Schon jetzt ist der Bad Kreuznacher Stadtrat ein Unikum in Rheinland-Pfalz. Zehn Listen und Parteien sind vertreten. Das ist ein absoluter Spitzenwert, der nur noch in Ludwigshafen erreicht wird. In Alzey sind es 6, in Bingen 5, in Idar-Oberstein 7, in Kaiserslautern 8, in Koblenz und in Mainz je 9. Zur Kommunalwahl 2014 waren an der Nahe zehn angetreten: SPD (15), CDU (14), Die Grünen (4), AfD (2), Kreuznacher Bürgerliste (2), Linke (2), FDP (2), FWG (1), Faire Liste (1) und BüFEP (1). Und alle wurden gewählt (Sitze in Klammern). Denn eine Prozenthürde wie bei der Bundestagswahl gibt es nicht.
Parteiwechsel und Überläufer
In den fünf Jahren, die zwischenzeitlich vergangen sind, hat sich einiges getan: Linke und FDP verloren durch Übertritte je einen Sitz an CDU und FWG, die Bürgerliste löste sich auf, deren Mandate wanderten zu CDU und Freier Fraktion. Letztere bildete sich aus einer Überläuferin von der CDU und dem akademischen Restposten der Bürgerliste. Die AfD mutierte über den Umweg “Alpha” zur Parteilosen Fraktion. Und trotz all dieser Wechselspiele sind noch immer zehn Gruppen im Rat vertreten. Deren Zahl könnte sich weiter erhöhen.
Ein Dutzend wäre bundesweit einmalig
Schon aufgestellt haben SPD, CDU, FDP, Linke und Faire Liste ihre Kandidat*Innen. Sehr konkrete Vorbereitungen gibt es bei FWG, Grünen, BüFEP und Freien Wählern. Dazu kommen könnten die AfD und Die PARTEI. Und dann wird auch von Mitgliedern des Team Valentino überlegt, sich an der Wahl zu beteiligen. Wer antritt sitzt ab dem Wahlabend fast sicher mit mindestens einem Sitz im Stadtrat. In Bad Kreuznach reicht ein Ergebnis von etwa 1,5%, um den zu erhalten. Wie eine Umfrage dieser Seite bei den Landeswahlleitern ergab, ist in keinem Bundesland eine Kommune bekannt, in der eine so grosse Zahl von Parteien und Listen zu einer Wahl antritt.
Hauptsache Gäste
Bad Kreuznach könnte also überregional auf sich aufmerksam machen. Bürgermeister Wolfgang Heinrich als Tourismusverantwortlichen freuts. Ihm kann egal sein, ob Touristen und Gäste an die Nahe kommen, um vor sich hin verfallende Gradierwerke zu bestaunen – oder Politikwissenschaftler*Innen und Pressevertreter*Innen, die die bundesweit einzigartige politische Fraktionierung beobachten und analysieren.