48 SPD-StadtratskandidatInnen im Detail

Einige sind erst seit kurzer Zeit Mitglied. Oder zugezogen. Andere hatten sich bisher nur wenig engagiert. Daher nahmen sich die 69 stimmberechtigten Sozialdemokraten am 12.12.18 bei ihrer Stadtratslistenaufstellung im Bonhoefferhaus die Zeit, sich alle 48 KandidatInnen vorstellen zu lassen. So kamen auch GenossInnen zu Wort, die innerhalb und ausserhalb der Partei kaum bekannt sind.

Einblick in SPD-Basis

Diese Seite nutzt diese Möglichkeit, durch Weitergabe der Wortmeldungen einen tiefen Einblick in die SPD-Basis in Bad Kreuznach vermitteln zu können, sehr gern. Sitzungsleiter Günter Meurer moderierte mit Wortwitz und Geduld drei Vorstellungsrunden, die jeweils vor den drei Wahlgängen (diese Seite berichtete am 12.12.18 unter der Überschrift “Kommunalwahlliste der SPD aufgestellt”) stattfanden. Die nicht persönlich anwesenden BewerberInnen stellten der Parteichef oder andere Funktionsträger vor.

Henschel redete

Den Auftakt des Vorstellungsmarathons lieferte mit dem zeitsparendsten Beitrag die Spitzenkandidatin. Dr. Heike Kaster-Meurer macht es ganz kurz, als ihr Ehemann sie namentlich aufrief: “das bin ich”. Mit einem “Hallo” grüsste Andreas Henschel die Genossen, um dann fortzufahren “Ich komme später noch dran”. Jetzt dachte jeder er macht es wie die Oberbürgermeisterin – und setzt sich wieder. Aber Henschel blieb stehen. Und redete.

“sehr viel harte Arbeit”

Seit 2009 im Stadtrat, seit 2014 Fraktionsvorsitzender, in allen grossen Ausschüssen mit Sitz und Stimme, 50 Jahre, zwei Kinder, von Beruf Polizist. Er wies darauf hin, dass ein Stadtratsmandat “mit sehr viel harter Arbeit verbunden ist” und “sehr viele Termine” bedeute. Auch “sehr viele Abendveranstaltungen”. Er habe bei den letzten Wahlen nicht vorn auf der Liste gestanden “und viel Wahlkampf gemacht, um nach vorn zu kommen”. Sein Tipp: “Klinken putzen und sich als SPDler outen”.

Spaß an Diskussionen

Dr. Claudia Eider auf Platz 3 stellte sich als 41jährige Molekularbiologin vor. Sie sei SPD-Mitglied geworden, um gemeinsam was auf die Beine zu stellen. Das gab Sonderapplaus. Getränke-Unternehmer Holger Grumbach gab an seit vier Jahren im Parteivorstand zu sitzen. “Mir machen Diskussionen Spaß” stellte er fest. Im Vorstand sei kontrovers diskutiert worden. Privat beschrieb er sich mit “Frau, Tochter, Hund, Hobby Basketball”. Politisch möchte er “gerne was in der Stadt bewegen”.

“Viel Vergnügen und viel Frust”

Lisa Lutzebäck ist seit 1981 in der Partei und 65 Jahre alt. Sie zog 2009 “der Liebe wegen” aus dem Norden ins Naheland. Im Stadtrat arbeitet sie “mit viel Vergnügen und viel Frust” nach dem Motto sich die Sache “nicht verdriessen lassen”. Björn Wilde ist seit vier Jahren im SPD-Vorstand und kommt aus dem Stadtteil Planig. Im Mai 2019 kandidiert Wilde, der als Bezirksschornsteinfegermeister bessere Aussichten gewöhnt ist, dort gegen Platzhirsch Dirk Gaul-Roßkopf um den Posten des Ortsvorstehers.

Engagement für Reling und Tafel

Günter “Günni” Meurer rief sich selbst auf und zitierte dann seine Frau “das bin ich. Seit 2009 im Stadtrat, seit vier Jahren euer Vorsitzender”. Der 67jährige Peter Grüßner ist seit 42 Jahren in der SPD, seit 12 Jahren im Stadtverbandsvorstand und seit 11 Jahren im Stadtrat. Er stellte sein soziales Engagement im Förderverein Reling und für die Tafel in den Vordergrund. Anette Glöckner, 62 Jahre, lebt seit 12 Jahren in der Stadt, vorher in Hargesheim, arbeitet in Mainz beim Landesbetrieb und ist seit 10 Jahren im Bauauschuss aktiv, wo es “Spaß macht, aber nicht immer”.

