Hochwasser: ab dem Frühstück fallen die örtlichen Pegel

Für Hochwasserforscher sind die Nahe und ihre Nebenflüsse und -bäche wissenschaftlich eine Herausforderung. Weil so gut wie unberechenbar. Trotz mittlerweile über Jahrzehnte gesammelter Erfahrungswerte läßt sich anders als für viele andere Flüsse nicht einfach “Pi x Daumen” ausrechnen, welche Niederschlagsmengen zu welchen Hochwasserständen führen. Trotz größtmöglicher Mühe sind Vorhersagen und Abschätzungen mit einer erheblichen Ungenauigkeit ausgestattet. Für den gestrigen 4.1.2021 war der Nahepegel Bad Kreuznach ab dem Montagnachmittag per Abschätzung mit bis zu 5 Meter angekündigt worden. Kein Hochwasser in bedrohlicher Höhe also.

Zwischen 4:30 und 5 Uhr pendelete sich der Höchststand am Pegel Bad Kreuznach zwischen 5,84 und 5,83 Metern ein. Und dürfte ab jetzt fallen. Denn …

Das änderte sich gestern Vormittag sehr schnell, als eine Vorhersage bis zu 6 Meter für möglich hielt. Das wäre dann schon ein fast ein Hochwasser geworden. Zumindest ein Nahewasserstand mit Gefahrenpotential bei anhaltenden oder sich verstärkenden Niederschlägen. U.a. der Nahe-Bypass um das städtische Abwasser- und das Kompostwerk des Kreises wäre bei diesem Stand geflutet. Am gestrigen Dienstagnachmittag dann wieder Entwarnung. Die Vorhersage wurde auf 5,70 bis 5,90 Meter zurückgenommen. Zu sehen bekommt diesen hohen Stand kaum jemand. Denn der wurde am heutigen frühen Morgen für zwischen 4 und 6 Uhr erwartet.

… am Pegel Oberstein “stürzt” der Wasserstand wegen dem Ende des Dauerregensnach unten: um rund 38% in nur 12 Stunden.

Zur Mittagszeit soll die Nahe dann schon “nur noch” 5,5 Meter hoch fliessen. Weil leider einige Dinge staatlich suboptimal und damit kritikwürdig organisiert werden und wegen den Folgen der Flutkatastrophe an der Ahr Vorurteile bestehen, an dieser Stelle sehr gern der Hinweis: nicht erst seit der Katastrophe an der Ahr ist das Informationsangebot zum Hochwasserschutz geradezu vorbildlich organisiert. Erfreulich transparent bietet das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz unter www.hochwasser-rlp.de/ tagtäglich umfassende Informationen und Daten der Meßstationen an allen Bächen und Flüssen an. Und macht in sehr anschaulichen Grafiken auch nachvollziehbar, wie schwer Vorhersagen und Abschätzungen zu Hochwasserverläufen sind.

Wieso der Pegel Bad Kreuznach nicht ganz so fiel, wie von den Fachleuten vorhergesagt und den entsprechend fallenden Pegelständen flussaufwärts “nahe”gelegt wurde, macht der Pegel Alsenz deutlich: statt wie erwartet zu fallen, stieg dieser Pegel sogar an. Und füllte die Nahe damit ein bisschen auf.