Das Naheland von Bingen bis Nohfelden büßte 2018 7,7% Gäste und 8,7% Übernachtungen ein (diese Seite berichtete am 5. März unter der Überschrift “Dramatischer Einbruch bei den Übernachtungen im Naheland”). Bürgermeister Wolfgang Heinrich wies gestern darauf hin, dass Bad Kreuznach ein noch viel schlechteres Ergebnis verhinderte. Denn in der Nahe-Metropole sanken die Übernachtungen lediglich um 2,8%.
Und das auch nur deshalb, weil die Paracelsus-Klinik in Bad Münster Mitte vergangenen Jahres schloß. “Wir sind die Stadt, die den Rest der Region rausreißt”, stellte Heinrich gestern in einem Pressegespräch selbstbewußt fest. Der für den Tourismus zuständige Bürgermeister nutzte die erneut negative Jahresbilanz der Region, um die Bedeutung der von ihm gegen Widerstände durchgesetzten Öffnung der städtischen Fremdenverkehrsorientierung – zunächst nach Rheinhessen – zu verdeutlichen.
Für Heinrich steht fest, dass “die Interessen der Gäste vollkommen unabhängig von Kreis- und Markengrenzen wie Naheland” sind. Und der Bürgermeister weiß, wie aus roten schon bald schwarze Gästezahlen werden können: “immer wieder Neues machen, Kreativität ist gefragt, Geld in die Hand nehmen.” Letzteres gilt vor allem für die Gradierwerke. Das wird dort dauerhaft in hohen sechsstelligen Größenordnungen jährlich gebraucht.
BME ist besser
Und daher hat der Bürgermeister auch den im letzten Dezember vom Stadtrat zum 1.1. 2018 aufgehobenen Tourismusbeitrag noch nicht ganz aufgegeben (“der ist nicht auf Dauer abgeschafft”). In seiner Funktion als Kämmerer muß Heinrich noch heute die Folgen der jahrzehntelangen Mißwirtschaft in Bad Münster aufarbeiten. Daher kommt seine gestern getroffene Aussage, der Stadtteil sei touristisch “besser als das Naheland” einer innerstädtischen Friedenserklärung gleich.
GuT für das gesamte Stadtgebiet
Heinrich bezieht das zunächst auf die Übernachtungszahlen. Ihn freut aber auch, dass sich nach fast 5 Jahren Integrationsarbeit an den touristischen Strukturen in Stadt und Ortsbezirk “langsam was entwickelt”. Und er formulierte geradezu diplomatisch formvollendet als Kommentar zu den Plänen des Bad Münsterer Verkehrsvereins, der sich in eine GmbH umwandeln möchte: “wir mögen es, dass sich Leute vor Ort für die Stadt engagieren”. Klar sei aber auch, dass die GuT GmbH für das gesamte Stadtgebiet die Verantwortung trage.
“Leute mitnehmen und begeistern”
“Wir müssen die Leute mitnehmen und begeistern für den Weg” benennt Heinrich als seine Leitlinie. “Gas geben für die touristische Weiterentwicklung” fordert er. Aber alles unter der Überschrift “Akzeptanz ist wichtiger, als 1 Jahr schneller zu sein”. Bei der operativen Umsetzung setzt der Bürgermeister auf “dynamische Prozesse” und verlangt von allen Beteiligten “sich immer wieder neu zu erfinden, denn die Welt wird immer schnelllebiger”. Adressat der städtischen Anstrengungen sei allein der Tourist. “Welche Bedürfnisse hat er? Wie können wir die befriedigen?”
Zone Kurpark zu Kurpark
GuT-Geschäftsführer Dr. Michael Vesper betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Stadtteils Bad Münster und stellte fest: “BME soll nicht abgehängt werden”. Er definiert als Ziel eine “Kurpark zu Kurpark – Zone”. Und ein einheitliches Auftreten. Auch bei den Stadtplänen. Diese Seite hat, was Dr. Vesper mit einem Unterton des Bedauerns bestätigte, bei einem Rundgang in Bad Münster festgestellt, dass dort noch heute Stadtpläne hängen, die allein den Stadtteil zeigen – ohne die Strassen und Stadteile Bad Kreuznachs vor der Fusion.
Lob für Meffert-Hotel
Lob von Bürgermeister, GuT-Geschäftsführer und dem GuT-Prokuristen Michael Pohl gabs für die Investition der Familie Meffert. Die hatte 2018 ein 4-Sterne-Hotel mit über 90 Zimmern und “ganz eigenständigem Profil” im Gewerbegebiet eröffnet. Für Heinrich eine sehr wertvolle Hilfe im “knallharten Geschäft” Tourismus, in dem man sich “immer wieder neu um die Gäste bemühen” müsse.
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05.03.19 – “Dramatischer Einbruch bei den Übernachtungen im Naheland”
31.12.18 – “Meinung: Leistungsträger 2018”