Ziel: ausgeglichener Haushalt

Beamter Karl-Josef Flühr präsentierte stolz 61 Lebensjahre, 2 Kinder und 5 Enkelkinder. Er verwies auf 20 Jahre im Stadtrat, seine Tätigkeit als Fraktionsgeschäftsführer und gab als Hobby an, zweiter Vorsitzender des Boule-Club Rheingrafenstein e.V. zu sein. Prof. Dr. Heinz Rüddel ist Arzt und Psychologe, 68 Jahre, hat drei Kinder, fünf Enkel und tritt kommunalpolitisch für einen “ausgeglichenen Haushalt als Ziel” ein.

Pörksen tritt wieder an

Ex-Landtagsabgeordneter und Ex-Gewobau-Geschäftsführer Carsten Pörksen beantwortete die nicht gestellte Frage, warum er sich nach so vielen Jahren Kärrnerarbeit und im hohen Alter noch einmal einen Kommunalwahlkampf zumutet: “ich mache es, weil ich die Stadt liebe und weil ich nicht möchte, dass einige Leute sie in eine Situation bringen, die ich nicht mag”.

Jerry erntete Lacher

Heiko Kraft stellte sich als einen vor, “dem viel an der Jugend liegt”. Laute Lacher erntete der Jerry-Fastnachter mit dem Hinweis: “die Tochter ist aus dem Haus, es geht uns gut”. Verwaltungsbeamter Christoph Gerber lebt seit Anfang diesen Jahres in Bad Kreuznach. Der 26jährige stammt aus Simmertal und war von 2011 bis 2016 als Kreisvorsitzender der Jungsozialisten aktiv.

Senel für Integration

Nicht anwesend war Willi Kuhn, einer der drei Bewerber aus Bad Münster. Dort hat er, so Günter Meurer, im Ortsvorstand mitgearbeitet. Der beim Finanzamt Mainz-Süd als Steuerfahnder tätige Yunus Senel wies auf seine Funktion als Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses des Stadtrates hin und gab als weiteren Tätigkeitsschwerpunkt “Integration” an.

“Geile Arbeit in der Stadt”

Julian Gampper führt ein Unternehmen in Alsenz, wo er nach eigenen Angaben gern Tourismusbeitrag zahlt. Er wohnt in der Hochstrasse und ist Anfang 2018 in die SPD eingetreten. Gamper wörtlich: “was ich heute Abend erlebt habe ist genial; die SPD macht eine geile Arbeit in der Stadt”. Nina Kullmann stellte sich als 38jährige Lehrerin vor, die seit zehn Jahren das SPD-Parteibuch hat. Ahmet Dasli war zum ersten Mal auf einer SPD-Mitgliederversamlung und zeigte sich “begeistert über die Diskussion”.

Budde im Urlaub

Dasli, der in Mainz Chemie studiert hat und eine leitende Position bei Böhringer (Ingelheim) ausübt, wohnt in Planig, gehört dem Schulelternbeirat des Gymnasiums am Römerkastell an und ist der Vorsitzende des dortigen Fördervereins. Sein Motto: “es ist an der Zeit kommunalpolitisch tätig zu werden”. Zu Carmen Budde, Mitglied im Planiger Ortsbeirat, teilte Meuer mit: “die befindet sich im Urlaub”.

Kutsch für rot-grün

Barbara Kutsch erinnerte an “über 10 Jahre für die Grünen im Stadtrat”, aus dem sie 2011 “wegen dem Arbeitgeber nicht ganz freiwillig” ausgeschieden sei. Sie warb für sich mit dem Hinweis, “vielleicht kann ich die SPD unterstützen andere Mehrheiten zu finden”. Weiterhin erklärte sie: “ich ändere nicht die Richtung, ich ändere die Spur”. Annette Henschel ist 2 Jahre in der SPD, 49 Jahre alt, Personalsachbearbeiterin bei den Stadtwerken und dort Betriebsrätin.

OBin-Wahlkampfmanagerin Henschel

Privat ist sie bei den “Weisse Fräck” vom VfL aktiv. “2 x 11 Jahre aktive Fastnachterin, das muss mir Glück bringen”. Henschel rief sich als “Wahlkampfmanagerin einer Oberbürgermeisterin” in Erinnerung. Manuel Quint 43 Jahre ist für die SPD im Jugendhilfeausschuß aktiv. Er ist seit 18 Jahre Genosse und wünscht sich, der “Stadtrat soll zu geordnetem Arbeiten finden”. Die SPD sei eine zuverlässige Partei im Stadtrat, ein offener Stadtrat ohne Koalitionsvereinbarung führe nicht immer zum Erfolg.

