Jahrmarkt 2023: Fleeschworscht-Dunnerschdach gefährdet

Diese Information hat die Mitglieder des am vergangenen Mittwoch (12.10.2022) tagenden Jahrmarktsausschusses elektrisiert: den “Fleeschworscht-Dunnerschdach”, in der Form, wie er seit Anfang der 2000er Jahre stattfindet, wird es wohl nicht mehr geben. Denn die Dienstleistungs- und Aufsichtsdirektion (ADD) hat erkannt, dass die deutlich mehr als 10.000 Besucher*Innen am Donnerstagabend im Rahmen des Sicherheitskonzeptes mit denen am Freitagabend gleichgesetzt werden müssen. Und daraus eine Konsequenz gezogen: entweder muß die Stadt den Donnerstag zu einem gleichwertigen sechsten Jahrmarktstag machen.

Oder die Öffnung der Zelte, Imbisse, Buden, Getränkestände und Gastronomieangebote auf dem Festplatz verbieten. Der Fleeschworscht-Dunnerschdach als sechster Jahrmarktstag stößt allerdings auf zwei, aus Sicht der Stadt kaum lösbare Probleme. Zum einen sind da die Mehrkosten für Feuerwehr, Sanitäreinrichtungen, Sicherheits- und Rettungsdienst. Die liegen nach Aussage des Beigeordneten Markus Schlosser “zwischen 20.000 und 25.000 Euro”. Damit würde das Defizit, das der Jahrmarkt in die Stadtkasse reißt, auf über 100.000 Euro steigen. “Unzumutbar” hat Jahrmarkt-Freund Helmut Kreis (CDU) sofort erkannt.

Angesichts eines Millionendefizits im Stadthaushalt, das weiss das erfahrene Stadtratsmitglied, würde in diesem Fall die Finanzaufsicht einschreiten. Dann wäre der Jahrmarkt als “freiwillige Leistung” insgesamt gefährdet. Noch schwerer als das finanzielle wiegt das juristische Argument. Eine offizielle Verlängerung um einen Tag müsste von der Genehmigungsbehörde neu festgesetzt werden. Die alte, heute noch immer gültige formale Grundlage stammt aus dem Jahr 1966. Darin ist die Öffnungszeit bis drei Uhr morgens erlaubt. Diese überregional einmalige Regelung wurde bisher von den Anwohner*Innen nicht gerichtlich angefochten.

Obwohl die Rechtsprechung sich in den vergangenen 56 Jahren im Sinne des Lärmschutzes verändert hat. Andere Volksfeste (Oktoberfest, Cannstatter Wasen) müssen spätestens um 24 Uhr schließen. Das wäre dann auch auf der Pfingstwiese so. In diesem Fall, so Ralf Leonhard, würden große Fahrgeschäfte kaum noch für sechs Tage auf die Pfingstwiese kommen. Der Vorsitzende des örtlichen Schaustellerverbandes im Jahrmarktsausschuss auch erklärte warum: ohne die nächtlichen Bonusstunden können die erheblichen Transport-, Auf- und Abbaukosten nicht reingeholt werden. Nach diesen Hinweisen herrschte im Gremium Einigkeit darüber, dass die aufgezeigten Risiken nicht eingegangen werden sollen.

Als entscheidenden Schritt gegen einen sechsten Jahrmarktstag gingen Beigeordneter Schlosser und der Ausschuss Hand in Hand, in dem die dafür benötigten Gelder in den Haushaltsentwurf für 2023 erst gar nicht aufgenommen wurden. Das hat eine klare Rechtsfolge: ohne Geld kein Sicherheitskonzept. Und ohne Sicherheitskonzept muss im kommenden August am Fleeschworscht-Dunnerschdach auf der Pfingstwiese alles geschlossen und dunkel bleiben. Lediglich die am Rande des Festplatzes gelegenen Gastronomiebetriebe, Bier- und Weingärten dürfen öffnen, da deren Konzessionen unabhängig vom Jahrmarkt sind. Damit wird der Fleeschworscht-Dunnerschdach auf das Maß zurückgestutzt, dass er in den Anfangsjahren seit seiner “Erfindung” 1981 durch die Familie Lichtenberg hatte.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

19.08.22 – “Appetit auf den Jahrmarkt schon am “Fleeschworscht-Dunnerschdach” riesig”
20.07.22 – “Kreis: “Fleeschworscht-Dunnerschdach” in Alleinverantwortung der Stadt”