Gerhard Merkelbach tritt aus der SPD aus

Es sind bestimmt nicht viele Leser*Innen, die wußten: bis vor vier Tagen war Gerhard Merkelbach (Planig) war fast 37 Jahre Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Denn durch “politische” Aktivität fällt der seit Jahrzehnten als Fitneß-Unternehmer erfolgreiche Merkelbach erst seit 2019 auf. Damals kandidierte er für die Liste faires Bad Kreuznach e.V. erstmals zum Ortsbeirat Planig und zum Stadtrat und wurde auf Anhieb gewählt. Seit dem tritt Gerhard Merkelbach als “Kümmerer” für kleine Leute und als profilierter und sachkundiger Kritiker von Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer (SPD) auf.

Merkelbach ist damit bereits der zweite langjährige Genosse im Bad Kreuznacher Stadtrat, der der SPD in kurzer Zeit den Rücken kehrt. Ende vergangenen Jahres war der Winzenheimer Wolfgang Bouffleur nach über 50 Jahren Mitgliedschaft aus der SPD ausgetreten. Die beiden Ex-Genossen sitzen jetzt übrigens am selben Fraktionstisch. Nämlich in der Fraktionsgemeinschaft von FDP, Freien Wählern und Fairer Liste. Dazu hat der SPD-Stadtverband weitere Mitglieder verloren. Zum Beispiel durch Ummeldung in andere Ortsverbände. Das bedeutet: eine in Bad Kreuznach wohnende Genossin wird auf eigenen Wunsch als SPD-Mitglied etwa in der Verbandsgemeinde Rüdesheim geführt.

Das Austrittsschreiben des Hans Gerhard Merkelbach im Wortlaut:

An den SPD-Landesverband RLP, Romano-Guardini-Platz, 55116 Mainz, Telefax 06131 – 270 61 27, 6.2.2022, Kündigung meiner SPD-Mitgliedschaft, Sehr geehrte Damen und Herren der SPD Rheinland-Pfalz, nach rund 37-jähriger Mitgliedschaft in der SPD möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich meine Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung kündige. Die evtl. zu viel gezahlten Beiträge (ich zahle immer ein Jahr im Voraus) können sie gerne behalten. Ich denke schon seit längerem, darüber nach, die SPD zu verlassen. Da ich aber schon mehr als drei Jahrzehnte lang Mitglied bin und man nach so langer Zeit nicht einfach so austritt, habe ich bislang mehrere Kündigungsschreiben nie abgeschickt.

Seit meinen Eintritt in die SPD (1986 geworben durch das damalige SPD-Stadtrats- und Ortsbeiratsmitglied Günter Decker) war ich in vielen Jahren mit der Arbeit der SPD zwar nicht immer zufrieden. Doch das war für mich kein Grund auszutreten. Selbst wenn ich als Unternehmer gefragt wurde, warum ich in der SPD bin und ich doch eigentlich in eine andere Partei gehöre, war dies für mich kein Grund, die SPD zu verlassen. Auch die persönlichen Gespräche und die Korrespondenz mit dem damaligen Ministerpräsidenten Herrn Kurt Beck haben mich immer dazu bewogen, der SPD die Treue zu halten.

Doch in den vergangenen Jahren hat sich der SPD-Stadtverband Bad Kreuznach mit seinen Protagonisten derart verändert, dass ich mit deren Führungsstil und politischen Ränkespielchen schon lange nicht mehr einverstanden bin. Meine Hoffnung, dass es nach der jüngsten Stadtratswahl an der Spitze des SPD-Stadtverbandes Bad Kreuznach zur Veränderungen kommen würde, erfüllte sich nicht. Aber auch das habe ich seit zwei Jahren ertragen und meine Mitgliedschaft weiterhin aufrechterhalten. Doch jetzt ist etwas passiert, dass sich mit meinem demokratischen Grundverständnis und sozialdemokratischen Grundsätzen nicht vereinbaren lässt:

Die Bad Kreuznacher Oberbürgermeisterin nutzt ihre guten Kontakte zur ADD in Trier, um dem Ortsvorsteher und dem Ortsbeirat von KH-Ippesheim untersagen zu lassen, dass diese den vier Kandidaten für das OB-Amt im Internet zwölf sachliche Fragen stellen und um deren Beantwortung bitten. Die Tatsache, dass Frau Dr. Kaster-Meurer (SPD) zu solchen Tricks greift und offenbar dabei durch Genossen in der ADD (und wohl auch in der Landesregierung) unterstützt wird, ist für mich unerträglich. Derartige Einflussnahme auf das Wahlkampfgeschehen ist absolut unwürdig und schadet unserer Demokratie.

Kein Wunder, dass die Politikverdrossenheit unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger angesichts solcher Machtspielchen und Verfilzung der politischen Strukturen ständig zunimmt und so die Menschen den Parteien an den Rändern des politischen Spektrums zutreibt. Doch weil ich solche Auswüchse von demokratieschädigendem Verhalten nicht mittragen kann und nicht mittragen will, sehe ich mich nun gezwungen, die SPD zu verlassen, in der es offenbar niemand mehr gibt, der solchen Machenschaften entgegentritt. Politische Vorbilder wie Willy Brandt und Helmut Schmidt werden sich bestimmt im Grabe umdrehen… Mit freundlichen Grüßen Hans Gerhard Merkelbach”