Lieber Lothar, lieber Hermann: ehrlicher und lösungsorientierter bitte

Die Meinung unseres Redakteurs
Claus Jotzo

Es ist vollkommen ok, wenn Stadtratsmitglieder auch überörtlich promotete Themen aufgreifen und auf die kommunale Ebene herunterbrechen. Versiegelung ist eines dieser Probleme, bei denen es nicht schadet, wenn das regelmäßig geschieht. U.a. weil Entsiegelung leider noch überhaupt kein Thema ist. Insofern darf sich die Öffentlichkeit auf den von Lothar Bastian und Hermann Holste angekündigten Antrag freuen.

Allerdings sollten sich die Grünen dabei bemühen, die realen Probleme und örtlichen Verhältnisse einerseits und ihr persönliches Beratungs- und Abstimmverhalten in den städtischen Gremien andererseits nicht aus den Augen zu verlieren. Denn fakt ist: die Versiegelungsquote Bad Kreuznachs läge bei deutlich über 70% und wäre damit trotz viel Grün im Stadtgebiet (und im Stadtrat) einer der höchsten landesweit, wenn 1969 nicht Bosenheim eingemeindet worden wäre.

Das von den Grünen als Referenz benannte Mainz hat einige Dörfer eingemeindet, darunter Weinbau- und Landwirtschaftsgemeinden. Von deren nicht versiegelten Großflächen profitiert die Statistik der Landeshauptstadt noch heute. Und noch ein Fakt: das schlimmste und folgenreichste Hochwasser auf Bad Kreuznacher Gemarkung nach einem Starkregenereignis war nicht eines der Nahe. Sondern eines des Ellerbaches. Am 12. Mai 1725. Da gabs null Versiegelung durch Strassen oder Parkplätze.

Und die durch Gebäude betrug nicht 10% der von heute. Das Hochwasser in der historischen Neustadt stand 1,70 Meter höher, als etwa 1993/95. Also Lothar und Hermann, bitte ehrlich bleiben und alle Fakten und Umstände angeben. Es ist zwar richtig, dass das Bildungsniveau gesunken ist. Aber den Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen kennen doch immer noch viele Mitbürger*Innen. Auch den zwischen wohlfeilen Antragsankündigungen und der harten Ausschußarbeit.

Dort wurde erst jüngst die Umwandlung einer 600 Quadratmeter großen Wiesenfläche in eine Beton- oder Asphaltplatte von den Grünen sogar ausdrücklich begrüsst. Als die Rollbrettgruppe ihre Pläne für ein Skater-Erlebnis-Zentrum im Moebus-Stadion im Jugendhilfe- und im Sportausschuss vorstellte. Ich fand das Konzept auch toll. Auch ich hätte dafür gestimmt. Aber ich als Ausschussmitglied hätte die vielköpfige Gruppe um etwas gebeten.

Nämlich mit der selben Energie und dem selben Engagement, mit dem sie den Standort für ihr Skater-Projekt gesucht haben, eine Vorschlagsliste für Teilflächen in zusammen ähnlicher Größenordnung zusammenzustellen, die entsiegelt werden können (kann man übrigens immer noch machen). Da kam von den Grünen leider nichts in diese Richtung. Weder im einen noch im anderen Ausschuss. Also bitte die Rats- und Ausschussarbeit den Presseerklärungs- und Antragsinhalten anpassen. Danke.