“Ich tue etwas für die Leute”

Jürgen Bergmann-Syren, der der SPD schon lange die Treue hält, präsentierte sich als rüstigen Rentner. Er bemerkte, “es ändert sich etwas in der Stadt”, aber das Thema Ost-West-Trasse sei noch immer nicht ganz zurückgedrängt. Bergmann-Syren tritt “für mehr innerparteiliche Demokratie” ein. Wolfgang Bouffleur ist seit über 40 Jahren im Stadtrat. Sein Erfolgsrezept: “die Mund zu Mund Propaganda macht mich stark, ich tue etwas für die Leute und die Leute lieben mich dafür. So lange ihr mich wollt, bleibe ich bei euch”.

“Leidgeprüfter Zuhörer”

Jörg Dindorf stellte sich als “leidgeprüfter Zuhörer bei den Stadtratssitzungen” vor und erklärte “das möchte ich ändern”. Er ist 51 Jahre alt, hat 3 Kinder, keinen Hund und 100 Jahre ehrenamtliche tätig auf dem Buckel: 30 Jahre bei der Gewerkschaft, 30 Jahre in der SPD und 40 Jahre Freiwillige Feuerwehr. Markus Below lebt seit einem in der Kreisstadt und erinnerte an seine erfolglose Kandidatur 2009 als Kandidat “der herrlichen Verbandsgemeinde Bad Sobernheim”.

Bach zum Gasgeben bereit

Gernot Bach, 64jähriger Justizbeamter im “Unruhestand” bot an: “wenn ihr wollt, gebe ich noch mal richtig Gas”. Er zeichnet im Vorstand für die Pressearbeit verantwortlich und gab an, im SPD-Büro “anwaltliche Beratung gebührenfrei zu organisieren. Dr. Christa Schneider (64 und gebürtige Kreuznacherin) hat einen 19jährigen Sohn. Sie bringt nach eigenen Angaben Europaerfahrung ein. Die Gymnasiallehrerin für Philosophie und Deutsch ist auch Psychotherapeutin und verfügt durch ihre Arbeit im Erstaufnahmelager in Ingelheim über intime Kenntnisse in der Asyl- und Flüchtlingsarbeit.

“Nicht die typische Genossin”

Dr. Schneider ist seit zwei Jahren in der SPD und hat sich dort die Frauenarbeit als Schwerpunkt gesucht, mittlerweile als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen AsF. Sie bezeichnete sich selbst als “nicht die typische Genossin” und erläuterte auf Nachfrage von Günter Meurer, wie denn die typische Genossin aussähe, dass es heute darum gehe, dass Frauen, die ein Leben lang arbeiten, von ihrer Tätigkeit und der späteren Rente leben können müssen, unabhängig von ihrer Gesundheit, ihrem Einkommen oder Zivilstand.

Bauer war nie weg

Als eine andere Antwortoption auf Meurers Frage stellte sich Annette Bauer vor. “Ich bin wieder da, war eigentlich nie weg”. Sie sei 1993 in die SPD eingetreten, als Vorsitzende des Beirats für Integration tätig, habe 49 volle Arbeitsjahre hinter sich und dennoch seit vier Jahren bei der Acura im Minijob tätig. Aufgrund ihres Engagements in der Neustadt ist sie sich sicher: “ein paar wählen mich bestimmt, ich möchte, dass ihr meine Stimmen bekommt”.

Beutel will “Ergänzungsspieler” sein

Die Geschäftsführerin der Lebenshilfe e.V, Ex-Bürgermeisterin Martina Hassel, die nicht anwesend war, “brauche ich nicht vorzustellen” merkte Meurer an und kam sogleich zu Timo Anschütz, der beruflich als
Prokurist eines Handwerksbetriebes tätig ist und privat als Vorsitzender von Nahe TV. Georg Beutel, mittlerweile auch schon 72 Jahre alt und früher in der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen AfA aktiv, möchte “als Ergänzungsspieler bei der Wahl dabei” sein.

“freiwillig auf Platz 34”

Birgit Sommer-Bergrath betonte “freiwillig auf Platz 34 zu kandidieren” und nannte als ihren Themenschwerpunkt Jugendarbeit. Nicht anwesend war Sven-Timo Timpe von den Jungsozialisten, der die SPD-Seite bei Facebook betreut und laut Meurer “im Wahlkampf symphatisch aktiv” war. Pädagogin Cäcilia Brantzen ist seit 2 Jahren in Rente und seit einem Jahr in der SPD. Es war ihr wichtig klarzustellen, “ich habe immer das Kreuz bei der SPD gemacht”. Als sie gefragt wurde, ob sie auf die Liste gehe, habe sie spontan gesagt “ja klar, mache ich”.

