Rechte “Kampfkultur” friedlich nach hause geschickt

Aufgezogen war die „Neue Stärke Partei“ am Samstagnachmittag (11.12.2021) als selbsternannte “Wacht am Rhein”. Während das Soldatenlied aus dem Jahr 1870 mit der Aussage endet, “alle wollen Hüter sein”, war es nicht einmal ein Dutzend Rechtsextreme, die vor dem Eingang des Bad Kreuznacher Hauptbahnhofes “die Fahnen hoch im Wind flattern” lassen wollten. Welche Motive dabei eine Rolle spielen, machten die vermeintlichen Wächter deutlich, als sie elektronisch unterstützt auch die erste und zweite Strophe aus dem “Lied der Deutschen” (1840) intonierten.

Inklusive der von den Befürwortern zweier Weltkriege hochgeschätzten Textzeilen „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“ und “von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“. Rund 150 Gegendemonstranten, die meisten davon zur Teilnahme motiviert durch das Projekt “Kreuznach für Vielfalt”, stellten sich dem Häuflein rechter “Stärke” lautstark gegenüber. Deren klar formulierte Absicht: “rechtsextremer Kampfkultur sagen wir kultiviert den Kampf an!”

Das Demonstrationsrecht der „Neue Stärke Partei“ wurde durch eine, in mehreren Dutzend Mannschaftsfahrzeugen beigebrachte, sehr grosse Zahl von Polizeibeamten*Innen geschützt. Nur ein Teil befand sich vor Ort. Ein anderer Teil stand für den Fall der Fälle an anderer Stelle, beispielsweise auf dem Betriebshof der Feuerwehr, bereit. Der Bahnhofsvorplatz war mit Sperrgittern in Zonen aufgeteilt, so dass sich Demonstranten und Gegendemonstranten nicht zu nahe kamen.

Klarstellung: wie lautet der Text der deutschen Nationalhymne?

Die deutsche Nationalhymne in der aktuellen Fassung ist die dritte Strophe des Deutschlandliedes (festgelegt durch den Schriftwechsel vom 19. beziehungsweise 23. August 1991 zwischen Bundeskanzler Kohl und Bundespräsident von Weizsäcker, veröffentlicht im Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Nr. 89/1991 vom 27. August 1991).

Der Text der Nationalhymne lautet:

Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben,
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland!
Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland!

Quelle: Bundesregierung

Das Singen der ersten und zweiten Strophe ist nicht verboten. Aber da jene, die es tun, so gut wie nie in der Lage sind, die Bedeutungsinhalte und historischen Gegebenheiten der Zeit der Entstehung dieser Textzeilen (vor fast genau 160 Jahren) auch nur korrekt anzugeben und die Folgen, u.a. in Form von zwei Weltkriegen, verantwortlich einzuordnen, ist das Singen dieser Sätze bei gebildeten und geschichtsbewußten Deutschen verpönt. Nur zu Erinnerung:

Der Autor des Liedes (wie seine Zeitgenossen) konnte es ohne jeden Protest ertragen, dass die in seinem Lied so hochgelobten “deutschen Frauen” als deutsche Menschen zweiter Klasse kein Wahlrecht hatten. Und spätestens der Hitler-Stalin-Pakt und der zweite Weltkrieg sollten massive Zweifel in den Verfechtern der “deutschen Treue” aufwerfen. Auch die Tatsache, dass es nordamerikanische Rassisten sind, die “Von der Etsch bis an den Belt” gröhlen, ohne auch nur den Schimmer einer Ahnung davon zu haben, um was es sich dabei handelt, sollte nationalbewußte Deutsche zum Nachdenken über diese Zeilen anregen. Und nicht zum Mitsingen.