Thomas Fischer ist glaubwürdig. Wenn der Mann vom Stadtbauamt über Radwege spricht weiss jeder: der hat seinen Arbeitsplatz in der Viktoriastrasse schon vor über 25 Jahren regelmässig auf dem Drahtesel aufgesucht. Nicht nur bei Sonnenschein und Windstille. Aber einen wettersicheren Abstellplatz für sein Rad hat er bis heute nicht. Weil dafür auf dem Parkplatz in der Viktoriastr.13 ein oder zwei Pkw-Stellflächen weichen müssten gibts keinen Komfort für RadfahrerInnen.
Auch die Oberbürgermeisterin legt vorbildlich viele Strecken im Stadtgebiet auf dem Rad zurück. Entgegen anderslautenden Gerüchten wurde die Fahrradgarage in der Poststrasse genau gegenüber vom Stadthaus aber nicht für ihren Drahtesel errichtet, sondern steht schon seit den achziger Jahren. Denn eine handvoll Kollegen und Kolleginnen Fischers im Hauptamt und der Kämmerei waren schon damals auf zwei Rädern unterwegs und veranlassten, dass ein anderweitig nicht mehr genutztes Bushaltestellenhäuschen sinnvoll umgenutzt wurde.
Und wenn der Planungsausschuss früher im Casiniogebäude, heute im Else-Liebler-Haus tagt, kommen nicht nur die Grünen auf zwei Rädern zur Sitzung. Jahrzehntelange Propaganda hat also etwas bewirkt. Allerdings: für TeilnehmerInnen und Besucher von Ausschuss- und Stadtratssitzungen stehen Fahrradgaragen nicht zur Verfügung. In anderen Verwaltungsteilen ist es noch schlimmer. Die innere Distanz, in der einige politisch Verantwortliche noch immer zum Radfahren stehen, wird nicht nur deutlich, wenn Mehrheiten für neue Autostrassen schnell zusammenkommen und andererseits über kleine Pluspunkte für den Radverkehr stundenlang gestritten wird.
Unfreiwillig wird die fahrradunfreundliche Denkweise immer dann offengelegt, wenn es vordergründig um ganz andere Sachzusammenhänge geht. Wie zum Beispiel beim Tourismusbeitrag (“Radwege als Beitragsargument missbraucht”, Stand: 28.06.18). Ausgerechnet im Verwaltungsgebäude Brückes 2-8 (früher Telekom), in dem mit dem Rechts- und Ordnungsamt Dienststellen mit viel Publiumsverkehr untergebracht sind, fehlt eine grosszügige, vor Wind und Wetter schützende Radabstellmöglichkeit – obwohl dafür im Innenhof neben den schicken Dienst-Kfz viel Platz zur Verfügung steht.
In diesem Punkt ist das Land der Stadt ein gutes Vorbild. Das neue Justizzentrum in der John-F.-Kennedy-Strasse macht vor, was an vielen Stellen im Stadtgebiet möglich ist, aber unterlassen wird: Fahrradabstellplätze mit Wetterschutz direkt am Haupteingang.