Kölscher Jung Konopka

Mit erkennbar besonderer Freude begrüsste der köllsche Jung Günter Meurer seinen Landsmann Volker Konopka (60 Jahre alt). Der lebt seit 1989 an der Nahe. 1974 war er noch in Köln bei den Jusos eingetreten, seit 2011 ist er wieder politisch aktiv. Ursula Reiche war nicht da. Und leider mochte Meuer sie “nicht viel und lang vorstellen”, so dass ausser ihrem Namen nichts bekannt wurde.

“Gesicht der SPD-Geschäftsstelle”

Dr. Helmut Roos stellte sich als Ehemann von Lisa Lutzbäck vor. Der Jurist bezeichnete sich als “SPD nahe” und führte als Interessen die Musikschule Mittlere Nahe und seine Tätigkeit als Tourismus-, Wein- und Kulturbotschafter an. Bärbel Grüßner ist 66 Jahre alt, seit 25 Jahren in Bad Kreuznach und seit 2014 “das Gesicht der SPD-Geschäftsstelle” und engagiert sich mit ihrem Ehemann Peter im Förderverein Treffpunkt Reling. Zuvor hat sie zehn Jahre lang eine Kita im Stadtgebiet geleitet.

Als Kind Briefmarken geklebt

Wolfgang Böhme war nicht anwesend und wurde von Meuer als “über 70, Ursozialdemokrat, mit IT-Firma in Mannheim, wohnt in der Nähe der Diakonie” vorgestellt. Julian Lösekann, 37 Jahre und seit zwei Jahren Genosse, erklärte er sei “frisch verheiratet” und wohne mit seinem Gatten in der Gerbergasse. Lösekann ist Gymnasiallehrer für Philosophie und Deutsch, stammt aus Kirn, wo er als Kind Briefmarken für die SPD geklebt habe, als er vis-a-vis der SPD-Unterbezirksgeschäftsstelle im Casinoweg wohnte.

Der einzige aus einem EU-Land

Michel Kopp ist der einzige Kandidat auf der SPD-Liste aus einem EU Land. Er ist Vorsitzender der deutsch-französischen Gesellschaft und hat Sitz und Stimme im Partnerschaftsausschuß. Der 70jährige Günther Hogl lebt seit 28 Jahren in Bad Kreuznach, ist 35 Jahre in SPD, war 20 Jahre bei der Lebenshilfe und ehrenamtlich tätig als Schöffe “und Schiedsmann”, wie Gerlinde Klumper anerkennend anfügte. Hogl sieht sich als “SPD Mitglied mit ganzem Herzen” und freute sich nach Überwindung einer schweren Krankheit jetzt wieder einer sinnvollen Tätigkeit bei der Kreisverwaltung nachgehen zu können.

“Ursozi” nicht da

Andrea Lingor konnte an der Versammlung nicht teilnehmen und wurde von Andreas Henschel als “geborene Häuser, eine Genossin aus Bosenheim, 2 Kinder, verheiratet” vorgestellt. Auch “Ursozi” Martin Kröll war nicht da. Günter Meurer wusste zu berichten, dass der im Umweltministerium als Referatsleiter tätig und Nachbar von Peter Grüssner ist.

Kritischer Geist

Den abwesenden Heiko Nagel stellte Jürgen Bergmann-Syren als “gut denkenden Menschen” und “kritischen Geist” vor, der beruflich in Kirn tätig, verheiratet sei und 2 Kinder habe. Um die Liste mit einem dritten Bewerber aus Bad Münster zu bereichern, wurde der 60jährige Winzer Eckehard Jung auf Platz 48 zusätzlich zum 47köpfigen Vorschlag des Vorstandes gesetzt. Er stellte sich mit der Angabe “3 Kinder und 5 Enkelkinder” vor.

Liste für den Kreis

Nominiert wurde auch eine Liste von BewerberInnen, die der SPD-Stadtverband auf der Kreistagsliste der Genossen unterbringen möchte. “Das wird keine leichte Aufgabe” dämpfte Carsten Pörksen in die Höhe spriessende Erwartungen. Wer am Ende wo auf dem Wahlzettel für den Kreistag stehe, werde im Februar 2019 verhandelt. Die BewerberInnen der örtlichen SPD sind: Dr. Heike Kaster-Meurer, Wolfgang Heinrich, Carsten Pörsken, Anna Marie Schmidt, Martina Hassel, Ahmed Dasli, Markus Below, Jörg Dindorf, Christoph Gerber und Karl-Heinz Krummeck (Schöneberg).

(Redaktionell überarbeitet am 27.12.18)