürlich sehr interessant, sodass ich gerne meinen Lebensmittelpunkt aus Niedersachsen an die Nahe verlegte.“ Gerade die Prävention im Gesundheitswesen sei es gewesen, die ihn schon in Jugendjahren geprägt hat.
„Durch gute Prävention schaffen wir es häufig, Krankheiten erst gar nicht auftreten zu lassen.“ Denn achte man auf den eigenen Körper, zahle sich dies aus. „Genau diese präventiven Ansätze finden sehr viele Anwendungsbereiche im ÖGD, im Klinikalltag hingegen spielen sie aus meiner Sicht eine eher untergeordnete Rolle, da hier die Behandlung der Folgen fehlender Gesundheitsprävention die –nachvollziehbarerweise – größere Rolle einnimmt.“ Eben mit der Vorliebe zur Gesundheitsprävention hat Dr. Lichtenberg auch im Landkreis Bad Kreuznach nachvollziehbare Erfolge erzielt.
So sind etwa Aufklärungskampagnen wie „Kein Alkohol in Kinderhände“ oder der Teilnahme an verschiedenen Wochen der Wiederbelebung nur zwei Beispiele, in welchen Bereichen Dr. Lichtenberg sich mit seinem Gesundheitsamt für Prävention intensiv während seiner aktiven Laufbahn einsetzte. „Wir merken heute, dass die Kampagnen dazu beigetragen haben, die Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren.“ Als Beispiel nennt der scheidende Amtsarzt etwa die Verhinderung eines größeren Masernausbruchs an einer Grundschule vor der Corona-Pandemie.
„Ein Kind war an Masern erkrankt, die Impfquote bei den Mitschülerinnen und Mitschülern lag aber dank unserer Impfaufklärung deutlich über dem Landesschnitt, weshalb der eine nachgewiesene Fall keinen größeren Ausbruch zur Folge hatte.“ Die Aufklärungsarbeit zur Notwendigkeit von Masernimpfungen hätte sich alleine durch diesen Fall mehr als bezahlt gemacht. Dieses und viele weitere Beispiele lassen Dr. Lichtenberg zufrieden auf seine Zeit an der Spitze des Gesundheitsamtes zurückblicken. „Es war die richtige Entscheidung, die ich damals zugunsten des ÖGD getroffen habe“, resümiert der scheidende Amtsarzt.
Zugleich wirbt er ausdrücklich – und dies auch über den Ruhestandseintritt hinweg – für den öffentlichen Gesundheitsdienst. „Dem ÖGD haftet in der Öffentlichkeit leider nur zu häufig ein eher langweiliges und teils sogar antiquiertes Label auf der Stirn“, bedauert er. Dabei sei gerade das Gegenteil der Fall: „Wir arbeiten ebenso mit modernen Techniken, wie dies auch in den Kliniken der Fall ist. Zudem gibt es im ÖGD sehr viele Möglichkeiten, etwas Gutes für die Bevölkerung insgesamt zu erreichen – sei es durch Kampagnen zur Prävention, durch Maßnahmen beim Ausbruch von Erkrankungen oder aber durch unsere Hygienespezialisten etwa bei Wasserverunreinigungen“, benennt Dr. Lichtenberg nur einzelne Elemente, die sei Gesundheitsamt Tag ein, Tag aus beschäftigen.
Er rate daher jedem angehenden Arzt und jeder angehenden Ärztin, aber auch Berufsrückkehrern dazu, sich mit dem Thema ÖGD auseinanderzusetzen und für sich abzuwägen, ob dieser nicht eine Chance darstellen könnte. „Während des Medizinstudiums spielt der ÖGD nur eine sehr untergeordnete Rolle, weshalb er bei vielen Studierenden regelrecht ausgeblendet wird“, bedauert er. Gerade daher sei es ihm auch ein wichtiges Anliegen, ausdrücklich für den OGD zu werben, denn letztlich „kommt hier die eigene Arbeit unmittelbar in der Bevölkerung an – also bei sehr viel mehr Menschen, als dies im Klinikarztalltag je der Fall sein kann.“
Quelle und Bild: Kreisverwaltung Bad Kreuznach
Claus Jotzo kommentiert: soweit die Darstellung der Kreisverwaltung zu einem aus dem Amt scheidenden Kollegen (da war wieder ein grosser Schwarm Krähen unterwegs …). Jetzt zu den Fakten:
Auch wenn Dr. Ernst-Dieter Lichtenberg zu diesem Zeitpunkt bereits rund 18 Jahre bei der Kreisverwaltung tätig war, verschaffte ihm erst die Corona-Epidemie einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung. Weil diese Dinge ja leicht in Vergessenheit geraten, erinnern wir gern an seine Erklärungen vom 28. Januar 2020. Damals im Beistand von Hans-Dirk Nies (SPD), einem der unfähigsten Politiker, den die Kreisbevölkerung je bezahlen musste.
Nies, dessen “Qualifikation” als Gesundheitsdezernent in der profunden Erfahrung eigener Krankschreibungen besteht und der in der Corona-Zeit wochenlang ins bequeme Homeoffice wechselte, statt in der Kreisverwaltung Anwesenheits-Vorbild zu sein, stellte damals fest: “auch wenn inzwischen in einem Fall das Corona-Virus in Deutschland nachgewiesen wurde, besteht auch weiterhin absolut kein Grund zur Aufregung“.
Unisono versicherten Dr. Ernst-Dieter Lichtenberg und Nies: „unsere Gesundheitssysteme in Deutschland funktionieren ganz hervorragend. Daher rechnen wir zum jetzigen Zeitpunkt mit keiner überbordenden Ausbreitung in Deutschland“. Zu diesem Zeitpunkt hatte Corona in China, Fernostasien und anderen Regionen der Welt bereits hunderttausende Menschen getötet oder zu Krankenhausaufenthalten gezwungen.
Zur pragmatischen Bewältigung der örtlichen Corona-Krise, die an der Nahe am 10. März 2020 mit dem ersten im Kreis nachgewiesen Fall vor Ort Fahrt aufnahm, trug das Duo Dr. Lichtenberg / Nies so wenig bei, dass der Landkreis Bad Kreuznach – überregional einmalig – eine nicht dem Gesundheitsamt unterstellte Stabsstelle bildete. Die organisatorische Leitung etwa des Impfzentrums in Bad Sobernheim hatte mit dem Gesundheitsamt nichts zu tun.