Arbeiter- und Soldatenrat in Kreuznach und Bad Münster am Stein

Bevor das Stadtarchiv ins „Haus der Stadtgeschichte“ umzieht, veröffentlicht die Stadtverwaltung in loser Folge unter der Rubrik „Demnächst im Haus der Stadtgeschichte“ ein Archival vor. Im 42. Teil geht es um den Arbeiter- und Soldatenrat, der am 9. November 1918 in Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein gebildet wurde.

Unter dem Einfluss der Novemberrevolution wurden in Kreuznach am 9. November 1918 ein Arbeiterrat unter Vorsitz von Wilhelm Espenschied und ein Soldatenrat unter dem Vorsitz von Karl Messer gegründet. Dr. Heinrich Grein übernahm den Vorsitz des Arbeiter- und Soldatenrates in Kreuznach.

Landrat von Nasse und Bürgermeister Dr. Koernicke übergaben die öffentliche Gewalt und die Kommunalbehörden von Stadt und Kreis an ihn. Der Revolutionsrat wurde zur obersten Behörde des Kreises und übernahm die Macht im gesamten Kreisgebiet. Im Stadtarchiv Bad Kreuznach sind Schreiben überliefert, die an den Kreuznacher Arbeiter- und Soldatenrat, mit Sitz im Stadthaus, geschickt wurden.

Darunter befinden sich Briefe aus verschiedenen Orten des Landkreises Bad Kreuznach wie z.B. ein handschriftlich verfasster Brief vom 16. November 1919, in dem mitgeteilt wird, dass sich am 15. November 1918 in Bad Münster am Stein ein Arbeiter- und Soldatenrat gegründet hat. Dieses Komitee setzte sich zusammen aus: Knörzer, Stieb und Sonntag, Berkenhoff Jr., Urschel, Günther, Kadisch und Mohr.

Weiterhin wurde darin mitgeteilt, wer für die Nahrungsmitteleinziehung, Überwachung der Lebensmittelverteilung und den Sicherheitsdienst in der Stadt zuständig war und wer für die Teilnahme an den Kreuznacher Sitzungen des Arbeiter- und Soldatenrates bestimmt worden war.

Ein zweites Schreiben dokumentiert die antisemitische Stimmung in der Bevölkerung, die gegen Ende des Ersten Weltkrieges und unter dem Einfluss der schlechten Lebensmittelversorgung nach dessen Ende nochmals an Heftigkeit zugenommen hatte. Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde aus Sobernheim Leopold Loeb zeigte am 16. November 1919 an, dass „in den letzten Tagen 17 Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof umgeworfen und teilweise zerstört worden seien“.

Trotz Anzeige bei der Polizeiverwaltung und der Bekanntmachung im „Sobernheimer Intelligenz-Blatt“, mit Hinweis auf eine Belohnung, konnte kein Täter überführt werden. In der Übergangszeit vom Ende der Monarchie bis zur Errichtung der Weimarer Republik stellte der Arbeiter- und Soldatenrat eine wichtige Instanz dar.

Das Konvolut, das sich im Stadtarchiv befindet, bezeugt eine Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit. Neben den schriftlichen Zeugnissen befinden sich darin auch zwei Armbinden, die die Träger als Mitglieder bzw. Beauftrage des Arbeiter- und Soldatenrates kennzeichneten. Jetzt noch im Stadtarchiv unter StAKH MS Arbeiter- und Soldatenrat 1918/19.

Quelle: Stadtverwaltung Bad Kreuznach