Eltern der – noch – katholischen Planiger Kita protestieren im Ortsbeirat

Einige drängende Fragen von Eltern und Kita-Mitarbeiterinnen wurden gestern Abend (26.10.2022) in der Sitzung des Ortsbeirats geklärt. Eigens dazu kam Oberbürgermeister Emanuel Letz höchstpersönlich ins Planiger Rathaus. Auch um deutlich zu machen, dass die Stadt zu ihrer Verantwortung steht. Wenn die Kirche als Träger aussteigt, wird die Stadt diese Aufgabe übernehmen. Klar ist damit: die Kinder und Eltern stehen nach dem Ausstieg der Kirche nicht ohne Betreuung da. Und alle Mitarbeiterinnen, die das wünschen, können zur Stadt wechseln. Auch von der Ausstattung her werde sich, so der OB, die Kita in städtischer Trägerschaft nicht schlechter stellen.

Positive Absichtserklärungen, die allerdings derzeit noch belastbar sind. Denn trotzdem das Bistum kirchenintern schon vor Wochen die Schließung ankündigte, liegt der Stadtverwaltung keine kirchenamtliche Mitteilung vor. “Es gibt noch nichts in Schriftform. Kein Antrag. Gar nichts”, stellte Letz bedauernd fest. Alle vorliegenden Informationen kenne die Stadt lediglich “vom Hörensagen”. Das Jugendamt der Stadt sei daher auf das Bistum zugegangen und habe “eindringlich um klare Aussagen” gebeten. Die ernüchternde Feststellung des OB: “wir warten darauf”.

Einstimmig beschloss der Ortsbeirat auf Vorschlag von Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf den anwesenden Betroffenen Rederecht zu gewähren. Während die Kita-Mitarbeiterinnen darauf unter Hinweis auf die bestehenden Arbeitsverhältnisse verzichteten, wurden einige Eltern deutlich. So bewertete Andreas Hönig den vom Bistum gewählten Informationsweg als “komplett skandalös”. Ruhig und sachlich trug Hönig vor, dass in der Elternversammlung des Trägers vor rund zwei Wochen ausschließlich wirtschaftliche Gründe für die Aufgabe der Trägerschaft angeführt wurden.

Insgesamt trifft das 30 Kitas im Bistrum Mainz. Dem hielt Hönig vor, wie “ein guter Hirte” zu handeln, “der 30 Schäfchen auf der Strecke läßt”. Mit der Entscheidung sich aus der Kinderbetreuung zu verabschieden, ziehe sich das Bistum “den Boden unter den Füssen weg”. Lothar Hesse, der dem Verwaltungsrat der Gemeinde angehört, ergänzte, dass den Gremienmitgliedern unter dem Siegel der Verschwiegenheit neben den Wirtschaftslichkeitsaspekten zwei weitere Gründe mitgeteilt worden waren. Die dadurch bewirkte Intransparenz wurde gestern Abend emotional kritisiert. “Die haben nichts verstanden”, ärgerten sich mehrere Betroffene. Nach der Sitzung kündigten einzelne Zuhörer*Innen Kirchenaustritte an (weiterer Bericht folgt).

So schafft sich die katholische Kirche selbst ab
Die Meinung unseres Redakteurs
Claus Jotzo

Vor 500 Jahren ließ die katholische Kirche mißliebige Frauen als “Hexen” verbrennen. Heute begleicht sie die Spielschulden von Priestern. Und zahlt auch schon mal deren Unterhaltsrückstände. Oberflächlich betrachtet sieht das nach einer Weiterentwicklung aus. Schaut man näher hin, sind die Veränderungen nur mit dem Mikroskop zu erkennen. Tatsächlich hat die katholische Kirche in all den Jahrhunderten nichts gelernt. Es geht ihr nach wie vor nur um sich selbst. Um die Absicherung ihrer Pfründe. Religion wird mißbraucht zur Sicherung einer Institution um jeden Preis. Während zukunftsorientierte Fußballvereine mittlerweile “Kids-Clubs” gründen, um den Nachwuchs zu fördern, gibt die katholische Kirche Kitas ab.

Um u.a. das für die Begleichung von Priester-Spielschulden, Kindesunterhaltszahlungen und Entschädigungen an Mißbrauchsopfern erforderliche Geld flüssig zu machen. Kirchen-Kritiker werden das mit Freude sehen: so schafft sich die katholische Kirche selbst ab. Im Jahr 2022 dem Verwaltungsrat der Gemeinde drei Argumente zu nennen, zwei unter der Knute der Geheimhaltung. Und in der Elternversammlung nur eines, ist nichts anders als die Anwendung von Methoden aus dem Mittelalter. Da kann man nur hoffen, dass viele Noch-Mitglieder der katholischen Kirche das einzige machen, was die mit Amikt, Albe, Zingulum, Stola und Kasel gekleideten Herren verstehen.

Beim Standesamt ihren Austritt erklären. Denn dann fallen die Überweisungen des Finanzamtes in die Kirchenschatulle schmaler aus. Und genau das ist, wie die “Informations”praxis in der Planiger Elternversammlung unfreiwillig offenlegt, die einzige Stelle, an der sich diese Institution druckempfindlich zeigt. Beim Geld. Da ist es mehr als nur ein Treppenwitz, dass die katholische Kirche u.a. nur deshalb entstanden ist, weil ein heute als Jesus Christus bekannter Jude im Tempel in Jerusalem die Geldwechsler verjagte. Und seine Glaubensbrüder dem römischen Statthalter Pilatus daher grünes Licht für dessen Hinrichtung gaben. Manchmal holt einen Geschichte halt doch ein.