Eine klare Angelegenheit war das Duell zwischen dem 1. FSV Mainz 05 und Darmstadt 98 am Samstagnachmittag in der MEWA ARENA. Nach einem zweiten Durchgang, in dem die 05ER teils furios aufspielten und dominierten, setzten sich die Gastgeber am Ende verdient wie deutlich mit 4:0 (1:0) gegen den Tabellenletzten durch. Die Mainzer Treffer gelangen dabei Andreas Hanche-Olsen, der vor der Pause traf, sowie Brajan Gruda und Jae-sung Lee, der die letzten beiden Treffer des Tages besorgte. Drei Veränderungen hatte Bo Henriksen gegenüber dem Remis in Leipzig vorgenommen: Für Josuha Guilavogui, Karim Onisiwo und Ludovic Ajorque begannen Dominik Kohr (nach Gelb-Sperre), Lee und Gruda.
Schon weit vor Anpfiff hatte in der MEWA ARENA eine elektrisierende Atmosphäre geherrscht, die sich mit dem Anpfiff noch verstärken sollte. Die 05ER übernahmen sofort das Kommando und hatten nach rund drei Minuten zum ersten Mal den Torschrei auf den Lippen, als eine flach getreten Ecke von Nadiem Amiri durch den Fünfmeterrazm rauschte, Kohr den Ball aber nicht erwischte (4.). Zwei Minuten später brannte es dann erneut im Sechzehnmeterraum der Gäste, nachdem Jonny Burkardt einen Gruda-Pass erlaufen und Thomas Isherwood hatte aussteigen lassen, danach aber an einem klasse Reflex von Marcel Schuhen scheiterte (6.).
Im Anschluss an die folgenden Ecke konterten die Linien erstmals, Braydon Manu schickte Mathias Honsak, der aber nicht zum Abschluss kam, weil Robin Zentner gut antizipiert hatte und 25 Meter vor dem Tor der Darmstädter an den Ball kam (7.). Viel Zeit zum Durchatmen blieb hier nicht, denn wiederum nur zwei Minuten später war es wieder der FSV, der an der Führung schnupperte. Gruda überbrückte das Mittelfeld mit schnellen Schritten und spielte auf Anthony Caci, dessen Flanke Lee direkt nahm, das Tor aber verfehlte (10.).
Zwar deutete der SVD in der Anfangsphase in Ansätzen immer wieder seine Torgefahr an, zielstrebiger agierten aber die Gastgeber, die zudem mehr als 60 Prozent Ballbesitz für sich verbuchen konnten. Nach 16 Minuten geriet eine Klärungsaktion von Schuhen im Gäste-Tor zu ungenau, Gruda kam an den Ball und zog von der Strafraumgrenze ab, scheiterte aber mit seinem Versuch aufs kurze Eck am Torhüter (16.). Nach dieser ereignisreichen Anfangsphase verflachte die Begegnung ein wenig, blieb aber stets intensiv wie umkämpft.
Nach einer knappen halben Stunde bot sich Amiri aus 18 Metern per Freistoß – Gruda war gefoult worden – die Chance, doch der Schlenzer verfehlte das Gehäuse um rund einen halben Meter. Nach dem nächsten ruhenden Ball sollte es dann aber endlich klingeln: Wieder brachte Amiri den Ball vors Tor, wo Lee unorthodox querlegte auf Hanche-Olsen, der aus einem Meter nur einschieben musste – 1:0 (32.). Die Führung war verdient, aber nur ein kleiner Schritt zu den nächsten drei Punkten. Bis zur Pause geriet das 1:0 aber nicht mehr in Gefahr, weil die 05ER nicht nur offensiv immer wieder Nadelstiche setzten, sondern auch defensiv wenig bis nichts hatten anbrennen lassen in den ersten 45 Minuten.
Mit Wiederbeginn reagierte SDV-Coach Torsten Lieberknecht gleich zweimal und brachte die beiden ehemaligen Mainzer Gerrit Holtmann und Aaron Seydel für Isherwood und Manu – durchaus offensive Wechsel auf Seiten des Tabellenletzten. Die erste Chance war dennoch wieder den Gastgebern vorbehalten, die nach 50 Minuten im Anschluss an einen Einwurf vor dem Tor auftauchten: Gruda legte nach Amiris Zuspiel mit der Brust in den Lauf von Lee, der an Schuhen scheiterte, bevor der Torhüter gegen den nachsetzenden Gruda ein weiteres Mal zur Stelle war (50.). Wenig später reagierte auch Henriksen erstmals und brachte Edimilson für Kohr, der gerade verwarnt worden war – eine Vorsichtsmaßnahme (53.).
Bei ihrem zweiten Treffer, der nach genau einer Stunde fallen sollte, profitierten die insgesamt entschlossener, aber auch reifer auftretenden 05ER dann von einem missratenen Rückpass Bartol Franjics, den Burkardt vor Schuhen eroberte, gedankenschnell auf Gruda zurücklegte, dessen humorloser Hammer aus zehn Metern genau unterhalb des Querbalkens einschlug (60.). Es war das erste Bundesliga-Tor des Eigengewächses vor heimischer Kulisse. Die Partie nahm nach dieser vermeintlichen Vorentscheidung wieder merklich an Fahrt auf.
Zunächst verpasste Amiri nach einem Konter und feinem Zuspiel des Torschützen von eben das 3:0, als er das Leder um Zentimeter am rechten Pfosten vorbeispitzelte (65.), bevor im direkten Gegenzug Tim Skarke frei vor Zentner auftauchte, aber deutlich verzog (65.). Weil schließlich auch Phillipp Mwene nur eine Minute später aus spitzem Winkel an Schuhen scheiterte, glaubten die Gäste weiter an ihre kleine Chance, nochmal ins Spiel zurück zu finden. Wirklich zwingend wurde der Aufsteiger aber auch bis in die Schlussphase hinein, trotz offensiver Ausrichtung, nur selten.
Auf Seiten des FSV kamen für die letzten 15 Minuten in Silvan Widmer und Tom Krauß noch einmal frische Kräfte, die Caci und Gruda ersetzten. Nur kurz zuvor hatte Burkardt die dicke Chance verpasst, den Sack zuzumachen, als er es im Zentrum artistisch aus der Drehung versuchte, den Ball aber nicht erwischte (73.). Einen Volltreffer landete dafür in Minute 80 Lee, der von Widmers Traumflanke profitierte, die der Südkoreaner sauber in den Winkel drückte – mit dem 3:0 war die endgültige Entscheidung gefallen, das Endergebnis aber schraubte der FSV weiter in die Höhe.
Vier Minuten später legte der ebenfalls eingewechselte Krauß an der Strafraumgrenze quer für Lee, der mit seinem Schlenzer aus 16 Metern seinen Doppelpack perfekt machte. Danach brannte nichts mehr an in einer nun kochenden Arena, in der wenig später der höchste Saisonsieg ausgiebig zelebriert werden durfte. Dank des zweiten Heimsiegs in Folge schraubt der FSV sein Punktekonto auf nun 23 Zähler aus 28 Partien in die Höhe und ist in genau einer Woche, erneut zuhause, gegen die TSG 1899 Hoffenheim gefordert.
Text: Mainz 05, Bild: ZDF