Landtag gedenkt Widerstandskämpferin Franziska Kessel

Der Landtag erinnert mit einer Gedenktafel der Reichstagsabgeordneten Franziska Kessel. Kessel war von 1932-1933 mit 26 Jahren das jüngste Mitglied des Reichstags. Als Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus wurde sie 1933 verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ von den Nazis verurteilt. Sie wurde im damaligen Hessischen Landgerichtsgefängnis in Mainz – dem heutigen Isenburg-Karree – inhaftiert. Dort kam Kessel im April 1934 zu Tode. Am Dienstag, 16. Mai 2023 um 12:30 Uhr wird im Eingangshof des Isenburg-Karrees (Diether-von-Isenburg-Straße 1) eine Gedenktafel für die Reichstagsabgeordnete und Widerstandskämpferin enthüllt.

„Wir dürfen niemals vergessen, was im Nationalsozialismus vielfach auch vor unserer eigenen Haustür, in unserem eigenen Ort, geschehen ist“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering. „Es ist unsere gemeinsame Pflicht, die Schrecken des NS-Regimes im gesellschaftlichen Gedächtnis zu halten, zugleich aber auch all jenen zu gedenken, die mutig und unter Einsatz des eigenen Lebens dem Faschismus mutig entgegengetreten sind. Menschen wie Franziska Kessel“. Für die Landtagsverwaltung sei es daher selbstverständlich, der Geschichte des Isenburg-Karrees als Gefängnis Rechnung zu tragen und der hier verstorbenen Widerstandskämpferin zu gedenken.

„Franziska Kessel war Parlamentarierin und entschiedene Kämpferin gegen den Nationalsozialismus. Sie stellte ihr Leben in den Dienst der Gesellschaft und starb für ihre Überzeugung einer besseren Zukunft“, so Hendrik Hering. Franziska Kessel starb nach ihrer Festnahme durch das NS-Regime 1934 unter ungeklärten Umständen. Das heutige Isenburg-Karre wurde 1906 bis 1910 als hessisches Landgerichtsgefängnis in Mainz gebaut. Bis Dezember 2002 war das Gebäude eine Justizvollzugsanstalt des Landes. Seit 2016 wird das inzwischen zu einem modernen Bürogebäude umgebaute Haus von der Landtagsverwaltung genutzt.

Begleitet wird die Enthüllung der Gedenktafel von der Ausstellung „45 Leben für die Demokratie“, die ebenfalls am 16. Mai 2023 vor Enthüllung der Gedenktafel um 12 Uhr im Deutschhaus eröffnet wird. Die Ausstellung umfasst die Lebensläufe von 45 Abgeordneten verschiedener Generationen, Überzeugungen und Konfessionen aus ganz Deutschland. In den rund 150 Jahren zwischen dem ersten demokratisch gewählten deutschen Parlament in der Paulskirche 1848 und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 waren sie Wegbereiter der parlamentarischen Demokratie. Auf jeweils einer Comicseite werden die 45 Biografien dargestellt. Es handelt sich um eine Ausstellung mit Zeichnungen von Simon Schwartz im Auftrag des Kunstbeirats des Deutschen Bundestages aus 2019.

Quelle: Landtag Rheinland-Pfalz; Bildnachweis: ©Simon Schwartz