Polizei verhindert Eskalation zwischen Syrern und Türken auf dem Kornmarkt

Nach Abpfiff des Fussball-EM-Viertelfinalspiels zwischen den Niederlanden und der Türkei kam es am späten Samstagabend (6.7.2024) zu einem Polizeigrosseinsatz auf dem Kornmarkt. Die Sicherheitskräfte waren gegen 23 Uhr alarmiert worden mit dem Hinweis, dass sich eine körperliche Auseinandersetzung anbahne. Vor Ort fanden die entsandten Polizeikräfte rund 250 beteiligte Personen und eine aufgeheizte Stimmung vor. Hintergrund der mit Verbalinjurien und Gesten geführten Auseinandersetzung war eine Provokation etwa 25 syrischer Jugendlicher, die die auf dem Kornmarkt anwesenden Fans der türkischen Fussballnationalmannschaft reizten und verspotteten.

Offensichtlich über Internet-Dienste wurden sich in der Innenstadt aufhaltende türkische Fussballfans zum Kornmarkt zusammengerufen. Auch als die Polizei schon längst vor Ort für Ordnungs sorgte, strömten dutzende Personen nach 23 Uhr zusätzlich ins Wohnzimmer der Stadt.

Die Kräfte der Bad Kreuznacher Polizeiinspektion wurden durch die unverzüglich möbilisierte Unterstützung mehrerer benachbarter Polizeidienststellen und der Bundespolizei in kurzer Zeit auf eine kleine zweistellige Zahl aufgestockt. Durch das deeskalierende und passiv Grenzen setzende Auftreten hatte die Polizei die Lage jederzeit im Griff. Zumal die türkischen Fans zwar emotional aufgebracht waren. Aber trotz anfangs fortgesetzter Provokationen von syrischer Seite lediglich verbal-aggressiv reagierten. Bereits 30 Minuten nach der Alarmierung machten sich die türkischen Fans auf den Heimweg.

Es wurde zwar viel geredet. Anfangs laut und emotional. Aber zu Gewaltstraftaten kam es nicht.

Zum friedlichen Abzug der zahlenmässig türkischen Übermacht trugen zahlreiche türkische Fussballfans bei, die die etwas hitzigeren und aufgebrachteren Fans beruhigten und nach hause schickten. Wesentlich für den Deeskalationserfolg war auch das Auftreten der Polizeikräfte, die sich in den ersten Minuten einiges von den wegen der Provokationen von syrischer Seite aufgewühlten türkischen Fans anhören mussten: “warum schützt ihr die?” war noch eine der harmlosesten und zitierfähigsten Zurufe. Mehrere Augenzeugen schilderten als Auslöser der Konfrontation das Verhalten der rund zwei Dutzend syrischen Jugendlichen.

Polizeikräfte (Bildvordergrund) bildeten eine Sperrkette, hinter der sich anfangs syrische Provokateure in Sicherheit brachten. Auf- und augenfällig war, dass auf türkischer Seite viele Familien sogar mit Kindern auf dem Kornmarkt standen und Frauen als Wortführer gegen die Gruppe junger syrischer Männer auftraten.

Diese hatten nach Spielende, das belegen auch Handyvideos, das Ausscheiden der türkischen Fussballnationalmannschaft bei der EM beklascht und bejubelt, die syrische Fahne gehisst und türkische Tänze aufgeführt und negativ kommentiert. Nach dem Heimweg der türkischen Fans kam es – auch dank der starken Polizeipräsenz an mehreren Punkten im Stadtgebiet – zu keinem weiteren Aufeinandertreffen im Laufe der Nacht. Für die Polizei war der schwierige, erfolgreich gemeisterte Einsatz damit zu Ende. Der Konflikt ist damit aber, wie die Gespräche mit einigen, deeskalierenden Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund zeigen, nicht beigelegt.

Wie am Busbahnhof auf dem Europaplatz standen an vielen Stellen in der Innenstadt (Saliennplatz usw) noch nach Mittenacht am Sonntagmorgen Einsatzkräfte der Polizei bereit. Und sorgten durch schlichte Präsenz für eine Beruhigung der Lage.

Im Gegenteil. Denn die Provokationen nach dem Fussballspiel waren lediglich der Auslöser viel umfassenderer und tiefer sitzender Konflikte. Diese werden leider vor Ort in Bad Kreuznach wie anderenorts vollkommen ausgeblendet. Und sind, ausser in bundesweiten Politikmagazinen, kein gesellschaftliches Diskussionsthema. Dabei ist die Lage ernst. Und beinhaltet ein erhebliches Gefahrenpotential. Ein Fakt ist, dass die allermeisten, in Deutschland lebenden Personen mit türkischem Migrationshintergrund längst Teil der deutschen Leistungsgellschaft geworden sind. Einige als Unternehmer oder Führungskräfte in Gewerbe und Industrie sogar ausserordnetlich erfolgreich.

Diese Personen, die sich ihren Lebensstandart hart erarbeitet haben, ohne die volle gesellschaftliche Anerkennung zu erleben, nehmen die finanzielle Unterstützung und Fürsorge des deutschen Sozialsystems für Personen, die erkennbar für ihre Unterstützung keine Gegenleistung bringen, nicht positiv war. Dazu kommt, dass in der bundesdeutschen Gesellschaft die Tatsache, dass die Türkei viele Millionen Flüchtlinge mehr als Deutschland aufgenommen hat, nicht anerkannt wird. Umgekehrt wird in breiten türkischstämmigen Kreisen die Tatsache, dass die EU das wesentlich bezahlt, nicht wahrgenommen.

Weil diese Milliarden in wesentlichen Teilen nicht dort landen, wofür sie gedacht sind: in den Regionen der Türkei, in denen aktuell Millionen syrische Flüchtlinge leben. Hier ist auch in Vergessenheit geraten, dass in Folge des Erdbebens noch heute viele hunderttausend türkische Familien in Behelfsunterkünften im eigenen Land leben müssen. Und sowohl die Belastung durch und mit den syrischen Flüchtlingen und ihrer eigenen Lebenssituation zu ihren Verwandten nach Deutschland kommunizieren. Konkret kommt in Bad Kreuznach dazu, dass einige türkische Eltern syrische und irakische Flüchtlinge für Drogenhandel und andere, ihre Kinder gefährdende Handlungen, verantwortlich machen.

Quellen: eigene Recherchen, Polizeiinspektion Bad Kreuznach