Wie sieht der Alltag von Frauen in der Kommunalpolitik in Rheinland-Pfalz aus? Und wie gelingt er so, dass zukünftig mehr Frauen den Weg in die Kommunalpolitik finden? Mit diesen Fragen setzten sich rund 50 Frauen aus Rheinland-Pfalz, die entweder selbst in der Kommunalpolitik aktiv sind oder aber Interesse an einem Engagement haben, am Sonntag auf Einladung des Landtags, der Körber-Stiftung, des Netzwerks Junge Bürgermeister*innen und der Gleichstellungsstelle der Stadt Koblenz in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz auseinander. Die Veranstaltung trug den Titel „Alltag von Frauen in der Kommunalpolitik – Empowerment, Netzwerk, Veränderung“.
Landtagspräsident Hendrik Hering betonte: „Die Zukunft und Stärke unserer Demokratie hängt auch entscheidend davon ab, ob es uns gelingt, mehr Frauen für das politische Engagement in den Städten und Gemeinden vor Ort zu gewinnen. Frauen sind in vielen kommunalen Räten in Rheinland-Pfalz unterrepräsentiert und damit auch ihre vielfältigen Perspektiven, Lebenserfahrungen und Interessen. Gerade im kommunalen Bereich sind aber die Erfahrungen und Kompetenzen von Männern und Frauen unverzichtbar für ein gelungenes Gemeinwesen. Dafür müssen wir die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Das hat die heutige Veranstaltung deutlich gezeigt.“
Magdalena Rogl, Diversity Lead bei Microsoft Deutschland und Autorin des Buchs „MitGefühl“, hielt bei der Veranstaltung eine Impulsrede zum Thema „Female Empowerment: Verpflichtung, Vernetzung, Verantwortung“. Sie sagte: „Die Demokratie ist das Fundament unserer Gesellschaft. Gerade in Zeiten, in denen an diesem Fundament gerüttelt wird, ist es unser aller Verantwortung, politisches Engagement zu ermöglichen, zu fördern und zu stärken. Wir können es uns dabei nicht leisten, auf die Erfahrungen und Fähigkeiten von Frauen zu verzichten. Ich bin nachhaltig beeindruckt von den tiefgehenden Diskussionen, dem verantwortungsvollen Engagement und der starken Vernetzung, die ich heute miterleben durfte.
Das stimmt mich optimistisch für die Zukunft unserer Demokratie und einer gleichberechtigten Gesellschaft.” Im Rahmen von Tischgesprächen tauschten sich die Teilnehmerinnen zu den Themen Empowerment und Netzwerk in der Kommunalpolitik, zeitgemäße Strukturen und Vereinbarkeit sowie Respekt und Zusammenarbeit in Rat und Kommune aus. Als Hürden für das Engagement von Frauen in der Kommunalpolitik wurden dabei insbesondere das traditionelle Rollenverständnis und der Umgangston genannt. Auch würden Frauen häufig unterschätzt. Als Lösungsideen wurden angeführt: die digitalen Möglichkeiten stärker zu nutzen und Frauen müssten mehr einfordern und sichtbarer sein.
Ebenso wichtig seien Solidarität und das Aufbauen von Netzwerken. Über die Hürden und Lösungen sprachen im anschließenden Podiumsgespräch Landtagspräsident Hendrik Hering, Simone Schneider, Staatssekretärin im Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz, Maren Busch, parteilose Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Diez, Katrin Klubert von der Körber-Stiftung und Kim Theisen, Vorstandsvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Kreisverband Koblenz. Die Veranstaltung führt den Dialog mit ehrenamtlichen Amts- und Mandatsträger:innen in der Kommunalpolitik fort, der seinen Ausgangspunkt auf der Veranstaltung „Engagiert und respektiert?!
Alltag in der Kommunalpolitik“ am 3. Mai 2023 auf dem Hambacher Schloss genommen hat. Mit der Veranstaltungsreihe möchten der Landtag und seine Kooperationspartner das kommunale Ehrenamt langfristig unterstützen. Frauen sind in der rheinland-pfälzischen Kommunalpolitik stark unterrepräsentiert. Dem letzten Paritätsbericht der Landesregierung zufolge lag der Frauenanteil in den kommunalen Räten bei den Kommunalwahlen 2019 bei rund 24 Prozent. Damit hat sich der Frauenanteil gegenüber den Kommunalwahlen 2014 zwar leicht erhöht, bleibt aber von einer Parität noch immer weit entfernt. Gründe für das geringere Engagement von Frauen in der Kommunalpolitik – nicht nur in Rheinland-Pfalz:
Studien führen bundesweit insbesondere die männlich dominierten Strukturen in der Kommunalpolitik, die geringere Vernetzung von Frauen, einen Mangel an politischer Kultur sowie die schwierigen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und politischem Ehrenamt an. Den zuletzt genannten Aspekt greift der Landtag mit seinen Kooperationspartnern in der nächsten Veranstaltung dieser Reihe auf. Unter dem Titel „Alltag in der Kommunalpolitik – vereinbar mit Familie und Beruf?!“ findet die dritte Veranstaltung zur Unterstützung des kommunalen Ehrenamts im April 2024 im Landtag in Mainz statt. Weitere Informationen zur Veranstaltung und Details zum Programmablauf finden sich hier: www.kommunalpolitik.landtag.rlp.de
Text: Landtag Rheinland-Pfalz