Bäume sind der Stadtverwaltung nicht gleichgültig. Wenn sie “stadtbildprägend” sind. Dann wird sogar über eine Satzung für sie nachgedacht. Diese sollen erfasst, begutachtet, bewertet – und dann geschützt werden. Egal ob sie auf Privatgrundstücken stehen oder auf öffentlichen Flächen. Gut so. Es gibt auch Bäume im Besitz der Stadt, die sicherlich nicht stadtbildprägend sind, aber trotzdem von Bedeutung. Obstbäume zum Beispiel.
Obwohl am 24. Mai 2018 eine Vertreterin des “Treffpunkt Reling” im Stadtrat über die Arbeit der Bad Kreuznacher Tafel aufklärte und den Bedarf von Lebensmittelspenden darlegte, gab es keine Initiative der Stadtverwaltung deren eigene Obstproduktion an carikative Organisationen zu spenden. Da mühen sich Dutzende ehrenamtlicher EinwohnerInnen in Initiativen wie Essbares Bad Kreuznach, Freutags- und Sonntagstisch und anderen mehr, rufen zu Spenden auf, bitten und betteln. Und an städtischen Bäumen verfault Obst, weil die Verwaltung es weder selbst erntet noch eine Ernte durch bedürftige Dritte oder Hilfsvereine organisiert.
Die Stadtverwaltung regelt zwar, wie erwachsene MitbürgerInnen nachts in städtischen Grünanlagen zu gehen haben – aber der Umgang mit Lebensmitteln ist ihr eine Klarstellung nicht wert. Dabei ist der Missstand für jeden, der Augen hat, um zu sehen, offenkundig. Nachdem auf im Frühjahr und Sommer 2018 wieder keine Information von der Stadtverwaltung erfolgte, wer das Obst städtischer Bäume ernten und verzehren darf, wurde diese Seite aktiv.
Mit Email vom 30. August 2018 wurden der Oberbürgermeisterin Beweisfotos mit verfaultem Obst vorgelegt und die Erlaubnis gebeten, das Obst ernten und an Bedürftige weitergeben zu dürfen. Antwort Fehlanzeige. Seit 18 Tagen. Und so vergammelte weiter Obst, dass viele gern gegessen und sich einige nicht leisten konnten. Hier der Text der Email an die Oberbürgermeisterin:
“EILT – VORLAGE SOFORT ! Anfrage: dürfen wir Lebensmittel für Bedürftige retten?
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
auch in diesem Jahr sind wieder Tonnen von Obst und Früchten an stadteigenen Bäumen verdorben, weil für die BürgerInnen unklar ist, ob Stadtbäume abgeerntet werden dürfen oder nicht. Als Beispiele bennen wir Ihnen den Mirabellenbaum am Bolzplatz in Ippesheim und die Pflaumenbäume auf dem Gelände des neuen Baugebietes Verlängerung Humperdinckstrasse / Hohe Bell. Dabei wird Obst dringend benötigt. Die Vertreterin der Tafel hatte vor der Sommerpause im Stadtrat berichtet. Die Initiative “Essbares Bad Kreuznach” macht dies ebenso deutlich wie der Freutagstisch, der Sonntagstisch und andere Initiativen.
Ich bitte Sie daher um eine Erntegenehmigung für die im Stadtgebiet tätigen carikativen Initiativen und um die Genehmigung für unser Team, selbst ernten zu können mit der Massgabe, 100% der Ernte an diese Initiativen weiterzugeben.”