“Von Jahr zu Jahr friedlicher” geht es am Schwerdonnerstag in der Bad Kreuznacher Innenstadt zu. So fasste Polizeichef Christian Kirchner sein im Saldo positives Zwischenfazit gestern Abend um 18 Uhr in einem Pressegespräch der Stadtverwaltung zusammen. Um dann passend närrisch fortzufahren “man braucht uns gar nicht mehr”.
Ganz so ist es leider nicht. Aber 25 Platzverweise und je eine Anzeige wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung fallen angesichts der fünfstelligen Gästeschar (Bild oben zeigt die Menge in der Rossstraße) tatsächlich erfreulich wenig ins Gewicht. Kirchner bescheinigte nicht nur seinen eigenen Leuten sondern auch dem SECO-Sicherheitsdienst eine gute Arbeit.
Von der konnte sich die Redaktion dieser Seite bei einer Reihe von Vorfällen persönlich überzeugen. Geduldig und konsequent und wo erforderlich auch mit der nötigen angemessenen Härte setzte sich die 89 Mann starke Security für den Schutz der grossen Masse der fröhlich-friedlichen Narren ein (auch wenn da schon mal wie unser Bild zeigt ein Zwerg aus dem Trubel gezogen werden mußte).
SECO-Einsatzleiter Uwe Giemulla, der schon seit 12 Jahren für die Sicherheit in und um den Narrenkäfig verantwortlich zeichnet, freute sich über das “vertrauensvolle Verhältnis zum Veranstalter und die sehr sehr gute Zusammenarbeit mit der Polizei”. Dieser positiven Lagebeurteilung schloß sich der Vorsitzende der Kreiznacher Narrefahrt, Sascha Kessler, an: “alles in Ordnung”.
Mit der ihm eigenen Untertreibung schätzte er Einnahmen und Ausgaben für Altweiberfastnacht und den Narrenzug am Samstag auf “plus-minus null” – angesichts des Gedränges rund um die Stände (unser Bild zeigt den der Fidelen Wespe auf der Ostseite Kornmarkt) wohl eine sehr konservative Einschätzung. Laut Kessler wurden rund 12.000 Eintrittsbändchen für den Käfig verkauft.
Philipp Köhler vom DRK zeigte sich erleichtert, dass trotz ungewöhnlich warmen Wetters und Schulferien nur wenig Probleme mit Minderjährigen festzustellen waren. Bis 17.30 Uhr mußten lediglich drei 17jährige Heranwachsende behandelt werden und kein einziges Kind. Für seine 54 Helfer und die an drei Hilfsstellen jeweils ehrenamtlich im Einsatz befindlichen Notärztinnen also erfreulicherweise wenig Arbeit: 15 Transporte in die Klinik, 30 Hilfeleistungen vor Ort, ein Fall von Norovirus (der von der Patientin mitgebracht worden war) und eine herausgesprungene Kniescheibe waren im Einsatzbericht vermerkt.
Positiv vermerkte Köhler, dass die Helfer und Einsatzkräfte weitgehend respektvoll behandelt wurden. Gegen 20 Uhr schlossen die Stände und nicht sehr lange danach begann die Räumung des Areals, das längst über den Kornmarkt hinausgewachsen ist: Tausende feierten in der Rossstrasse. Und auch in der Turmstrasse hat sich der Käfig längst ausgebreitet. Dort wie an vielen anderen Stellen in und ausserhalb der Feier-Meile waren Dixi-WCs in grossen Mengen aufgestellt.
Was aber eine grössere Zahl männlicher Besucher, teilweise unter weiblicher Aufsicht wie von unserem Fotografen in der Beinde festgehalten, nicht daran hinderte bei Aussentemperaturen von über 14 Grad Verhaltensmuster aus Skigebieten nachzuäffen, die dort von Beobachtern so beschrieben werden: “Sie standen an den Hängen und pissten”.
In der Vielfalt von Kostümen und Verkleidungen blieben oft sogar Prominente unerkannt (in der Mannheimer Strasse Conchita Wurst mit Partner).
Die Sicherheitskräfte hatten alle Zufahrten zum Partybereich großflächig mit Betonpollern verstellt und so Auto-Attacken unmöglich gemacht.
Und der “Hot-Spot” Kornmarkt wurde auch aus luftiger Höhe überwacht: auf dem Dach der Sparkasse waren Beobachtungsposten besetzt.