Dr. Kaster-Meurer unterscheidet zwischen “Bürgern” und “Behinderten”

Die Meinung unseres Redakteurs
Claus Jotzo

Bei unzähligen Neubaumaßnahmen der Stadt ist das Versagen bei der Herstellung barrierefreier Zustände aktenkundig. Noch gestern Abend hat Steffi Otto (Grüne) als Mitglied im Planungsausschuss auf diese Defizite allgemein hingewiesen. Als aktuelle Fehlleistungen sind den Leser*Innen dieser Seite noch ungut in Erinnerung: am Haupteingang zur Fahrradgarage am Bahnhof wurde zunächst für tausende von Euro eine Treppe errichtet. Bis sich Widerstand regte (diese Seite berichtete). Daraufhin wurde die Treppe wieder abgerissen und eine Rampe gebaut. Warum das federführende Stadtbauamt nicht von Anfang an eine Rampe statt einer Treppe vorsah und durch diesen Planungsfehler den Steuerzahler*Innen hohe vermeidbare Zusatzkosten zumutete, wurde von der Stadtverwaltung bis heute nicht erklärt.

Und auch im Salinental bei der Herstellung der angeblich barrierefreien Rampe als Zugang von der B 48 zum Salinenbad wurde teurer Murks verbaut. Das deckte mit einer Diplomarbeit-würdigen Dokumentation die stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirates, Anette Glöckner (SPD) auf. Verantwortliche Baudezernentin ist Dr. Heike Kaster-Meurer. Die plappert gern von “Barrierefreiheit”. Wenn Kameras und Notizblöcke von Journalisten in der Nähe sind. Wie die OBin wirklich denkt, hat sie – wohl unfreiwillig – in einer von Stadtratsmitglied Gerhard Merkelbach (Liste Faires Bad Kreuznach e.V.) erzwungen Auskunft schriftlich dargelegt. Konfrontiert mit einem weiteren Verstoss ihres Stadtbauamtes gegen die Barrierefreiheit beim Bürgerhaus Winzenheim stellt Dr. Heike Kaster-Meurer wörtlich fest:

Quelle des von Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer unterschriebenen Dokumentes: Stadtratsmitglied Gerhard Merkelbach (Liste faires Bad Kreuznach e.V.)

“Dabei wurden die Belange der Bürger mit den temporären Einschränkungen für Behinderte abgewogen”. Die Sichtweise der Oberbürgermeisterin ist also: es gibt da “Bürger” und dort “Behinderte”. Und den “Behinderten” kann man in Winzenheim bei einem “dringenden Bedürfnis” durchaus zumuten, etwa 500 Meter zur nächsten Behindertentoilette zu fahren. Denn sonst hätte der Winzenheimer Ortsvorsteher ja kein neues Büro. Mirko Helmut Kohl (CDU) kam zwar bisher über sieben Jahre ohne aus. Aber aus Prestigegründen möchte er halt eines. Und die Tatsache, dass das CDU-Parteimitglied Kohl in den städtischen Ausschüssen regelmäßig mit der SPD stimmt und im Haupt- und Planungsausschuss gern auch mal wortreich die Oberbürgermeisterin unterstützt, hat seinem Anliegen sicher nicht geschadet.